Fünfeinhalb Jahre Hausse haben den Aktien sichtbar gutgetan. Im relativen Performancevergleich mit anderen Anlageklassen schneiden sie mittlerweile wieder deutlich besser ab als noch im Zwischentief vom März 2009. Wer immer an die Aktie als überlegene Form der Geldanlage geglaubt hat, wird das mit Genugtuung registrieren.
Trotzdem fällt beim Durchforsten der Kurszettel auf: Wirklich stabile Gewinneraktien, die über Jahrzehnte kontinuierlich steigen, sind nicht allzu häufig. Doch es gibt sie, Aktien mit eingebauter Garantie auf Kursgewinne. Das ist auch bei jenen zehn Titeln der Fall, die wir als charttechnische Dauerläufer ausfindig gemacht haben. Sie alle zeichnen sich durch Notierungen aus, die unter dem Strich ein Jahrzehnt lang gestiegen sind.
Obwohl bei diesen Werten in der Spitze Zuwächse von fast 2800 Prozent zu Buche stehen, sind diese charttechnischen Dauerbrenner noch immer interessant. Allein schon die stabile Vergangenheitsentwicklung spricht für eine weiterhin passable Entwicklung. Denn in der Charttechnik gilt: Die Fortsetzung eines langfristigen Trends ist wahrscheinlicher als eine abrupte Trendwende. Das ist auch für fundamental orientierte Investoren eine zentrale Erkenntnis. Aber nur von ihren charttechnischen Aufwärts trends leben die Dauerbrenner nicht. Vielmehr müssen diese Gesellschaften auch operativ vieles richtig machen. Sonst würden sie nicht mit kontinuierlichen Kurssteigerungen belohnt werden.
Über einen Kamm scheren lassen sich die Dauerläuferaktien dennoch nicht, auch wenn es für Titel, die an der Börse dauerhaft in Form bleiben, einige wesentliche Kriterien gibt - etwa ein sehr gutes Management und möglichst große Wettbewerbsvorteile, die dabei helfen, hohe Gewinnspannen zu verteidigen. Unabdingbar für nachhaltig steigende Kurse sind natürlich auch langfristig steigende Ergebnisse.
Auf Seite 2: Gut und teuer
Gut und teuer
Wer all das mitbringt, den belohnt die Börse nicht nur mit steigenden Notierungen, sondern auch mit relativ hohen Bewertungen. Im Schnitt erscheinen die von BÖRSE ONLINE ausgewählten Titel eher anspruchsvoll bewertet. Die Favoritenliste bestätigt die Börsenerfahrung, dass Qualität ihren Preis hat. Investoren gestatten Gewinneraktien gern eine Bewertungsprämie. Wobei die Aufschläge bei unseren zehn Fällen nicht übertrieben hoch scheinen. Es ist also nicht immer zielführend, sich auf besonders günstig bewertete Aktien zu konzentrieren. Denn oft gibt es für eine niedrige Bewertung fundamentale
Gründe. Eine Dauerläuferaktie muss auch nicht unbedingt ein Dividendenkrösus sein. Wichtiger erscheint die Fähigkeit, einen stetigen Cashflow zu erwirtschaften. Ob dieser ausgeschüttet oder reinvestiert wird, ist nicht so entscheidend.
Beim Blick auf die Langfristperformance der zehn Favoritentitel fällt etwas Wichtiges auf: Auch Dauerläuferaktien legen immer wieder Verschnaufpausen ein. Selbst Apple hat in den vergangenen zehn Jahren zwischenzeitlich schon mal um über 50 Prozent korrigiert. Das zeigt einmal mehr: Kursschwankungen gehören an der Börse dazu.
Zum Kapitalschutz und zur Nervenschonung sind daher Stop-Loss-Kurse ratsam. Wobei aber auch der Wiedereinstieg nicht vergessen werden sollte, wenn die Charts dies signalisieren. Der Spruch "The trend is your friend" kann gar nicht genug beherzigt werden. So gesehen ist es ermutigend, dass fast alle unsere Favoriten unlängst neue Kursrekorde aufgestellt haben - was als Beleg für einen völlig intakten Aufwärtstrend und damit als prozyklisches Kaufsignal
zu werten ist.
