Als Apple-Chef Tim Cook 2011 an die Spitze des wichtigsten Technologie-Unternehmens der Welt berufen wurde, war die Skepsis der Investoren mit Händen zu greifen. Nach der strahlenden Ikone Steve Jobs ein scheuer, fast introvertierter Manager? Das musste schief gehen. Von wegen: Im abgelaufenen vierten Quartal hat der Konzern die Erwartungen der Wall Street erneut pulverisiert. Das neue iPhone 6 lässt grüssen. 39,3 Millionen Edel-Smartphones haben die Kalifornier in gerade mal neun Tagen verkauft, Analysten hatten mit 37,8 Millionen gerechnet. Beim Umsatz schaffte Apple 42,1 Milliarden Dollar statt der erwarteten 39,85 Milliarden Dollar. Und beim Ergebnis blieben unterm Strich 1,42 Dollar je Aktie übrig. Die Auguren hatten Apple lediglich 1,31 Dollar je Anteilsschein zugetraut. Zwar schwächelte der iPad-Absatz zuletzt unübersehbar. Dafür sorgte neben dem iPhone aber vor allem der boomende Mac mit einem Absatz-Plus von 21 Prozent für eine positive Überraschung.
Dabei kommt das starke Weihnachtsquartal kommt erst noch. Dann wollen die Kalifornier richtig abräumen. Insgesamt rechnet die Firma mit dem Apfel mit Erlösen von 63,5 bis 66,5 Milliarden Dollar. Das wäre das vierte Rekordjahresendquartal in Folge. "Die Guidance sieht ziemlich gut aus", lobte Alex Gauna von JMP Securities.
Damit zahlt sich Cooks Strategie offenbar voll aus. Angefangen mit dem iPhone 4 S 2011 und dem iPad Mini 2012 hat Cook den Verkaufsstart neuer Produkte kontinuierlich vom Frühjahr in die zweite Jahreshälfte verlegt. Damit können die Kalifornier nun pünktlich zum wichtigen Weihnachtsgeschäft stets mit neuen Gadgets punkten.
In diesem Jahr ist das Portfolio besonders heiß. Neben dem komplett neuen iPhone 6 und seinem größeren Bruder iPhone 6 Plus wartet Cook mit dem überarbeiteten iPad Air 2 auf sowie neuen MacBooks und dem High-end iMac. Die 27-Zoll-Version kommt erstmals mit einem Retina-Display, dessen Auflösung vier Mal höher ist als bei HD-TV-Displays im Wohnzimmer. Die Topqualität des Displays strahlt auch auf die anderen Geräte ab und hilft damit der Marke und den Verkäufen der anderen Geräte.
Auf Seite 2: Einschätzung zur Aktie
Einschätzung der Redaktion
Apple hat unter der Ägide von Tim Cook nichts von seiner Strahlkraft verloren - im Gegenteil. Mit dem iPhone 6 zeigt der Konzern Verfolgern wie Samsung eine lange Nase - ohne im Kampf um Marktanteile Zugeständnisse bei der Marge zu machen.
Die Erfolge beim iPhone beflügeln auch den Absatz bei den mobilen und stationären Mac-Rechnern. Das dürfte so weiter gehen. Außerdem hat das neue iPad Air 2 das Zeug dazu, den Verkauf des zuletzt enttäuschenden Tablets wieder anzukurbeln.
Wir trauen Apple angesichts seiner starken Produktpalette zu, auch im Weihnachtsquartal die Analysten-Schätzungen zu übertreffen. Die Apple-Aktie nimmt derzeit Anlauf auf ein neues Allzeithoch. Wenn die Stimmung an den Finanzmärkten nicht völlig kippt, dürfte die Aktie spätestens im Januar die Widerstandszone zwischen 100 und 103 Dollar knacken - möglicherweise auch schon in den nächsten Tagen. Kaufen.