Der Beliebtheit der Hedgefonds hat das aber nicht geschadet. Im Gegenteil: Laut Bloomberg wurde zuletzt so viel Geld in Hedgefonds investiert wie seit 2007 nicht mehr. Netto sammelten sie demnach in den ersten sechs Monaten 57 Milliarden Dollar ein. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr waren es 63,7 Milliarden Dollar. Die Branche betreut dadurch inzwischen die Rekordsumme von 2,8 Billionen Dollar.
Das ist auf den ersten Blick auch deshalb etwas erstaunlich, weil die von Hedgefonds erzielten Erträge seit der Finanzkrise bei durchschnittlich sieben Prozent jährlich lagen, gegenüber zwölf Prozent in den 18 Jahren davor, wie die Analysegesellschaft Hedge Fund Research Inc. errechnet hat. Auf Basis dieser Daten drängt sich fast der Verdacht auf, dass von Hedgefonds vor allem deren Macher profitieren, dank der üppigen Honorare, die in der Branche gezahlt werden. Viele Anleger sind aber auch ganz einfach an stetigen Erträgen interessiert und sie suchen vor allem nach Schutz vor Abschwüngen an den Märkten. Beides versprechen sie sich am ehesten von Hedgefonds, wie die jüngsten starken Mittelzuflüsse signalisieren.
Wegen der großen Marktmacht der Hedgefonds macht auch deren Positionierung regelmäßig Schlagzeilen. Nachfolgend schauen auch wir uns diese etwas näher an. Basis ist die Goldman Sachs-Auswertung, bei der 775 Hedgefonds Berücksichtigung finden mit aktiven Positionen im Wert von 1,9 Billionen Dollar. Wir picken daraus jene fünf Aktien heraus, die am häufigsten in den Hedgefonds vertreten sind und beurteilen ihre weiteren Kursaussichten. Eines schon mal vorab: Alle fünf Top-Aktien sind in den USA gelistet.
Populäre Hedge Fonds-Aktien Nummer fünf: Microsoft Corp. (WKN: 870747, 45,43 Dollar)
Auf Platz fünf in der Goldman Sachs-Liste der am häufigsten in den Depots der Hedgefonds vertretenen Aktien hat es Microsoft gebracht. Ende Juli waren hier 137 Hedgefonds investiert und auch bei den Titeln, die am häufigsten zu den Top 10 Werten der Hedgefonds zählen, gehört Microsoft ebenfalls dazu.
So reger Beliebtheit erfreut sich das 1975 von Bill Gates und Paul Allen gegründeten US-Unternehmen aber erst wieder seit noch nicht allzu langer Zeit. Denn der Aktienkurs des weltgrößten Softwareherstellers trat mehr als ein Jahrzehnt per Saldo nur auf der Stelle. Doch im Vorjahr ist endlich wieder Leben in die Notiz gekommen und der langfristige Seitwärtstrend konnte mittlerweile zu den Akten gelegt werden. Inzwischen existiert vielmehr ein Aufwärtstrend und der macht einen so stabilen Eindruck, dass als nächstes das noch aus dem Jahr 1999 stammende Rekordhoch in Angriff genommen werden dürfte.
Es gibt zwar nach wie vor noch viele Zweifler, die kritisch fragen, inwieweit Microsoft zukunftsträchtig genug aufgestellt ist, doch Optimisten verweisen auf den seit Februar amtierenden neuen Vorstandschef Satya Nadella, der für frischen Wind sorgen soll. Seine Aufgabe lautet unter anderem, Erfolge im Mobil-/Tablet-Bereich zu erzielen und dafür zu sorgen, dass die getätigten Investitionen in den Bereichen Cloud, SaaS und die Mobilsparte Früchte tragen.
Ein Vorteil beim Versuch, die Weichen richtig zu stellen, besteht darin, dass rund 86 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln vorhanden sind und das Geschäft auch bis auf weiteres einigen Cash Flow generieren wird. Derzeit ist die Börse auch darauf aufbauend jedenfalls gewillt, dem Unternehmen Vorschusslorbeeren zu gewähren und solange das so bleibt, dürfte der charttechnische Aufwärtstrend intakt bleiben.
