Für Apple-Jünger ist es ein magischer Ort: Im Hörsaal der Kunstakademie von Cupertino, gleich neben dem Firmensitz des Kultkonzerns, präsentierte Mitgründer Steven Jobs 1984 den Macintosh-Computer. Es war der Beginn einer der größten Erfolgsstorys der Wirtschaftsgeschichte. Am kommenden Dienstag wird Tim Cook, Jobs’ Nachfolger an der Konzernspitze, die Bühne des Auditoriums betreten. In die Geschichtsbücher wird es Cooks Präsentation wohl nicht schaffen, Aktionäre aber erwarten kurstreibende Ankündigungen.

Sicher ist: Apple wird die neue Generation seines Mobiltelefons präsentieren. Das iPhone hat den Konzern vom Nischenanbieter zu einem Massenphänomen transformiert. Seit der Präsentation der ersten Version im Jahr 2007 hat das Gerät in jedem Jahr neue Absatzrekorde erzielt. Insgesamt wurden mehr als 500 Millionen Stück verkauft. Auch für das laufende Jahr wird ein neuer Bestwert erwartet.

Apples Erfolg ist zugleich die größte Herausforderung. Im vergangenen Jahr verkaufte der Konzern innerhalb von drei Tagen neun Millionen Stück der neuen iPhone-5-Modelle. Die Messlatte liegt jetzt entsprechend hoch. Zumal das iPhone das mit Abstand wichtigste Produkt ist: Im vergangenen Quartal erwirtschaftete Apple damit mehr als die Hälfte seines Umsatzes. Mit anderen Worten: Floppt das iPhone 6, droht der Aktie ein massiver Einbruch.

Die Erfolgsaussichten des neuen Apple-Handys aber sind gut. Erstmals gibt es das Gerät mit größerem Bildschirm, auf dem viele Programme, die sogenannten Apps, besser genutzt wer­den können. Das dürfte nicht nur die Stammkundschaft zum Kauf anregen, sondern zusätzlich viele neue Käufer an­locken. Auch für Geschäftsleute wird das iPhone damit attraktiver.

Trotzdem ist die Aktie im Vorfeld der Präsentation unter Druck geraten. Die Sorge: Ein erfolgreicher iPhone­-Start könnte nach einem Kursgewinn von 30 Prozent seit April bereits im Kurs ver­arbeitet sein. Das Analysehaus Pacific Crest warnte diese Woche: Man werde die Anlageempfehlung für die Apple­-Ak­tie wahrscheinlich senken, falls die Prä­sentation nicht eine "massive Gelegen­heit für Profitsteigerungen" aufzeige.

Ein potenzieller Kurstreiber ist die lang erwartete Apple-­Uhr, die iWatch. Mit ihr würde Apple eine ganz neue Pro­duktkategorie erschließen. Auch mit sei­ner Software will der Konzern neue Im­pulse setzen. So dürfte das iPhone mit einem neuen Bezahldienst ausgerüstet werden. Entsprechende Vereinbarun­gen mit den großen US-Kreditkarten­konzernen wurden laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg be­reits getroffen.

Wie ergiebig diese neuen Geschäfts­felder sein werden, lässt sich schwer vo­raussagen. Der langfristige Trend aber dürfte durch die neuen Produkte weiter beflügelt werden: ein wachsendes Uni­versum, in dem immer mehr Kunden Apple­-Dienste nutzen und neben iPhone auch andere Produkte wie iPad oder Mac-­Computer kaufen.

Generell steht die Aktie auf einem so­liden Fundament. Die Cashreserven von zuletzt 164,5 Milliarden Dollar decken rund ein Viertel des Börsenwerts ab. Das relativiert das vergleichsweise ho­he Kurs­-Gewinn­Verhältnis. Charttech­nisch steht die Aktie an einer kritischen Schwelle: dem alten Rekordhoch von 100 Dollar (rund 76 Euro) aus dem Sep­tember 2012. Scheitert der Durchbruch, droht ein Rückschlag bis in die Region von 90 Dollar. Langfristig erwartet die Redaktion bei Apple aber deutlich hö­here Kurse.

Auf Seite 2: Investor-Info

Kurz vor der iPhone- Präsentation am 9. September litt die Aktie unter Gewinnmitnahmen. Auf kurze Sicht ist das alte Rekordhoch bei umgerechnet 76 Euro ein harter Widerstand. Langfristig bleibt Apple dank des starken Portfolios jedoch attraktiv.

Kurs: 75,80 Euro

Ziel: 110,00 Euro

Stopp: 59,50 Euro

Kaufen