Zwar gilt das Unternehmen aus dem Silicon Valley schon seit langem als Trendsetter für angesagte Hightechprodukte, doch wagt es sich nun erstmals in die glitzernde Lifestyle-Welt. Dazu luden die Kalifornier diesmal auch vermehrt Journalisten aus dem Glamour-Metier zu ihrer jährlichen Neuheiten-Präsentation ein, bei der Konzern-Chef Tim Cook - mit gewohnter Dramaturgie - nicht nur zwei neue iPhone-Modelle sondern auch die seit langem mit Spannung erwartete Apple Watch vorstellte.

Anders als bei vielen seiner langjährigen Fans muss Apple mit der Smartuhr aber noch Überzeugungsarbeit leisten. "Sie ist nicht schön", sagte etwa Modedirektorin Roseanne Morrison von der Beraterfirma Doneger. "Sie ist eher futuristisch als weiblich sexy." Dies bemängelte auch Eric Wilson vom "InStyle Magazine". Mit Ausnahme der farbigen und goldenen Variante sei es eine sehr männliche Uhr. "Die Apple Watch wird sicher als Statussymbol getragen." Was die Individualität und Flexibilität angeht, sei sie aber eher gewöhnlich.

Zwar versprechen sich viele Technologieunternehmen wie auch Erzrivale Samsung von der Apple Watch einen Schub für das noch junge Geschäft mit sogenannten "Wearables". Und auch auf der New York Fashion Week waren diese mit Elektronik vollgestopften Armbänder und andere digitale Schmuckstücke das Thema Nummer ein. Doch der Chef des Herstellers Misfit Wearables tut sich mit der Apple-Uhr ebenfalls noch schwer, die auch als Halsband oder Brosche getragen werden kann. Sonny Vu vermutet, dass vor allem weibliche Modefans vor einem Kauf zurückschrecken könnten, weil sie um ihre nahtlose Bräune an Hals oder Armen fürchteten und an mehr emotionalen Produkten interessiert seien.

Andere Experten wie Alexandra Shulman von der Modezeitschrift "British Vogue" waren dagegen ganz aus dem Häuschen. "Die Kombination aus Funktion und Design ist makellos", sagte sie. Auch Jenna Blaha vom Magazin "Marie Claire" zeigte sich beeindruckt. Doch für viele Branchenkenner steht das Wearables-Geschäft mit ganz anderen Innovationstreibern als Apple erst noch in den Startlöchern. So bringt der Smartschmuck-Hersteller Ringly einen Ring auf den Markt, der über Bluetooth mit dem Smartphone verbunden ist und etwa über eingehende Nachrichten informiert. Die Wearables-Welt sei in Bewegung, sagte "Marie-Claire"-Reporterin Lea Goldman bei der Apple-Präsentation in Cupertino. "Das ist erst der Anfang."

Reuters