Auf Seite 3-11: Die Dauerläufer in der Einzelbewertung
Air Liquide: Franzosen geben kräftig Gas
Unter den im französischen Leitindex CAC 40 enthaltenen Werten ist Air Liquide eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen. Denn anders als der große Rest des Marktes kann die zu den weltgrößten Gaseherstellern zählende Gesellschaft mit Kursen aufwarten, die sogar sehr langfristig gesehen steigen. Auch in diesem Jahr hat es wieder zu neuen Rekorden gereicht, wobei allerdings von Juli bis Mitte Oktober eine Korrektur einsetzte. Wie in der Vergangenheit dürfte sich aber auch dieser Schwächeanfall rückblickend als Kaufchance entpuppen. Der Kursrückgang war jedenfalls nicht zuletzt dem festen Euro geschuldet, der die Geschäfte belastete. Doch Europas Einheitswährung hat inzwischen deutlich nachgegeben, sodass dieser Belastungsfaktor entfällt. Denn eine neue Stärke der Währung ist nicht in Sicht. Gemeinsam mit den vorgenommenen Einspar- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen sollte
dies eine Rückkehr zum Wachstumskurs ermöglichen. Das Unternehmen ist außerdem gut geführt. Dank starker Marktposition im Industriegasegeschäft und gut gefüllter Projektpipeline im Gasbereich dürfen Anleger weiterhin mit einer soliden Kursentwicklung rechnen. Passend dazu erhöhen wir unsere Einschätzung auf "Kaufen" und passen das Kursziel sowie den Stoppkurs an.
Auf Seite 4: Altria
Altria: Raucheraktie mit langem Atem
Das Umfeld für die Tabakkonzerne bleibt herausfordernd. Die Justiz verdonnert die Branche zu Milliardenstrafen, die regulatorischen staatlichen Eingriffe nehmen zu und das zunehmende Gesundheitsbewusstsein belastet das Image. Obwohl viele das Rauchen aufgeben, ist die Aktie der Altria Group offensichtlich noch längst kein ausgerauchter Zigarettenstummel. Unbeirrt von den erwähnten Belastungen hat der Kurs des Marlboro-Herstellers, der in den USA über einen Marktanteil von rund 50 Prozent verfügt, gerade ein neues Allzeithoch markiert.
Selbst stagnierende Umsätze haben Altria nicht die letzte Puste geraubt. Verantwortlich dafür ist die Fähigkeit, die Ergebnisse trotzdem weiter zu steigern. Dabei helfen - neben Einsparungen - das Geschäft mit E-Zigaretten sowie mit Bier und Wein. Geht es nach Goldman Sachs, steigen die Gewinne bis 2016 weiterhin kontinuierlich, obwohl bei den Umsätzen für den gleichen Zeitraum eine leicht fallende Tendenz erwartet wird. Der Analystenkonsens traut dem Titel mit einem leicht unter der derzeitigen Notiz liegenden Kursziel zwar nichts mehr zu, doch der intakte charttechnische Aufwärtstrend spricht eine andere Sprache und rechtfertigt eine Hochstufung der Aktie auf "Kaufen". Zudem lockt eine Dividendenrendite von immerhin 4,1 Prozent.
Auf Seite 5: Apple
Apple: Tech-Ikone auf Erfolgskurs
Unter den Mega-Caps ist Apple schlicht und einfach der absolute Reichmacher. Auf dem Weg zum wertvollsten Unternehmen der Welt hat der IT-Konzern viele Anleger zu Millionären gemacht. Trotz der erreichten Größe scheint Apple aber noch immer nicht das Ende der Fahnenstange erreicht zu haben. Das neue iPhone 6 und das größere iPhone 6 Plus verkaufen sich wieder einmal sehr gut, und mit der Apple Smartwatch, aber vor allem mit dem elektronischen Zahlungssystem Apple Pay verfügt man über weitere vielversprechende Produkte.
Wie sehr die Tech-Ikone in Anlegerkreisen ganz allgemein geschätzt wird, zeigt sich auch am Anleihemarkt. Eine vor Kurzem emittierte Unternehmensanleihe - übrigens die erste auf Eurobasis - bringt Investoren eine geringere Rendite als Staatsanleihen von so manchem Euroland. Bei der Bewertung der Aktie kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis gemessen an der Marktstellung als moderat bezeichnet werden. Zumal bei Würdigung des Börsenwertes auch noch liquide Mittel von umgerechnet rund 125 Milliarden Euro zu berücksichtigen sind. Wie es sich für einen "Reichmacher" gehört, ist Apple aktuell auf Rekordkurs. Weil sich das fortsetzen dürfte, erhöhen wir unser Kursziel und passen den Stoppkurs nach oben an.
Auf Seite 6: C.R. Bard
C.R. Bard: Gewinnmaschine in glänzender Verfassung
Mit einem Firmensitz in Karlsruhe ist C. R. Bard zwar auch in Deutschland vertreten. Aber allzu bekannt ist hierzulande weder das Unternehmen noch die Aktie. Dabei hätte der mit mehr als 8000 Produkten in den Bereichen Gefäßerkrankungen, Urologie, Onkologie und chirurgische Spezialprodukte tätige US-Medizintechnikanbieter dank einer soliden Kursentwicklung mehr Aufmerksamkeit verdient. In den vergangenen vier Wochen hat der Wert sogar so etwas wie die zweite Luft bekommen. Die Notiz hat noch einmal deutlich zugelegt und neue Rekorde markiert.
