Buchmachern zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts derzeit nur noch bei etwa 24 Prozent. Noch vor fünf Tagen hatte sie bei 40 Prozent gelegen. Dies sorgte auch an den Aktienmärkten für weitere Entspannung: Dax und https://www.boerse-online.de/aktien/index/Euro_Stoxx_50 legten bis zum Nachmittag 0,7 und ein Prozent auf 10.027 und 2970 Zählern zu, nachdem sie schon am Montag jeweils mehr als drei Prozent gewonnen hatten.Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ebenfalls steigende Kurse.

Viele Börsianer blieben aber auch vorsichtig. Umfragen zeichneten weiter ein uneinheitliches Bild. "Die Weichen stehen im Moment für einen Verbleib in der EU, aber es ist noch zu früh, um sich zu positionieren", warnte Währungsexperte Manuel Oliveri von der französischen Bank Credit Agricole. Der US-Milliardär George Soros geht bei einem Brexit von einem Einbruch des Pfunds um möglicherweise mehr als 20 Prozent aus. Es würde schlimmer für die britische Währung als im Jahr 1992 kommen, sagt er dem "Observer". Soros strich in dem Jahr einen großen Gewinn ein, als er gegen das Pfund wettete.

Unterstützung bekamen die Optimisten vom ZEW-Index: Das Barometer für die Konjunkturerwartungen der deutschen Börsenprofis in den nächsten sechs Monaten stieg im Juni um 12,8 auf 19,2 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit rund einem Jahr. Zudem machte das Bundesverfassungsgericht den Weg für die Euro-Rettungspolitik der EZB mit Auflagen frei. Im Krisenfall kann die Europäische Zentralbank damit unter Beteiligung der Bundesbank Euro-Ländern über den Kauf von Staatsanleihen unter die Arme greifen.

AKTIONÄRE BEÄUGEN MILLIARDEN-ÜBERNAHME VON KION KRITISCH



Die Erleichterung der Anleger spiegelte sich auch in den Kursen der Finanzwerte wider: So zählten Deutsche Bank und Commerzbank mit einem Plus von über einem Prozent zu den Dax-Favoriten. Im EuroStoxx standen die italienischen Institute Intesa Sanpaolo und Unicredit mit Kursgewinnen von jeweils mehr als zwei Prozent ganz oben.

Eine milliardenschwere Übernahme gefiel dagegen den Aktionären von Kion gar nicht: Die Aktien brachen um acht Prozent auf 44,80 Euro ein. Der im MDax gelistete Gabelstapler-Hersteller will US-Finanzinvestoren den Hersteller Dematic - ein Anbieter von Förder- und Lagersystemen und eine frühere Tochter von Mannesmann und Siemens - abkaufen und plant dafür eine Kapitalerhöhung. Die schiere Größe des Deals sei überraschend, sagte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Ein Gewinnsprung bei der Tochter CorpEnergies schob dagegen Südzucker um drei Prozent an und damit an die MDax-Spitze.

An der Londoner Börse gab ein starkes Geschäft der Kaffeehaus-Tochter Costa Coffee Whitbread Auftrieb. Die Aktien des britischen Hotel- und Restaurantkette, die auch in Deutschland Filialen betreibt, stiegen um bis zu 4,2 Prozent und waren damit zeitweise Spitzenreiter im "Footsie". Der britische Leitindex notierte kaum verändert, nachdem auch er am Montag gut drei Prozent gewonnen hatte.

rtr