Weltweit sackten die Börsenkurse ab, da Apples Eingeständnis die Sorge vor einer globalen Konjunkturabkühlung schürte.
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres (zum 29. Dezember) rechnet der Konzern nur noch mit einem Umsatz von 84 Milliarden Dollar statt der ursprünglich erwarteten 89 bis 93 Milliarden. "Wir haben einige Herausforderungen in den Schwellenländern erwartet, aber wir haben die Stärke der wirtschaftlichen Abwärtsbewegung unterschätzt, vor allem in China", schrieb Konzernchef Tim Cook am Mittwochabend in einem Brief an Investoren. Etwa ein Fünftel seines Umsatz erzielte das kalifornische Unternehmen zuletzt in der Volksrepublik.
Dass es bei Apple nicht ganz rund läuft, hatten Analysten schon vermutet, nachdem einige Zulieferer des einst wertvollsten börsennotierten Unternehmens im November ihre Prognosen gesenkt hatten. Auch Konzernchef Cook hatte da schon vor einem langsameren Wachstum in Ländern wie Brasilien, Indien und Russland gewarnt, China aber explizit nicht zu dieser Kategorie gezählt. Doch zuletzt wurde immer deutlicher, dass der Handelsstreit größere Spuren in der chinesischen Wirtschaft hinterlässt. Die Industrieproduktion schrumpfte im Dezember erstmals seit zwei Jahren und Chinas Zentralbank warnte am Mittwoch, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal unter 6,5 Prozent gefallen sein könnte.
AGGRESSIVE PREISSTRATEGIE
In dem Handelsstreit, in dem sich die USA und China geradezu mit Zöllen für verschiedene Güter überboten, seien Apple-Produkte nicht das Ziel der chinesischen Regierung gewesen, sagte Cook in einem Interview mit dem TV-Sender CNBC. Vielleicht hätten sich einige chinesische Konsumenten aber bewusst gegen den Kauf eines Produktes eines US-Unternehmens entschieden. "Das viel größere Thema ist jedoch die Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft und die Handelsspannungen, die das verstärken", sagte Cook.
Apple erhält in China immer mehr Konkurrenz von einheimischen Smartphone-Herstellern, etwa Huawei. Der Konzern, der neben Handys auch Netzwerkausrüstung anbietet, steht in den USA unter Druck. Wegen des Verdachts, die Handys und Netzwerke könnten eine Hintertür für Spionage enthalten, haben die USA den Konzern von Regierungsaufträgen zum Aufbau von Telekomnetzen ausgeschlossen.
Apples Probleme in China sind nach Ansicht von Experten aber teilweise hausgemacht. Trotz der Anzeichen, dass sich die chinesische Konjunktur abschwächt, hielt der Konzern an seiner Preisstrategie fest und setzte vor allem auf teure Geräte, die teils mehr als 1000 Euro kosten. Zudem sorgt das iPhone immer noch für mehr als die Hälfte des Umsatzes. Kritiker werfen der Konzernführung deshalb vor, die Einführung neuer Verkaufsschlager verpasst zu haben, mit der die Abhängigkeit vom iPhone in einem zunehmend gesättigten Smartphone-Markt verringert werden könnte.
Der starke Dollar trieb die Preise für die Smartphones und Tablets des US-Konzerns in China zudem weiter in die Höhe, was den Verkauf ebenfalls erschwerte. "Die Frage für die Investoren wird sein, inwieweit Apples aggressive Preisstrategie die Situation noch verschlimmert hat und was das für die längerfristige Preismacht des Konzerns bedeutet", sagte James Cordwell, Analyst bei Atlantic Equities. Hal Eddins, Chefvolkswirt beim Apple-Investor Capital Investment Counsel, hält den Verweis auf den Handelsstreit sogar für eine Spitze Cooks gegen US-Präsident Donald Trump. "Er nutzt die Handelsturbulenzen vielleicht auch nur als Ausrede für manche Fehler, die Apple im vergangenen Jahr selbst gemacht hat."
Im August hatte Apple als erstes US-Unternehmen die Marke von einer Billion Dollar Börsenwert geknackt. Doch seitdem ließ die Aktie stetig Federn. Apple wurde in Sachen Börsenwert erst vom Software-Riesen Microsoft entthront und inzwischen auch vom Online-Händler Amazon überholt.
In deren Sog fielen auch die Kurse europäischer Zulieferer des iPhone-Machers. Besonders steil bergab ging es für die Titel des Schweizer Chipherstellers AMS: Sie brachen um bis zu 19 Prozent auf ein Fünf-Jahres-Tief von 19,12 Franken ein. Die Titel des im deutschen SDax. gelisteten Konzerns Dialog Semiconductor sackten um zehn Prozent auf 19,43 Euro ab. ASM International, BE Semiconductor und STMicro gaben um bis zu 7,3 Prozent nach. "Das ist eine fatale Ankündigung von dem Technologieführer schlechthin", sagte ein Händler.
rtr