Hoffnungsschimmer für alle Gold-Anhänger. Zuletzt hat sich der Preis für die Feinunze, nicht zuletzt dank einem etwas nachgebenden Dollar, wieder etwas vom Jahrestief bei knapp 1.150 Dollar in Richtung 1.200 Dollar erholt. An dem seit September 2009 bestehenden Abwärtstrend hat dies bisher aber nichts geändert und auch 2015 hat sich die Notiz per Saldo bisher praktisch nicht bewegt.

An und für sich ist das eine etwas enttäuschende Entwicklung. Schließlich gibt es mit einem möglichen Euro-Ausstieg der Griechen oder zahlreichen politischen Problemen weltweit, wie etwa der jüngsten militärischen Eskalation im Jemen, genügend Faktoren, die Gold in seiner viel beschworenen Funktion als Hort der Sicherheit wieder stärker hätten ins Spiel bringen können.

Auf Seite 2: Langfristig erwarten Experten deutlich höhere Kurse



Hoffnung können die Gold-Bullen aber aus einem Research-Report der australischen Australia & New Zealand Banking Group (ANZ) schöpfen. Denn die Analysten dort sagen in dem Bericht unter dem Titel "East to El Dorado: Asia and the Future of Gold’ deutlich steigende Goldpreise voraus, zumindest langfristig betrachtet. Selbst neue Rekorde werden für möglich gehalten. Konkret soll der Goldpreis bis 2025 auf 2.000 Dollar je Feinunze steigen und bis 2030 auf 2.400 Dollar.

Spielen die Rahmendaten dem Gold in die Hände, seien sogar noch höhere Preise denkbar. Falls sich die Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft schwieriger gestalten als erhofft oder das Weltwirtschaftssystem wieder verstärkt Notsignale senden, dann sei auch ein Anstieg bis auf 3.230 Dollar nicht ausgeschlossen.

Auf Seite 3: Preistreiber Asien



Nachfrage aus Asien als potenzieller Preistreiber

Als Preistreiber im Basisszenario dürfte vor allem Asien fungieren. Die Goldnachfrage aus dieser Region soll sich laut ANZ Bank bis 2030 glatt verdoppeln. Aber auch die Nachfrage von institutionellen Investoren und Privatpersonen soll bis zum Jahr 2030 auf 5.000 Tonnen jährlich von derzeit 2.500 Tonnen zulegen. Zudem wird mit einer steigenden Nachfrage von Seiten der Notenbanken gerechnet.

Die Prognosen von ANZ-Chefvolkswirt Warren Hogan und Rohstoffstratege Victor Thianpiriya basieren dabei nicht zuletzt auf der Annahme steigender Einkommen, die in Asien zu einer anziehenden Nachfrage führen dürfte. Viele Asiaten haben bekanntlich ein viel innigeres Verhältnis zu Gold als viele Westeuropäer und wenn die Einkommen steigen, dann können Anhänger ihre Begeisterung für das gelbe Edelmetall einfacher in die Tat umzusetzen.

Die rege Nachfrage dort hat zwar auch mit den oft noch immer begrenzten Möglichkeiten zu tun, die das dortige Finanzsystem bis jetzt bieten. Davon profitiert Gold, weil es häufig nicht den gleichen Regularien unterliegt. In den nächsten fünf bis zehn Jahren dürften die lokalen Finanzsystem laut Hogan und Thianpiriya auch weiterhin einigen Restriktionen unterliegen und dadurch den Goldpreis unterstützen. Bis heute fällt das Interesse der Asiaten am Gold aber auch unabhängig davon ausgeprägter aus, als dies rein finanzielle Überlegungen erwarten lassen würden.

Trotz der Beliebtheit des Goldes bei den Asiaten muss man auch folgendes wissen: Den letzten verfügbaren Daten zufolge bewegte sich unter den aufstrebenden Asien 10-Ländern der Goldkonsum pro Kopf auf durchschnittlich nur 0,7 Gramm. Das ist in etwa lediglich die Hälfte dessen, was pro Person in reicheren Ländern wie Deutschland, USA, Kanada, Südkorea oder Japan konsumiert wird. Dieser Hintergrund lässt Hogan und Thianpiriya bei zunehmender Industrialisierung und einem steigenden Wohlstand in Asien eine Verdoppelung des Verbrauchs pro Kopf in den Asien 10-Ländern prognostizieren.

In Asien zeichnet sich folglich eine deutlich anziehende Nachfrage ab. Nach Angaben der ANZ Bank nehmen Rohstoffe in den Portfolios von Investoren in den entwickelten Ländern einen Anteil von rund zwei Prozent ein. Wobei einige Studien bei einer optimalen Aufteilung sogar einen Anteil von rund fünf Prozent näherlegen würden. Gold dürfte beim derzeitigen Rohstoffanteil vermutlich rund die Hälfte ausmachen. Auch basierend darauf rechnen Hogan und Thianpiriya wie bereits eingangs erwähnt bis 2030 mit einem Anstieg der Goldnachfrage in Asien von derzeit 2.500 Tonnen auf 5.000 Tonnen.

