Der Technologiekonzern Apple kündigte im Mai ein Aktienrückkaufprogramm über 100 Milliarden US-Dollar an. Mit diesem Geld ließen sich auch die beiden DAX-Unternehmen Adidas und Daimler kaufen. Dabei hatte der iPhone-Hersteller schon in den ersten drei Monaten des Jahres eigene Aktien für 23,5 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Und seit 2012 hat Apple insgesamt bereits 200 Milliarden US-Dollar in Rückkäufe investiert.

Die Gründe dafür liegen auf der Hand. So sind die Unternehmensgewinne und der freie Cashflow der US-Unternehmen in den vergangenen Quartalen kräftig gestiegen. Noch entscheidender dürfte jedoch Ende 2017 die US-Steuerreform gewesen sein, mit der amerikanische Gesellschaften ihre im Ausland gehorteten Dollarbestände zu einem reduzierten Zinssatz in die Heimat zurückholen konnten.

Dubravko Lakos-Bujas, Aktienmarktstratege beim US-Investmenthaus JP Mor-gan, rechnet damit, dass allein die Unternehmen aus dem S & P 500 in diesem Jahr Aktien für über 800 Milliarden US-Dollar zurückkaufen. Das wäre deutlich mehr als die 530 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr wie auch im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2007, als die S & P 500-Unternehmen zusammengenommen 650 Milliarden US-Dollar in den Kauf eigener Aktien investierten.

KGV sinkt, Dividendenrendite steigt



Aktionäre dürfen sich gleich über mehrere positive Effekte freuen. Allein die Nachfrage der Unternehmen nach eigenen Aktien stützt deren Kurs. Zudem werden die zurückgekauften Aktien in aller Regel vernichtet, womit sich die Zahl der ausstehenden Aktien verringert. Gewinn und Dividende je Aktie legen - da auf weniger ausstehende Aktien verteilt - zu. Dadurch fällt das KGV und die Dividendenrendite steigt. Beide Effekte wirken sich in der Regel positiv auf die Kaufbereitschaft der Marktteilnehmer aus.

Die Pflege des Aktienkurses ist auch einer der wichtigsten Gründe, eigene Aktien zurückzukaufen. So kündigte etwa Broadcom im April ein Rückkaufprogramm über zwölf Milliarden US-Dollar an, nachdem die gescheiterte Übernahme von Qualcomm den Aktienkurs zuvor in den Bereich der 52-Wochen-Tiefs gedrückt hatte. Facebook reagierte auf den kräftigen Kursverlust im Zuge des Datenskandals im Frühjahr kurzerhand mit der Aufstockung des ohnehin noch laufenden Rückkaufprogramms um weitere neun Milliarden US-Dollar. Die Aktie stieg anschließend auf ein neues Allzeithoch.

Während Investoren und Analysten neuen Aktienrückkaufprogrammen meist applaudieren, bemängeln Kritiker hingegen regelmäßig die Ideenlosigkeit der Unternehmen. Schließlich könnte das für Rückkäufe aufgewendete Geld auch für Übernahmen, Investitionen in den Kapazitätsausbau, Forschung und Entwicklung oder die Erschließung neuer Märkte und damit für die langfristige Ausrichtung des Unternehmens verwendet werden.

IT-Konzerne besonders aktiv



Gerade die großen Technologieunternehmen sitzen jedoch wegen der Rückführung der in den vergangenen Jahren im Ausland geparkten Milliarden sowie der starken Gewinnsteigerungen im operativen Geschäft auf derart riesigen Liquiditätsbergen, dass sich trotz umfangreicher Rückkaufprogramme noch immer mühelos Investitionen und Übernahmen stemmen lassen. Selbst mehrere Zukäufe in Milliardenhöhe, mit denen Cisco Systems in den zurückliegenden beiden Jahren den Wandel vom reinen Hardwareausrüster hin zum Software- und Cloud-Anbieter vorangetrieben hat, haben den Netzwerkspezialisten nicht davon abgehalten, im Januar ein 25 Milliarden US-Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm bekannt zu geben. Schließlich hat Cisco Systems im Zuge der US-Steuerreform 67 Milliarden US-Dollar zurück in die Heimat gebracht. Nach Apple leistet sich Cisco Systems damit das zweitgrößte Aktienrückkaufprogramm aller S & P 500-Unternehmen.



Auch im Ranking dahinter finden sich in erster Linie Technologie- und Internetwerte mit gewaltigen Rückkaufprogrammen. So etwa Micron Technology, die eigene Aktien im Wert von bis zu zehn Milliarden US-Dollar zurückkaufen werden. Der Chipproduzent konnte im abgelaufenen Geschäftsquartal seine Umsätze um 40 Prozent auf 7,8 Milliarden US-Dollar steigern und mit einem Nettogewinn von 3,15 US-Dollar je Aktie das Vorjahresergebnis fast verdoppeln. Das Researchhaus FBN Securities hat daraufhin am 21. Juni sein Kursziel auf 80 US-Dollar angehoben und sieht das diesjährige KGV der Aktie bei lediglich fünf. Insgesamt haben die Technologie-Unternehmen zwischen Januar und Juni Aktienkäufe über mehr als 232 Milliarden US-Dollar beschlossen, viermal mehr als Unternehmen aus dem Healthcare--Sektor und fast sechsmal mehr als Titel aus der Konsumbranche.

Weniger Aktien, höherer Kurs



Mehrere Studien bescheinigen kurz- und mittelfristig einen klaren Zusammenhang zwischen Aktienrückkäufen und der Entwicklung des Börsenkurses. Einer Auswertung von Morgan Stanley zufolge entwickeln sich die Aktienkurse von Konzernen mit Aktienrückkäufen in den zwölf Monaten nach Ankündigung des Programms spürbar stärker als der Gesamtmarkt.

Auch in der längerfristigen Betrachtung scheint die Strategie, auf Aktien von Gesellschaften zu setzen, die nachhaltig und diszipliniert eigene Aktien zurückkaufen, aufzugehen: Seit dem Jahr 2000 ist der S & P 500 Buyback Index, der sich aus den 100 Indexwerten mit den umfangreichsten Aktienrückkäufen im Verhältnis zum Börsenwert zusammensetzt, um 550 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat es der S & P 500 nur auf eine Performance von 100 Prozent gebracht. Daher sollte sich bei der Aktienauswahl der Blick auf Aktienrückkaufprogramme ebenso lohnen wie der Kauf des SPDR S & P 500 Buyback ETF, der an der Indexentwicklung partizipiert.