Eine Börsenregel besagt "Greife nie in ein fallendes Messer". Gerade für Börsenneulinge ist sie von großer Bedeutung. Ihr steht jedoch das Sprichwort "Kaufen, wenn die Kanonen donnern" gegenüber. Bei der einstigen Vorzeigeaktie Apple sieht es derzeit so aus, als würden beide Ansätze passen - ein guter Anlass, die Papiere des US-Technologiekonzerns genauer unter die Lupe zu nehmen.
Mit etwa 96 US-Dollar (rund 88 Euro) notiert die Aktie heute so günstig wie seit September 2014 nicht mehr. Von diesem Niveau aus stieg das Papier damals in der Spitze über 37 Prozent auf ein Allzeithoch bei 134,54 US-Dollar.
Wenn man einen Blick auf die fundamentale Bewertung wirft, so wird die Attraktivität dieser günstigen Aktie erkennbar. 2014 erreichte der Gewinn pro Aktie 6,45 US-Dollar, was einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von - zumindest für US-Verhältnisse - bereits preiswerten 15,2 entsprach. Heute notiert der Kurs ähnlich tief, der Gewinn pro Aktie konnte jedoch im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 9,22 US-Dollar gesteigert werden. Dies kommt demnach einem KGV von rund 10,4 gleich, was den Schnäppchencharakter des Apple-Konzerns deutlich unter Beweis stellt.
Auf Seite 2: Vielen Dank den Analysten
Vielen Dank den Analysten
Am 26. Januar hat das Unternehmen seinen ersten Quartalsbericht für das Geschäftsjahr 2015/2016 vorgestellt. Zwar verbuchte Apple mit einem Umsatz von 75,9 Milliarden US-Dollar einen neuen Rekord, und auch der Gewinn kletterte auf nie dagewesene 18 Milliarden US-Dollar, all dies reichte jedoch nicht aus, die Analysten positiv zu stimmen.
Die Erwartungen der Aktienexperten wurden einmal mehr nicht erfüllt, wodurch das Unternehmen am Markt heftig abgestraft wurde und somit heute wieder günstig zu haben ist. Das einzig Negative scheint aber der kurzfristige Ausblick zu sein, da Tim Cook ankündigte, dass der Umsatz im aktuellen Quartal leicht rückläufig sein wird. Für Anleger mit ganz langem Atem sollte das jedoch sekundär sein.
Unterm Strich ist und bleibt Apple weiterhin ein qualitativ hochwertiges Unternehmen, welches nun dank der überhöhten Analystenerwartungen günstig zu haben ist. Die visionäre Kraft des Konzerns mit einem interessanten Mix aus Produkten mit "Lizenz zum Geld drucken" wie dem iPhone und neuen Entwicklungen zum Beispiel im Bereich der selbstfahrenden Autos spricht dafür, dass man hier ein hervorragendes Unternehmen zu einem guten Preis erhalten kann. Oder um es abschließend mit den Worten Warren Buffetts zu sagen: "Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen ist, weil sie steigt."
Auf Seite 3: Konkurrenz belebt das Geschäft
Konkurrenz belebt das Geschäft
Von diesem Leitsatz profitieren vor allem die Kunden, da zunehmende Konkurrenz immer auch das Preis-Leistungs-Verhältnis zugunsten des Konsumenten bewegt. Dabei ist durchaus positiv zu werten, dass Apple seinen Marktanteil im Flaggschiffsegment der Smartphones trotz aller unterstellten Schwierigkeiten im Jahr 2015 weiter ausbauen konnte. Hinter Samsung - das koreanische Unternehmen beherrscht 22,7 Prozent des Smartphone-Marktes, hat jedoch an Marktmacht verloren - konnte Apple den Marktanteil von 14,8 Prozent (2014) auf stolze 16,2 Prozent (2015) steigern.
Somit verbindet Apple zwei für fundamental und langfristig ausgerichtete Anleger hochinteressante Aspekte. Zum einen wächst das Unternehmen überdurchschnittlich stark und luchst dem Hauptkonkurrenten aus Südkorea Marktanteile ab. Zum anderen erreicht man dies mit einer deutlich höheren Effektivität.
Typisch für diese Branche ist, dass es im Hardware-Segment oftmals als Resultat des Wettbewerbs zu einem starken Preiskampf kommt. Apple aber gilt als visionäres Unternehmen, welches mit seinen Produkten - neben der Möglichkeit zu telefonieren und zu surfen - auch einen gewissen Lifestyle vermarktet. Diese Tatsache führt dazu, dass beispielsweise die Eigenkapitalrentabilität bemerkenswerte 43 Prozent beträgt, wohingegen der Branchendurchschnitt nach Zahlen von Thomson Reuters bei lediglich 15 Prozent liegt.
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Eine Cashcow, wie es sie nicht oft gibt
Besonders wichtig ist bei der fundamentalen Betrachtung eines Unternehmens und der damit verbundenen Bewertung der Cashflow, also die erwirtschafteten und frei verfügbaren Barmittel. Eine attraktive Ausstattung mit reichlich Geld auf der hohen Kante bringt dem Unternehmen ein hohes Maß an Flexibilität, ermöglicht die Sicherstellung künftiger Investitionen in Forschung und Entwicklung und hat nicht zuletzt auch strategische Investoren wie Carl Icahn auf den Plan gerufen. Im Fall von Apple ist die Ausstattung der Kasse äußerst luxuriös.
Allein an reinen Barmitteln hatte Apple im September 2015 über 40 Milliarden US-Dollar in den Büchern verzeichnet. Die in Wertpapieren oder anderen Finanzprodukten angelegten Milliarden sind da noch gar nicht mit eingerechnet. Der freie Cashflow (Saldo der Einzahlungen und Auszahlungen) in den zurückliegenden zwölf Monaten beläuft sich auf stolze 63 Milliarden US-Dollar.
Um diese Zahlen greifbar zu machen, erscheint ein Vergleich interessant. So hat beispielsweise der Autobauer Tesla eine Marktkapitalisierung von rund 25 Milliarden US-Dollar und könnte von Apple problemlos zweimal geschluckt werden - aus dem freien Cashflow eines einzigen Jahres. Und in Deutschland wäre Apple finanziell in der Lage, allein durch den Griff in seine "Portokasse" gleichzeitig die Übernahme von Adidas, der Commerzbank und Lufthansa zu stemmen.