WAS BEI APPLE LOS IST:
Der ehemalige Technikenthusiasten-Ausstatter aus dem Silicon Valley verdient sein Geld neben Computern, Smartphones und Wearables inzwischen mit einem bunten Strauß an Dienstleistungen. Dazu gehören neben Abo-Services wie iTunes-Music und dem Gamingdienst Apple Arcade auch Portale für Zeitungen und Zeitschriften sowie eine Kreditkarte. Jüngst kam der Videostreamingdienst AppleTV Plus hinzu. Statt wie ein Technologiekonzern alter Schule wird der Gigant aus Cupertino daher der breiter aufgestellten Konkurrenz um Amazon immer ähnlicher.
Nach turbulenten Monaten für die Weltwirtschaft setzte Apple auf einen milden Abschluss des Jahres 2019. Trotz eines leichten Gewinnrückgangs im Sommerquartal rechnete Konzernchef Tim Cook mit einem guten Weihnachtsgeschäft. Daneben hoben sowohl das klare Wahlergebnis in Großbritannien als auch die Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China die Stimmung in der Branche.
Zudem einigte sich Apple mit QUALCOMM, dem Hersteller seiner Smartphone-Modems, in einem Patentstreit. In Zukunft will der Konzern ganz auf den Zulieferer verzichten. Durch die Übernahme von Intels Modem-Sparte holte sich Apple wichtiges Know-how für das Geschäft mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G ins Haus. Bis zur Marktreife der ersten eigenen Geräte ist das Unternehmen jedoch noch an Qualcomm gebunden.
Im Geschäft mit vernetzten Geräten arbeitet Apple neuerdings mit der Konkurrenz um Amazon und Google zusammen. Gemeinsam wollen die beteiligten Unternehmen einen technischen Standard für sogenannte Smarthome-Geräte entwickeln. In Zukunft sollen Geräte verschiedener Hersteller in einem Netzwerk kommunizieren können. Doch auch das Feld mit vernetzten Geräten (Internet of Things) birgt Fallstricke.
Ins Visier von Verbraucher- und Datenschützern geriet nach Amazon und Google auch Apple, nachdem bekannt geworden war, dass die Unternehmen Gespräche ihrer Nutzer unbemerkt aufzeichneten, um ihre Sprachassistenten Alexa, Siri und Google Assistant weiterzuentwickeln. Ton-Aufnahmen wurden nicht nur von Mitarbeitern der Unternehmen, sondern auch von Dienstleistern händisch ausgewertet. Eine ausdrückliche Einwilligung der Nutzer fehlte. Obwohl Apple die Praxis änderte, verspielte der Konzern einiges Ansehen.
In Deutschland wollen Behörden derweil Anbietern den Zugang zu Apples Technik ermöglichen. Die Bundesregierung zwingt das Unternehmen per Gesetz, Banken und anderen Finanzdienstleistern Zugang zur NFC-Schnittstelle des iPhones zu gewähren. Bisher können Banken-Apps nur via Apple Pay kontaktloses Zahlen auf dem iPhone ermöglichen. Nach den Sparkassen, der Deutschen Bank und der Commerzbank wollen nun auch die Genossenschaftsbanken mit Apple Pay zusammenarbeiten. Bald soll über Apple Pay auch in Deutschland kontaktloses Zahlen nicht nur mit der Kreditkarte, sondern auch mit der Girocard möglich sein.
WIE DIE AKTIE SICH ENTWICKELT:
Neue Höchststände gab es bei der Apple-Aktie seit Mitte 2019 fast täglich, der Kursanstieg beläuft sich seit Anfang Juni auf rund 80 Prozent. Anfang 2020 überschritt der Kurs sogar die 300-Dollar-Marke, aktuell liegt der Rekordwert gar bei fast schon 320 Dollar.
Nicht überraschend liegt die Marktkapitalisierung mit zuletzt fast 1,4 Billionen Euro damit weiter deutlich über der Billionen-Marke. Wäre da nicht der 2019 an der Börse gestartete Öl-Gigant Saudi Aramco (Aramco (Saudi-Aramco)) - Apple wäre das unangefochten teuerste börsennotierte Unternehmen der Welt.
WAS DIE ANALYSTEN SAGEN:
Samik Chatterjee, Analyst der US-Bank JPMorgan (JPMorgan ChaseCo), sieht Apple in einem positiven Licht und bestätigte jüngst sein Kursziel von 296 Dollar für die Aktie. Er erwarte zwar eine Korrektur bei der Bewertung infolge der steigenden Investitionen in das Dienstleistungsgeschäft, jedoch wird sich das nach seiner Ansicht langfristig auszahlen: Er glaubt an eine Rückkehr auf das derzeitig gute Kurs-Gewinn-Verhältnis auch dank zusätzlicher Impulse durch die neue iPhone-Generation im Jahr 2020. Neben steigenden Absatzzahlen bei iPhone und Dienstleistungen rechnet Chatterjee mit wachsenden Gewinnen im Jahr 2020.
Robert Muller vom Analysehaus RBC Capital schlug in dieselbe Kerbe. Er stützt sich jedoch vor allem auf das Kundeninteresse im Netz. Hier treibe vor allem das iPhone 11 das Stimmungsbarometer nach oben. Er erwartet zudem, dass sich dies im kommenden Geschäftsjahr fortsetzt, das im Oktober 2020 beginnt. Hierbei habe dann auch der neue schnelle Mobilfunkstandard 5G seinen Anteil. Daher blieb er bei seiner positiven Einschätzung und hob das Kursziel auf 330 Dollar.
Die Mehrheit der Analysten sieht das Unternehmen positiv. 27 der bei Bloomberg gelisteten Experten empfehlen einen Kauf, 13 ein Halten der Papiere und nur 8 einen Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit knapp 290 Dollar jedoch unter dem derzeitigen Tageskurs.
dpa-AFX