Tim Cook hat derzeit gut lachen. Erstmals seit der Apple-Lenker die Nachfolge des verstorbenen Gründers Steve Jobs übernommen hat, sieht es so aus, als hätten die Kalifornier einen schlauen Ansatz für ihren lang erwarteten Einstieg in den TV-Markt gefunden. Nach Informationen des "Wall Street Journal" verhandelt Apple derzeit mit Amerikas größtem Kabelnetzbetreiber Comcast über eine neue Art des Web-Fernsehens.

Damit soll herkömmliches TV mit dem Zugang zu Onlinevideotheken und dem Speichern von Filmen und Sendungen in der Datenwolke, der sogenannten Cloud, verbunden werden. Die Kalifornier wollendafür eine TV-Box entwickeln, die auch Spielkonsole ist. Comcast soll Apple über sein Kabelnetz einen bevorzugten Webzugang gewähren, um bei Videostreamings Datenstaus auszuweichen. Microsoft mit seiner Spielkonsole Xbox und Roku, ein US-Anbieter sogenannter Set-top-Boxen für Kabelfernsehen, sind Apple auf diesem Weg bereits ein Stück voraus. Bisher verfügt indes kein Wettbewerber über ein ähnlich breites Angebot mit garantiert unterbrechungsfreier Übertragung in HD-Qualität.

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Amazons Überraschungsangriff

Seit Mittwoch ist auch Amazon im derzeit heiß begehrten Markt für Set-Top Boxen dabei. Auch Amazons Fire TV Box, die in den USA für 99 Dollar zu haben ist, soll eine Konsole für Videospiele sein. Mit zahlreichen Videospielen, die ab Mai online verfügbar sein sollen, bringt der weltweit größten Onlinehändler in den USA auch das dafür notwendige Steuergerät auf den Markt. Der Controller soll 39 Dollar kosten. Was Analysten allerdings überrascht ist, dass Amazons seine Box für zum gleichen Preis wie Apple anbietet. Bisher hat Amazon seinen Rivalen auf dem kalifornischen Cupertino bei den Preisen für Hardware, etwa bei den iPad-Konkurrenzprodukten Kindle, stets deutlich unterboten.

Der an der Wall Street einflussreiche Analyst und Apple-Kenner Gene Munster, glaubt dass Amazons jüngster Vorstoß Apple zwingt die neue Apple TV Version jetzt schneller auf den Markt zu bringen. "Die vielen digitalen Inhalte, die zusätzliche Funktion als Spielekonsole und die Sprachsteuerung von Amazons Set-Top Box sind alles Eigenschaften, die wir auch bei Apples neuer TV-Box erwarten. Darüber hinaus gehen wir weiter davon aus, dass Apple zusätzlich zur seiner Box in diesem Jahr auch eigene Flachbild-TVs präsentieren wird. Die Set-Top Boxen sind nur ein Teil von Apples Konzept Fernsehen bedienerfreundlich mit den Onlinediensten und Angeboten von Kabel-TV-Unternehmen anzubieten", so der Experte der US-Investmentbank Piper Jaffray.

Nach früheren Information des "Wall Street Journal" sind die Gespräche der Apple-Manager über eine groß angelegte Kooperation mit US-Kabel-TV-Anbieter mit noch in einer frühen Phase. Man darf gespannt sein, wie Apple-Chef Cook das Debüt von Amazons Fire TV in den Verhandlungen nutzt

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Apple-TV ist kein Hobby mehr

Die neue TV-Box der Kalifornier soll frühestens im Sommer auf dem Markt kommen. Firmengründer Jobs bezeichnete das Geschäft mit der Box, die TV-Geräte via Web mit der iTunes-Medienbibliothek und via Apps mit anderen Anwendungen im Web verbindet, noch als "Hobby". Sein Nachfolger sagt: "Es fällt schwer, das weiter als Hobby zu bezeichnen", und legt erstmals Zahlen vor. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe die Sparte eine Milliarde Dollar Umsatzeingespielt. Seit der Einführung der Apple-TV-Box vor knapp vier Jahren wurden weltweit 13 Millionen Geräte verkauft. Als Beispiel für den Erfolg des Verkaufs digitaler Inhalte veröffentlichte Cook die Zahlen für den Juni vergangenen Jahres. Damals wurden via iTunes täglich 800 000 TV-Episoden und 350 000 Filme geladen, macht drei Millionen Dollar Umsatz am Tag.

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Apples wertvolle digitale Welt

Die Erlöse zählen zum Verbundsystem aus Apples eigener Software, dem App-Store und der iTunes-Mediathek. Nach Zahlen der UBS-Bank brachte dieses sogenannte Non-Hardware-Geschäft im vergangenen Jahr etwa ein Zehntel des Umsatzes und wuchs um 25 Prozent. Besonders wichtig ist Apples digitale Welt für die Kundenbindung. Bei Computern, iPhones undiPads griffen 90 Prozent der Kunden auch zu den Geräten der neuen Generation, sagt UBS-Analyst Steve Milunovich. Besonders das Geschäft mit iPhones, das etwa die Hälfte des Konzerngewinns einspielt, ist somit Basis des Konzerns. Inzwischen wurden weltweit 260 Millionen Geräte verkauft. Das für Herbst erwartete iPhone 6 wird eng in Navigations- und Unterhaltungssysteme in Premiumfahrzeugen eingebunden. Zudem sollen die neuen iPhones größere Bildschirme haben, um mit der Konkurrenz der Android-Smartphones etwa von Samsung gleichzuziehen. Kritiker werfen Apple-Chef Cook schon seit Längerem vor, dass der Konzern unter seiner Führung viel von seiner Innovationskraft eingebüßt habe. "Wir hatten in der Firmengeschichte schon immer viele Zweifler. Die haben uns nur stärker gemacht", gab Cook dünnhäutig zurück. Steve Jobs' Nachfolger sollte diesen Vorwurf bald widerlegen.

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Fazit

Apples sehr hohe Cashreserven entsprechen etwa einem Drittel des Börsenwerts. Das verbilligt die Aktie und sichert die Papiere gegen stärkere Rückschläge ab. Beim Gewinn werden für 2014 und 2015 hohe einstellige Zuwächse erwartet. Kaufen.