Populäre Hedge Fonds-Aktien Nummer vier: Google Inc. (WKN: A0B7FY, 582,36 Dollar)
In 140 der 775 untersuchten Hedgefonds enthalten ist die Aktie von Google. Damit rangiert der Internet-Gigant auf Rang vier der Beliebtheitsskala. Seit dem Börsengang vor rund zehn Jahren erfreut sich dieser Titel eigentlich schon immer einer großen Beliebtheit bei den Investoren. Etwas länger aus dem Tritt geraten ist die Notiz im Grunde genommen nur zu Beginn der Finanzkrise, doch die damals erlittenen Scharte ist längst wieder ausgemerzt. Charttechnisch betrachtet bewegt sich der Wert in einem langfristigen Aufwärtstrend und noch besser würde sich das Chartbild gestalten, falls es demnächst noch gelingen sollte, das im Februar bei 610 Dollar aufgestellte Rekordhoch zu überwinden.
Damit der Ausbruch nach oben gelingt, wird der Markt auch weiterhin Wachstumsraten von rund 20 Prozent sehen wollen. Auf der Umsatzbasis ist das im abgelaufenen Quartal mit einem Plus von 22 Prozent auf 16 Milliarden Dollar auch gelungen. Allerdings kam der Nettogewinn nur leicht von 3,23 Milliarden auf 3,42 Milliarden Dollar voran und um ein bereits recht anspruchsvolles KGV von geschätzten gut 22 zu rechtfertigen, wird man künftig wieder mehr liefern müssen. Das erfolgreiche Basisgeschäft, das aus dem Verkauf von Online-Werbung besteht, spielt dabei das Geld ein für die zahlreichen Expansionsvorhaben. Alleine im ersten Halbjahr 2014 hat Google schon 4,2 Milliarden Dollar in Zukäufe gesteckt und damit schon drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.
Die Aufgabe wird es sein, diese Zukäufe erfolgreich zu integrieren und auch die vielen anderen Vorhaben, zu denen etwa die Warenauslieferung mit Hilfe von Drohnen zählt, nach vorne zu treiben. Die Gefahren bestehen dabei in einer Verzettelung sowie in weiter zunehmenden Gegenwind von Seiten der Aufsichtsbehörden, denen die Macht des Unternehmens längst ein Dorn im Auge ist. Der Titel bleibt interessant, wobei es charttechnisch richtig spannend bei einem Sprung über das Februar-Hoch wird. Wer bereits investiert ist, sollte im Quartalsrhythmus beobachten, wie die Geschäftszahlen ausfallen und Positionen mit einem Stopp-Loss-Kurs absichern.
Populäre Hedge Fonds-Aktien Nummer drei: Actavis Plc. (WKN: A1W5NE, 226,98 Dollar)
In 144 Hedgefonds vertreten ist Actavis. Das ist durchaus als überraschend zu bezeichnen, lässt der Pharma-Hersteller damit doch als Nummer drei selbst eine Größe wie Google hinter sich. Wer hier schon länger investiert ist, für den hat sich der Einstieg gelohnt. Denn das an der New York Stock Exchange gelistete irische Unternehmen hat eine tolle Performance in den vergangenen Jahren hingelegt.
Der Generika-Anbieter hat unlängst zwar mit dem abgegebenen Geschäftsausblick enttäuscht. Denn mit den für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht gestellten 13,02 bis 13,32 Dollar je Aktie bewegte sich das Gewinnversprechen unter dem von Analysten im Schnitt erwarteten Wert von 13,73 Dollar. Den Aktienkurs hat dies aber nicht aus der Bahn geworfen. Die Anleger vertrauen anscheinend darauf, dass sich die gut bestückte Produkt-Pipeline in den kommenden Jahren noch bezahlt machen wird.
Im Schnitt rechnen Analysten für die kommenden fünf Jahre mit einem Gewinnplus von fast 20 Prozent p.a. Das KGV von knapp 14, das sich auf Basis des für 2015 erwarteten Gewinns je Aktie ergibt, erscheint vor diesem Hintergrund durchaus vertretbar. Analysten geben sich im Schnitt optimistisch und veranschlagen das Kursziel auf 264,20 Dollar. Die Notiz hat eben erst ein neues Rekordhoch markiert, woraus sich charttechnisch betrachtet ein prozyklisches Kaufsignal ergibt.