Den Kurs beflügelt haben die besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen: Neben dem deutlichen Umsatz- und Ergebnisplus von 9,5 Prozent respektive 28 Prozent überzeugte auch eine Bruttogewinnspanne von 62,5 Prozent. Die Bewertung hat sich durch die jüngste Aufwärtsbewegung zwar noch weiter erhöht, doch sind auch die durchaus günstigen Geschäftsaussichten zu berücksichtigen. So trauen Analysten der Gesellschaft im Schnitt in den kommenden fünf Jahren immerhin einen Gewinnanstieg von fast 14 Prozent jährlich zu. Als Kursstütze fungiert zudem eine Prise Übernahmefantasie, über die C. R. Bard laut Société Générale auf der Basis typischer M&A-Kriterien durchaus verfügt.
Auf Seite 7: Fresenius
Fresenius/FMC: Kerngesundes Mutter-Tochter-Duo
Die Bekanntgabe der aktuellen Quartalszahlen ist bei Fresenius nach einem bereits bewährten Muster abgelaufen. Der Gesundheitskonzern hat die Markterwartungen leicht übertroffen, und der Aktienkurs ist daraufhin auf ein neues Rekordhoch marschiert. Ein Schema, das wieder seine Fortsetzung finden sollte. Denn der mittelfristige Geschäftsausblick scheint konservativ gehalten zu sein und lässt somit genügend Raum für positive Überraschungen. Die Arzneimittelsparte Kabi entwickelt sich jedenfalls gut. Das gilt auch für den Dialysetechnikspezialisten Fresenius Medical Care (FMC). Diese Tochter - ebenso wie die Mutter Mitglied im DAX - ist und bleibt übrigens auch eine BÖRSE ONLINE-Kaufempfehlung (WKN: 578 580). Beide Titel sind aus charttechnischer Sicht erstklassige Dauerläufer. Und die optisch zunächst eher hoch anmutende Bewertung kann relativiert werden. Jedenfalls weisen die Analysten der Société Générale ausdrücklich auf einen Bewertungsabschlag von rund 20 Prozent beim Kurs- Gewinn-Verhältnis für 2015 hin, der sich bei Fresenius im Vergleich zu anderen Branchengrößen feststellen lässt. Auch deshalb zählen die Franzosen Fresenius mit zu den besten Aktien im europäischen Medizintechnikbereich. Wir sehen das ähnlich und passen unser bisheriges Kursziel sowie den Stoppkurs nach oben an.
Auf Seite 8: Miba
Miba Vz: Selten günstiger Mittelstandschampion
Neben Rosenbauer (siehe Seite 10) ist Miba eine zweite echte Perle auf dem Wiener Kurszettel. Die Produkte des Unternehmens - Gleitlager, Reibbeläge, Leistungselektronikkomponenten und Beschichtungen, die in Fahrzeugen, Zügen, Schiffen, Flugzeugen und Kraftwerken zum Einsatz kommen - klingen zwar nicht sehr sexy. Aber mit diesem Angebot liefert der Konzern ohne großes Getöse regelmäßig überzeugende Ergebnisse ab. Auch der Halbjahresbericht wurde dem Anspruch an einen mittelständischen Champion gerecht: Der Umsatz verbesserte sich um 20,8 Millionen auf 329,0 Millionen Euro und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 6,2 Millionen auf 41,9 Millionen Euro.
Zudem sagte der Vorstand des Zulieferers der Motoren- und Fahrzeugindustrie für den weiteren Jahresverlauf weiteres Wachstum voraus. Obwohl der von uns in Ausgabe 08/14 zu 335,20 Euro erstmals erwähnte Titel mehr Beachtung verdient hätte, fristen die nur an der Wiener Börse gelisteten Vorzugsaktien ein Schattendasein. Doch für Liebhaber von Nebenwerten ist das ein gefundenes Fressen. Nach der jüngsten kleinen Korrektur können Anleger zu einem einstelligen Kurs- Gewinn-Verhältnis einsteigen. Orders sollten wegen der dünnen Handelsumsätze aber nur limitiert aufgegeben werden.
