Kommt "iCar" doch? Seit 2015 poppen immer wieder mal Gerüchte auf, dass Apple ein Auto auf den Markt bringen will. Jetzt könnte es konkret werden: Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, peilt der iPhone-Hersteller für das Jahr 2024 die Einführung eines autonom fahrenden Vehikels an - Projekt Titan. Zentral seien günstigere Akkus, die deutlich mehr Reichweite liefern. Auffallend: Apple hatte die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im vergangenen Geschäftsjahr um 15 Prozent hochgefahren. Welches Potenzial ein "iCar" für Aktionäre bietet, zeigt Tesla: Der Elektroauto-Pionier wird an der Börse mit 625 Milliarden Dollar bewertet. Für Apple mit 2,34 Billionen würde das theoretisch einem Potenzial von rund einem Viertel entsprechen.
"Apple hat die Voraussetzungen, um in der Autoindustrie erfolgreich zu sein", glaubt die Investmentbank Morgan Stanley. Die wichtigsten Elemente eines Elektroautos - Software, Batterie und Design - sind Kernkompetenz von Apple. "iCar" könnte so etwas wie ein iPhone auf Rädern werden.
In der Praxis ist das Projekt kompliziert und mit erheblichen Risiken verbunden. Tesla hat über Jahre hohe Verluste eingefahren. Apple könnte das finanzieren, müsste aber wohl an anderen Stellen Abstriche machen, etwa bei Aktienrückkäufen. Die aktuelle Marge - im vergangenen Geschäftsjahr blieben 21 Prozent des Umsatzes als Nettogewinn - würde verwässert.
Eine weniger ambitionierte Version des "iCar" könnte aus Sicht der Börse attraktiver sein. Die Analysten von Evercore ISI sehen ohne einen technologischen Durchbruch "wenig Grund für Apple, in ein Geschäft mit niedrigen Margen und hohem Kapitalbedarf einzusteigen". Mit seinem Know-how sei der Konzern eher Partner für einen etablierten Autokonzern.
Morgan Stanley verweist darauf, dass digitale Serviceleistungen wertvoller sein könnten als die eigentliche Autoindustrie. Reuters erklärt, dass sich Apple mit einem autonomen Fahrsystem begnügen könnte, das in Autos eines traditionellen Herstellers eingebaut werden würde.
Noch gibt es also viele Fragezeichen. Apple selbst hat sich bislang wohl nicht auf eine Fahrtrichtung festgelegt. Fakt ist aber: Dem Kultkonzern aus Cupertino droht ein Wachstumsproblem. Der iPhone-Absatz dürfte dank der neuen 5G-Technologie noch mal einen Schub bekommen, große Sprünge sind auf dem hohen Niveau aber kaum möglich. Neuere Produkte wie Uhren und Kopfhörer sind zu klein, um die Konzernbilanz bei einem für das laufende Geschäftsjahr erwarteten Umsatz von 315 Milliarden Dollar signifikant zu bewegen. Ein Auto würde da ganz neue Möglichkeiten eröffnen.
Brisante Enthüllung
Die Konkurrenz ist alarmiert. Tesla-Chef Elon Musk meldete sich mit brisanten Aussagen zu Wort: Die von Apple offenbar angestrebte Monozellenbatterie sei "elektrochemisch unmöglich". Zugleich enthüllte er ein Geheimnis, das Apple-Chef Tim Cook nicht gut aussehen lässt: In den "dunkelsten Tagen" der Produktion des Modell 3 habe Musk mit Apple über einen Verkauf von Tesla sprechen wollen. Cook sei nicht mal zu einem Treffen bereit gewesen. Sollte das zutreffen, hätte sich Cook einen der besten Deals der modernen Wirtschaftsgeschichte entgehen lassen. Ein Fehler, den er kompensieren könnte, indem er selbst in das Geschäft startet. Ein Duell mit Tesla könnte die Verbreitung des Elektroautos beschleunigen - und beiden Konzernen helfen.
Attacke: Trotz Autogerüchten
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