Populäre Hedge Fonds-Aktien Nummer zwei: American Airlines Group Inc. (WKN: A1W97M, 38,88 Dollar)
Sehr beliebt auch bei den Hedgefonds sind nach der Grundsanierung des Sektors die US-Luftfahrtaktien. Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass die Aktien der American Airlines Group in 147 Hedgefonds vertreten sind, was Platz zwei in der Beliebtheitsskala bedeutet. Die darin zum Ausdruck kommenden Vorschusslorbeeren sind durchaus verdient. Schließlich ist es der Fluglinie gerade gelungen, den höchsten Quartalsgewinn in der Unternehmensgeschichte einzufliegen. Konkret wurde im zweiten Quartal ein Nettogewinn von 864 Millionen Dollar erzielt, was fast vier Mal so viel war wie im Vorjahreszeitraum. Nach der Insolvenz und dem Zusammenschluss mit dem Konkurrenten US Airways zur größten Fluggesellschaft weltweit läuft es somit rund. Die neu gewonnene Zuversicht spiegelt sich auch darin wider, dass erstmals seit 34 Jahren eine Dividende gezahlt wird. Zudem werden Aktien in Milliardenhöhe zurückgekauft.
Der Aktienkurs, der zuvor stark gestiegen war, tritt seit März trotzdem nur noch auf der Stelle. Das hat sicherlich mit den vielen Bedenken zu tun, die der Branche nach wie vor entgegengebracht werden. So wird angezweifelt, ob die Unternehmen wirklich aus den früheren Fehlern gelernt haben und beispielsweise nicht wieder die Kapazitäten zu stark erhöhen. Außerdem bereiten die diversen geopolitischen Risikofaktoren Kopfzerbrechen, weil diese bei einer weiteren Zuspitzung die Reisebereitschaft dämpfen könnten.
Nicht gut für das Sentiment rund um die Branche ist zudem der Vulkanausbruch in Island, weil das den Flugverkehr stark zu beeinträchtigen droht. Werden die Gewinnschätzungen der Analysten aber nur annähernd erreicht, dürfte viel von diesen Risiken auch bereits in den Kursen stecken. Auf Basis der für 2014 und 2015 erwarteten Gewinne je Aktie von 5,50 und 6,78 Dollar ergeben sich jedenfalls sehr niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 7,1 und 5,7.
Populäre Hedge Fonds-Aktien Nummer eins: Apple Inc. (WKN: 865985, 102,50 Dollar)
Die Tech-Ikone Apple ist nicht nur das Unternehmen weltweit mit der größten Marktkapitalisierung sondern auch bei den Hedgefonds erfreut sich dieser Titel großer Beliebtheit. Die Aktie ist in 182 Hedgefonds vertreten und damit deutlich öfter als jeder andere Wert. Die investierten Fondsmanager dürften ihre Entscheidung zuletzt alles andere als bereut haben. Geht es mit der Notiz doch seit Mitte 2013 wieder aufwärts und nachdem die Marke von 100 Dollar zurückerobert werden konnte, wurden jüngst sogar neue Rekorde markiert. Am charttechnischen Bild gibt es dadurch momentan wenig zu bemängeln. Vielmehr darf prozyklisch jetzt sogar mit weiter steigenden Notierungen gerechnet werden.
Damit sich diese Hoffnung auch erfüllt, kommt es als nächsten sehr wichtigen Termin auf den 9. September an. Denn da wird wie jedes Jahr mehr erzählt zu neuen Produkten und die Erwartungshaltung der Anleger ist in dieser Hinsicht sehr groß. So verspricht man sich sehr viel vom neuen iPhone 6, doch es gibt auch zahlreiche Gerüchte um neue tragbare Geräte sowie vielleicht eine ganz neue Entwicklungen, wie etwa die Forcierung von Online-Bezahldiensten. Die Erwartungshaltung ist somit groß und will erst einmal erfüllt sein.
Beim jüngsten Quartalsbericht waren die Anleger zufrieden mit einem Plus von 20 Prozent beim Gewinn je Aktie, was der höchsten Zuwachsrate seit sieben Quartalen entsprach. Das KGV von rund 16, das sich auf Basis des für 2014 erwarteten Gewinns je Aktie ergibt, ist längst nicht mehr so günstig wie das noch vor zwölf bis achtzehn Monaten der Fall war. Auch dadurch erhöht sich der Druck auf das Management, die wieder gestiegene Erwartungshaltung zu befriedigen. Der zum Kauf einladende Chart spricht derzeit aber dafür, dass die Börsianer daran glauben, dass den Verantwortlichen genau das gelingen wird.