Auf Seite 9: O'Reilly Automotive
O'Reilly Automotive: Traumchart ohne Fehl und Tadel
Mit einem Plus von rund 731 Prozent in gut zehn Jahren hat O’Reilly Automotive die zweitbeste Performance in unserer Zehnerliste vorzuweisen. Das ist eine Bilanz, die beweist, dass der amerikanische Autoteilehändler über eines dieser lukrativen Geschäftskonzepte verfügt, die sich über einen Ausbau des Filialnetzes skalieren lassen. Wie gut das funktioniert, haben die jüngsten Quartalszahlen wieder deutlich gemacht: Der Gewinn erhöhte sich von 186,49 Millionen auf 217,00 Millionen Dollar. Umgerechnet waren das 2,06 Dollar je Aktie, was deutlich über den Schätzungen von 1,95 Dollar lag. Kein Wunder, dass die Notiz daraufhin auf neue Rekorde zustürmte.
Durch die starke Performance lässt sich eine anspruchsvolle Bewertung zwar nicht wegdiskutieren, jedoch konnte die operative Marge 13 Quartale in Folge verbessert werden, und Analysten rechnen im Schnitt auf Sicht von fünf Jahren mit einem weiteren Gewinnanstieg von vorzeigbaren 16,2 Prozent jährlich. Was die Bewertung dann doch wieder relativiert.
Auch die Verantwortlichen im Unternehmen selbst scheinen die Bewertung noch nicht als zu hoch anzusehen. Sonst hätte der Konzern im abgelaufenen Quartal kaum Aktien im Wert von 387 Millionen Dollar zurückgekauft. So hoch waren die Aktienrückkäufe seit dem dritten Quartal 2012 nicht mehr.
Auf Seite 10: Rosenbauer
Rosenbauer: Hier brennt rein gar nichts an
Von einer Hausse ist an der Wiener Börse wenig zu sehen. Doch es gibt auch in Österreich sehr spannende Aktien. Eine ist Rosenbauer International. Der in über 100 Ländern aktive
oberösterreichische Feuerwehrgerätehersteller hat sich in einer interessanten Nische mit einer ungewöhnlich breiten Produktpalette zum Weltmarktführer gemausert. Wie gut es geschäftlich läuft, zeigte sich bei den Halbjahreszahlen am Auftragseingang von 438 Millionen und am Auftragsbestand von 732 Millionen Euro - ein doppelter Rekord. Der positive Trend dürfte anhalten. Schließlich werden Brandschutzanforderungen immer strikter. Zusammen mit der zunehmenden Verstädterung und dem wachsenden Bereich der Flughafenfeuerwehrfahrzeuge entsteht so ein günstiges Umfeld für den Konzern. Der Lohn: Nach einem kurzen Schwächeanfall hat die Notiz gerade erst ein neues Rekordhoch markiert. Trotzdem scheint der nur von wenigen Analysten beobachtete Titel bewertungstechnisch noch nicht ausgereizt. Das relativ moderate Kurs-Gewinn-Verhältnis wird ebenso wenig der Stellung eines Weltmarktführers gerecht wie ein Börsenwert, der deutlich unter dem für dieses Jahr erwarteten Umsatz von 775 Millionen Euro liegt. Aus Anlegersicht dürfte hier deshalb auch weiterhin nichts anbrennen.
Auf Seite 11: Ross Stores
Ross Stores: Eigene Aktie als Verkaufsschlager
Das Motto "Geiz ist geil" zieht offenbar nicht nur in Deutschland, sondern auch bei den häufig als "Shopaholics" eingeschätzten Amerikanern. Das Konzept von Ross Stores, nämlich Kleidungsstücke von Designern und Markenherstellern mit deutlichem Abschlag gegenüber dem handelsüblichen Preis zu verkaufen, kommt jedenfalls sehr gut an. Daran dürfte selbst der zunehmende Onlinehandel nichts ändern. Zumindest wenn es nach der Einschätzung von Morgan Stanley geht. Die Analysten gehen davon aus, dass sich die Artikel von Ross Stores wegen der niedrigen Preise auch weiterhin besser im stationären Einzelhandel verkaufen lassen werden.
Mit diesem Urteil steht Morgan Stanley übrigens nicht allein da. Vielmehr trauen Analysten der US-Bekleidungskette in den kommenden fünf Jahren im Schnitt ein jährliches Gewinnplus von 11,5 Prozent zu. Vielleicht läuft es kurz- bis mittelfristig sogar noch etwas dynamischer. Dafür könnten die in den USA deutlich gesunkenen Benzinpreise sorgen, die zusammen mit den rückläufigen Arbeitslosenzahlen vor allem den Geringverdienern helfen. Sitzt deren Geldbeutel wieder lockerer, wird davon auch Ross Stores profitieren. Dazu passt, dass die Aktie bei Redaktionsschluss ein neues Rekordhoch aufgestellt hatte. Wir stufen die Aktie auf "Kaufen" hoch.