Gold: Auf dem Weg zu neuem Glanz?
Diese Entwicklung spiegelt sich im ETC-Handel wider. "Insbesondere ab Mitte vorletzter Woche zog die Nachfrage nach Gold-Produkten spürbar an", meldet Carsten Schröder. Der Händler der Commerzbank spricht von Kaufüberhängen bei Goldwerten aller Emittenten und nennt als Beispiel den Source Physical Gold (WKN A1MECS), db Physical Gold (WKN A1E0HR), Xetra Gold (WKN A0S9GB) und db Physical Gold Euro Hedged (WKN A1EK0G). Ein Zertifikat auf Silber (WKN A1KX35) käme bei Investoren ebenfalls gut an.
ETF Securities bestätigt den Trend. Unterm Strich seien Gold-ETCs (WKNs A0KRJZ, A0N62G, A0V9YZ) des britischen Emittenten in der vergangenen Woche mit 552,1 Millionen US-Dollar die höchsten Summen in der Geschichte des Unternehmens zugeflossen. "345 Millionen US-Dollar verbuchten wir allein an einem Tag", kommentiert Jan-Hendrik Hein. Das Vertrauen der Anleger gegenüber der Stabilität des europäischen Finanzsystems rückte zunehmend in den Mittelpunkt der Diskussionen, wie Hein beschreibt. Das erhöhe den Druck auf die Europäische Zentralbank, über zusätzliche geldpolitische Impulse nachzudenken. Außerdem stehe hinter einem weiteren Zinsschritt in den USA in diesem Jahr mit einer Wahrscheinlichkeit von gegenwärtig nur noch 30 Prozent ein dickes Fragezeichen.
Kurzfristig noch Luft nach oben
"Hier breitet sich gerade die Sorge vor einer neuen Finanzkrise aus, was auch an den überproportionalen Verlusten von Bankaktien abzulesen ist", urteilt Volker Skowski von Heraeus Metals. Kopfschmerzen bereiteten unter anderem das Kredit-Engagement der Finanzinstitute im Energiesektor und Zweifel an der Konjunkturentwicklung in den USA, Europa und China. "Mit einer weiteren Zinserhöhung in den USA rechnet in naher Zukunft niemand mehr", meint auch Skowski. Derzeit würden gar Zinssenkungen thematisiert. Gold profitiere von dieser Entwicklung. "Wir schließen einen Anstieg des gelben Edelmetalls bis auf 1.274 US-Dollar und in Folge bis auf 1.287 US-Dollar pro Feinunze nicht aus." Allerdings erhöhe sich mit einer Aufwärtsbewegung das Risiko einer - zumindest temporären - Korrektur durch Gewinnmitnahmen.
Öl: Kein einheitliches Bild
Bei Öl scheiden sich die Geister. Einerseits verbucht ETF Securities einen Nachfrageüberhang nach Werten wie ETFS Brent Crude (WKN A1N49P) und ETFS Daily Leveraged WTI Crude Oil (WKN A0V9YX), die von steigenden Kursen profitieren. Ebenso registriert Marcel Sattler von der ICF Bank überwiegenden Zuspruch für Öl-Werte. Unterm Strich gekauft worden seien beispielsweise der ETFS Brent 1 month (WKN A0KRKM) und ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX). "Die Tiefststände bei Öl nutzten Investoren für einen Einstieg in Öl ETCs."
Gleichzeitig deckten sich Anleger laut ETF Securities mit Short-Produkten wie ETFS Short Crude Oil (WKN A0V9XY) ein. Mit Nettozuflüssen in Höhe von 50 Millionen US-Dollar für Long Öl-ETCs überwiege indes der Optimismus. Insgesamt seien Öl-Produkte 58,5 Millionen US-Dollar schwerer. Eine nachhaltige Erholung am Markt hält Hein auf kurze Sicht indes für eher unwahrscheinlich: "Es gibt zu wenig grundlegende Veränderungen am Ölmarkt."
Es wird noch eine Weile dauern, bis sich eine Balance zwischen globalem Angebot und globaler Nachfrage einstellt", stimmt Frank Klump von der LBBW bei. Im ersten Halbjahr 2016 werde der Überschuss laut Internationaler Energieagentur rund 1,75 Millionen Barrel betragen.
Iranische Zustimmung ungewiss
Von Förderkürzungen scheinen die Ölproduzenten derzeit eher Abstand zu nehmen. Stattdessen haben die Ölminister von Saudi-Arabien, Russland, Katar und Venezuela laut Eugen Weinberg den jüngsten Vorschlag Venezuelas aufgegriffen und das Einfrieren der Produktion auf dem Niveau von Januar beschlossen. "Ob dies zu einem Abbau des Überangebots führt, bleibt abzuwarten, denn dazu müssten sich Iran und Irak an dieser Vereinbarung beteiligen", bemerkt der Rohstoffexperte der Commerzbank. Der Irak habe zwar vor Wochen seine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, eine Einigung mitzutragen. Dass der Iran seine Ölproduktion nach der Aufhebung der Sanktionen auf dem niedrigen Niveau von 2,9 Millionen Barrel pro Tag belässt, ist nach Einschätzung von Weinberg aber eher unwahrscheinlich. "Oberste Ziel Teherans ist es, verloren gegangene Marktanteile zurückzuerlangen."
Gut für die Konjunktur
Wie angespannt Anleger sind, erkenne man daran, dass Öl- und Aktienbörsen seit zwei Monaten in die gleiche Richtung liefen. Damit drückten fallende Ölpreise derzeit auf die Aktienmärkte. Nach Auffassung von Weinberg gibt es gleich mehrere Gründe für diese Entwicklung. Zum einen führe der Markt die Ölpreisschwäche auf die geringe Nachfrage zurück und sehe im Ölpreisverfall selbst systemische Risiken. Auch schürten die langfristigen Inflationserwartungen der Marktteilnehmer Deflationsbefürchtungen. Weinberg sieht dies anders: "Wir sind überzeugt, dass die aktuellen Ängste übertrieben sind und die positiven Aspekte eines gefallenen Ölpreises für die meisten entwickelten Volkswirtschaften überwiegen."
von: Iris Merker
© 17. Februar 2016, Deutsche Börse AG
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