Auf Seite 4: Die Bedeutung der asiatischen Notenbanken



Notenbanken in Asien als Nettokäufer

Verstärkte Nachfrage aus Asien dürfte zudem auch durch die lokalen Notenbanken entstehen. Denn sie müssten ihre Goldbestände erhöhen um dadurch das Vertrauen in die flexiblen Währungssysteme zu erhöhen. Die Währungsreserven vieler dieser Länder hätten sich seit der Asienkrise in den späten 1990er-Jahren bereits spürbar erhöht. Weil bei den Notenbanken im Rest der Welt von einem unveränderten Goldbestand ausgegangen wird, würde der öffentliche Sektor insgesamt in den kommenden Jahren als Nettokäufer von Gold (geschätzte 75 Tonnen pro Jahr) auftreten.

Zumal die auch von der hohen Verschuldung im öffentlichen Sektor ausgelösten jüngsten Krisen im Finanzsystem gezeigt hätten, wie wichtig auch für Zentralbanken eine Diversifizierung der von ihnen gehaltenen Reserven sei. Einer Studie des Internationalen Währungsfonds zufolge würden die Notenbanken Gold als ein Asset wahrnehmen, mit dem sich Risiken verringern lassen. Das decke sich auch mit einer von der ANZ-Bank Anfang 2014 unter Zentralbanken und Staatsfonds durchgeführten Umfrage. Damals stufte fast die Hälfte der Befragten Gold langfristig gesehen als sicheren Hafen ein. Zudem gingen 60 Prozent von einem steigenden Anteil von Gold in den Bilanzen der Zentralbanken in den beiden Folgejahren aus und rund die Hälfte meinten, Gold könne die Risiken in einem Portfolio senken.

Würde alle Zentralbanken weltweit mindestens fünf Prozent ihrer ausländischen Währungsreserven in Gold halten, dann müssten sie fast 8.000 Tonnen Gold kaufen, wie Hogan und Thianpiriya vorrechnen. Doch das sei ein schwieriges Unterfangen, falls die Notenbanken mit solchen Aktivitäten den Goldpreis nicht beeinflussen wollen.

Was die Weltwirtschaft und den Finanzsektor angeht, so sieht man bei der ANZ-Bank diese auch im kommenden Jahrzehnt noch mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Diese dürften einer Rückkehr der Zinsen auf früher übliche Niveaus bis auf weiteres entgegenwirken.

Die Wahrscheinlichkeit eines Eintreffens der zentralen Vorhersage eines Goldpreises von 2.000 Dollar im Jahr 2025 wird eine Wahrscheinlichkeit von 45 Prozent zugebilligt. Verknüpft sei diese Prognose mit der Annahme eines moderaten weltweiten Wirtschaftswachstums im nächsten Jahrzehnt von drei bis vier Prozent. Das dürfte von anziehenden Realrenditen begleitet werden, was bescheidene Rendite bei Aktien und Anleihen erwarten lasse und das wiederum sollte den Goldpreis stützen.

Auf Seite 5: Die kurzfristigen Aussichten



Kurzfristig keine Preisexplosion zu erwarten

Bei aller langfristigen Zuversicht beinhaltet der ANZ-Report aber auch einen wichtigen Wermutstropfen für alle Gold-Bullen. Denn kurzfristig rechnen auch Hogan und Thianpiriya nicht mit durch die Decke gehenden Goldpreisen. Sie sehen das Edelmetall zunächst um die Marke von 1.100 Dollar handeln. Gebremst würden die Notierungen vermutlich nicht zuletzt durch anhaltende Verkäufe von Gold-ETFs.

Von zentraler Bedeutung bei allen Preisprognosen sei aber natürlich auch die Entwicklung des Goldangebots. Um für Zentralbanken als Maßeinheit verwendbare zu sein, dürfe das Angebot einerseits nicht zu knapp ausfallen, andererseits dürfte es aber auch nicht zu üppig sein, weil damit inflationäre Effekte einhergingen.

Das Primärangebot an Gold überstieg im Jahr 2013 mit 3.019 Tonnen erstmals die Marke von 3.000 Tonnen. Um profitabel arbeiten zu können, würden rund 20 Prozent der Minen einen Goldpreis von mindestens 1.200 Dollar benötigen und falls das Angebot ausgebaut werden sollte, dürfte die Mehrzahl der neuen Minen diese Gewinnschwelle noch erhöhen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Rückgewinnung von Gold als Angebotsquelle an Bedeutung gewinnen, aber auch hierfür seien hohen Preise nötig, damit sich solche Aktivitäten auch lohnen. Berechnungen der ANZ Bank zieht die Kostenkurve so oder so bei rund 1.000 Dollar je Feinunze einen Boden unter den Goldpreis. 1.000 Dollar ist auch deshalb jener Preis, den sich die ANZ-Analysten als absolute Untergrenze in einem Negativszenario beim Goldpreis vorstellen können.