Apple-Chef Tim Cook gilt als Meister der Effizienz in Fertigung und Logistik - eine Fähigkeit, die den Kaliforniern seit Längerem Spitzengewinnmargen beschert.
Jetzt legt Cook noch einen drauf. Hon Hai, der größte Auftragsfertiger von Apple, wird in der Produktion des neuen iPhone bis Jahresende 10 000 Roboter einsetzen. Die an der Wall Street notierte Hon Hai Precision, auch über die Marke Foxconn bekannt, wird die sogenannten Foxbots als erstes Unternehmen weltweit benutzen. Die Maschinen zum Stückpreis von bis zu 25 000 Dollar sollen zur Unterstützung der Arbeiter dienen. Denn Engpässe in der Fertigung wie zu Beginn der Produktion der noch aktuellen iPhone-Generation 2013 will Apple-Chef Cook unbedingt vermeiden.
Der Großkunde aus den USA hat einen wesentlichen Teil seines Jahresbudgets von 10,5 Milliarden Dollar für Fertigung und Logistik in die Entwicklung der Foxbots investiert. Mit mehr als 134 Milliarden Dollar Cashreserven kann sich Apple die Entwicklung eigener Fertigungstechnologien leisten.
Der Vorteil der Investitionsstrategie für Apple: Die Amerikaner erhalten - wenn alles funktioniert - eine zuverlässige Produktion. Die Zulieferer wiederum haben den Vorteil, zu einem exklusiven Kreis von Firmen zu gehören, die am großen Erfolg des Kultkonzerns teilhaben. Die Kapazitäten sind quasi mit Garantie ausgelastet. Beim Preis besteht allerdings eine starke Abhängigkeit vom US-Technologieriesen.
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Apple diktiert die Spielregeln
Keine Frage: Die Kalifornier verhandeln beinhart. Beispiel Bildschirm: Zum Verkaufsstart des iPhone 5s im vergangenen Herbst soll Apple dafür 41 Dollar gezahlt haben, inzwischen sollen es nach Schätzungen der Schweizer Bank UBS nur noch 25 Dollar sein.
Doch wer spurt, bekommt auch mal eine neue Fabrik. Für GT Advanced Technologies, einen US-Spezialisten für Oberflächenbeschichtungen, baute Apple in Arizona für fast 600 Millionen Dollar eine neue Fertigung. Fünf Jahre hat GT Zeit, um den Kredit zurückzuzahlen. Bis dahin ist das Unternehmen an Apple gebunden. Die Spezialität des Zulieferers ist in der Uhrenindustrie als Saphirglas bekannt. Saphire sind nach Diamanten die zweithärtesten transparenten Materialien.
GT ist auch deshalb im Rennen, weil der US-Großkunde gerade an einem Markteintritt feilt: Apple peilt mit einer Computeruhr, der iWatch, das Luxussegment bei Armbanduhren an. Dafür holte Cook im Oktober Angela Ahrendts, Exchefin des britischen Luxusmodekonzerns Burberry, an Bord. Die Luxusuhrenbranche ist schon nervös. "Die iWatch wird am Anfang die gleiche Anziehungskraft als Statussymbol haben wie viele andere Apple-Produkte auch", sagt etwa Jean-Claude Biver, beim französischen Luxuskonzern LVMH für die Uhrenmarke Hublot verantwortlich.
Auch Zulieferer GT darf auf einen Erfolg hoffen. Nach Einschätzung von UBS-Analyst Steven Milunovich werden die Kalifornier im Geschäftsjahr ab Oktober 21 Millionen Uhren zum Preis von durchschnittlich 300 Dollar verkaufen. Das Segment dürfte weiter wachsen. Die Marktforscher der amerikanischen Gartner Group etwa erwarten, dass der Markt für Accessoires wie Fitnessuhren 2016 fünf Milliarden Dollar Umsatzvolumen erreicht.
