Gefühlt ist es eine Ewigkeit her: In der ersten Handelswoche 2019 schockte Apple die Finanzmärkte mit einer Umsatzwarnung. Das neue iPhone verkaufte sich nicht wie erwartet, vor allem in China. Der Aktienkurs stürzte um zehn Prozent ab. Der Schreck hielt nur kurz: Apple beendete das Jahr mit einem Wertzuwachs von 89 Prozent auf Dollarbasis und ist somit der Top-Performer 2019 im amerikanischen Aktienindex Dow Jones Industrial. Bei einer Marktkapitalisierung von 1,3 Billionen Dollar ist der Konzern so wertvoll wie nie.

Das vermeintliche Ende der Erfolgsgeschichte war rückblickend der Beginn eines neuen Kapitels: Apple, der iPhone-Hersteller, wird zum Dienstleister. Basis sind die mehr als 1,4 Milliarden Geräte, die mit Apples Betriebssystem iOS laufen. Wer ein iPhone, iPad oder einen Mac-Computer besitzt, nutzt automatisch die vielen Service­angebote des Konzerns: Software, Filme, Musik, TV-Shows, Speicherplatz oder auch bargeldloses Bezahlen - das alles können Apple- Kunden bequem über ihre Geräte nutzen, vieles davon als Abo.

In dem zum September beendeten Geschäftsjahr kamen bereits 18 Prozent des Konzernumsatzes aus dem Servicegeschäft. Die Einnahmen dort sind stabiler, da sie nicht so stark von Innovationszyklen abhängen wie etwa das iPhone. Erfreulich entwickelt sich auch das Geschäft mit kleineren Produkten. Insbesondere die kabellosen Kopfhörer, die AirPods, sind gefragt. Auch sie halfen, die zuletzt leicht rückläufigen Umsätze aus dem iPhone-Geschäft aufzufangen, die immer noch über die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen.

Nebenbei hat Apple-Chef Timothy Cook auf der politischen Bühne großes Geschick bewiesen: Der von US-Präsident Donald Trump entfachte Handelsstreit ist für ­Apple brisant, weil der Konzern den Großteil seiner Produkte in China produzieren lässt. Cook hat sich mehrmals mit Trump getroffen und Schutzzölle gegen Apple-Produkte abwenden können. Dass Trump einen PR-Termin bei Apple für seinen Wahlkampf instrumentalisierte, nahm Cook in Kauf.

Neue Dimensionen


Im neuen Jahr könnte das iPhone wieder stärker in den Vordergrund rücken: Für September wird erstmals ein für 5G-Technologie taugliches Modell erwartet. Das, so argumentiert das Analysehaus Wedbush, könnte einen Superzyklus starten. Der neue Mobilfunkstandard dürfte mit schnellen Übertragungsraten auch das Serviceangebot von Apple attraktiver machen.

Die Aktie hat nach dem starken Kursanstieg bereits viele gute Nachrichten verarbeitet. Gemessen an der eigenen Historie ist das Papier zudem teuer. Die vielen ­Optimisten halten dagegen, dass Apples Geschäft durch die wachsende Bedeutung der Dienstleistungen weniger riskant geworden ist. Darum habe die Aktie heute einen deutlich höheren Multiplikator verdient als in früheren Jahren. Die aktuellen Kursziele der Analysten für Apple reichen bis 350 Dollar, rund 312 Euro.

Voll im Trend: Die Apple-Aktie steigt in kleinen Schritten. Der Chartverlauf entspricht dem eines typischen Momentumwerts.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 310,00 Euro
Stoppkurs: 135,00 Euro