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Saphirglas ist der Renner
Apple-Zulieferer GT könnte monatlich zwei Millionen beschichtete Uhrengläser liefern, schätzt die UBS. Im Vergleich zu Smartphones sind die Hightechuhren jedoch eine kleine Nummer. Der globale Umsatz mit Smartphones soll 2016 bereits bei 300 Milliarden Dollar liegen. Das neue iPhone wird damit der eigentliche Hoffnungsträger für den Beschichtungsspezialisten GT.
Weil Bildschirme bei der Handyproduktion die zweitteuerste Komponente sind und etwa ein Fünftel der Herstellungskosten ausmachen, dürfte Apple nicht alle neuen Modelle mit Saphirglas ausrüsten. Beste Chancen hat jedoch die Version mit größerem Bildschirm. Die L-Version des Handys, das 100 Dollar Aufpreis kosten soll, werde auf fast ein Viertel des auf 178 Millionen Stück geschätzten Verkaufs im neuen Geschäftsjahr kommen, schätzt UBS-Mann Milunovich. GT könnte demnach monatlich bis zu 230 000 Bildschirme beschichten.
GT gilt damit als langfristiger Gewinner der Produktoffensive von Apple. Ein weiterer Profiteur ist der Chiphersteller Qualcomm. Denn die Chips der Amerikaner sind wohl in allen kommenden iPhones an Bord. Qualcomm verfügt über das weltweit größte Patentportfolio für Mobilfunkstandards und setzt - ähnlich wie Infineon, während seiner Zeit als Apple-Zulieferer - auf die energieeffiziente Chiparchitektur des britischen Entwicklers ARM.
Als Geheimfavorit könnte sich noch die niederländische NXP Semiconductor entpuppen. Die Voraussetzung: Apple muss seine Geräte mit NFC-Chips für das kontaktlose Bezahlen ausrüsten - wovon jedoch die meisten Beobachter ausgehen.
Die ehemalige Halbleitertochter des Philips-Konzerns ist mit 50 Prozent Marktanteil bei NFC-Chips weltweite Nummer 1. NXP selbst schweigt zwar zu möglichen Aufträgen aus Cupertino, doch das hat nicht viel zu sagen. Geheimniskrämerei ist ein ungeschriebenes Gesetz für Zulieferer: Wer über Verträge spricht, ist bei Apple sofort aus dem Rennen.
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Kluge Entwickler aus Schwaben
Jalal Bagherli, Chef von Dialog Semiconductor, kann die Abhängigkeit von Apple nicht mehr leugnen. Der Chipentwickler aus dem schwäbischen Kirchheim unter Teck macht mehr als zwei Drittel seines Geschäfts mit den Kaliforniern. Geschickt hat Bagherli seine Firma bei den Amerikanern als Spezialist für Energiemanagement-Chips positioniert. Inzwischen ist Dialog hochprofitabel. 2014 soll erstmals über eine Milliarde Euro Umsatz eingefahren werden.
Der Dialog-Chef, der sowohl im Silicon Valley als auch im britischen Cambridge gut vernetzt ist, kaufte im vergangenen Jahr die Firma iWatt. Deren Spezialität: Chips für Ladegeräte, die mit einer neuen Schnellladetechnik, den Fast-Charging- Lösungen von Qualcomm und MediaTek, kompatibel sind. Dialog selbst entwickelte den dafür notwendigen Chip in mobilen Geräten wie Smartphones und Tablets.
Analyst Karsten Iltgen vom Bankhaus Lampe traut Dialog "mindestens ein Fünftel des Marktes" zu - das wäre ein zusätzliches jährliches Umsatzpotenzial von 100 Millionen Euro. Iltgen geht davon aus, dass Apple zunächst seine iPads ausrüsten wird. Sollten schließlich auch die iPhones schnellladetauglich werden, könnte Dialog bis zu 200 Millionen Euro mehr Geschäft machen.
Weil Bagherli die Chipproduktion seinerseits an Auftragsfertiger ausgelagert hat, schaffen die Schwaben das ohne Einstellungsrekorde.
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