Der vom Coronavirus ausgelöste jüngste Kursrutsch hat auch vor den so genannten FAANG-Aktien nicht halt gemacht. Vielmehr mussten im Schnitt mit Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google (Alphabet) auch jene Titel herbe Verluste einstecken, die hinter dem Akronym für die Internet, Social-Media und Technologieunternehmen stecken und die in den vergangenen Jahren zu den absoluten Höhenfliegern an der US-Börse zählten.

Der Kurserfolg dieses Aktienkonglomerats lässt sich eindrucksvoll an deren gleichgewichteter Performance seit Facebooks Börsengang im Jahr 2012 festmachen. Innerhalb dieses Zeitraums hat sich der gemittelte Börsenkurs der FAANG-Aktien mehr als verzwölffacht, wie Raiffeisen Research in einer Studie vorrechnet. Während sich der mit Wachstumstiteln gespickte NASDAQ 100 innerhalb des genannten Zeitfensters immerhin auch beinahe vervierfachte, konnte sich der breite US-Aktienmarkt, gemessen am S&P 500, hingegen "lediglich" etwas mehr als verdoppeln.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ein Gutteil der Performance dieser bekannten Indizes wiederum auf genau jene Titel zurückzuführen ist, wie die Studienautoren Leopold Salcher, Manuel Schleifer und Christoph Vahs erklären. Das zeige sich auch an dem Umstand, dass die FAANG-Aktien gemessen an der Marktkapitalisierung mittlerweile rund 15 Prozent des S&P 500 und mehr als 40 Prozent des NASDAQ 100 repräsentierten.

Angesichts dieser außergewöhnlichen Entwicklung treten laut Raiffeisen Research aber immer wieder Kritiker in Erscheinung, welche die Nachhaltigkeit des Geschäfts- und Börsenhypes der FAANG-Aktien hinterfragen. Und tatsächlich zeige die jüngste Vergangenheit, dass Licht und Schatten nicht weit auseinander lägen. Denn während die Performance im historischen Vergleich nach wie vor zu beindrucken wisse, so zeigten sich die FAANG-Titel in Schwächephasen zeitweise deutlich stärker korrekturgefährdet.

Beispielsweise hätten diese im Zuge der aufkommenden Rezessionsängste Ende 2018 im Durschnitt mehr als ein Drittel ihres Börsenwertes verloren. Während der NASDAQ 100 damals rund ein Viertel einbüßte, konnte der breite S&P 500 seine Verluste immerhin auf 20 Prozent begrenzen. Auch die Korrektur über die Sommermonate 2019 sei bei den FAANG-Titeln überproportional ins Gewicht gefallen.

In einer Spezialpublikation hat Raiffeisen Research vor diesem Hintergrund die einzelnen Geschäftsmodelle der FAANG-Aktien genauer beleuchtet und ihre Aussicht auf eine Fortsetzung des Erfolgslaufes analysiert. Des Weiteren werden in dem Bericht die möglichen Risikofaktoren skizziert, welche die FAANG-Story und damit die seit Jahren zu beobachtende Outperformance des NASDAQ 100 gegenüber dem breiten Markt unterbrechen oder beenden könnten. Nachfolgend fasst BÖRSE ONLINE zusammen, zu welchen Anlageschlussen die Analysten bei den einzelnen FAANG-Aktien kommen.

Facebook - Datenschutz kostet Geld



Facebook ist das mit Abstand größte soziale Netzwerk der Welt. Die für Mitglieder kostenlose Plattform ermöglicht den Austausch von Informationen, Bildern, Videos sowie Nachrichten und Chats mit "befreundeten" Mitgliedern. Zum Facebook-Konzern gehören auch die Video- und Foto-Sharing-App Instagram und der Messenger-Dienst WhatsApp.

Das Unternehmen hat sich seit seiner Gründung 2004 durch die Akquisition von Instagram und WhatsApp zu einem extrem mächtigen Online-Werbe- und Kommunikationstool für die globale Werbewirtschaft entwickelt. Daneben versucht die Gesellschaft, seine Plattform sukzessive auszubauen und diese um weitere Funktionalitäten und Apps zu erweitern.

Seine aktuell 2,89 Milliarden "Family monthly active people" (User, die zumindest eine App aus der Facebook-Familie nutzen, neben Facebook z.B. Instagram, Messenger und/oder WhatsApp) schaffen für Facebook eine enorm reichhaltige Datenbasis, die das Unternehmen bestmöglich verwenden und vor allem monetarisieren kann, so Raiffeisen Research. Auf Basis des Kommunikationsverhaltens und der Interaktionen seiner User kann dieser immense Datenpool mit den zugrundliegenden und selbstentwickelten Algorithmen von Facebook von der Werbewirtschaft sehr zielgenau und effizient bearbeitet werden. Diese zunehmend höhere Zielgenauigkeit von Online-Werbung mit vergleichsweise geringen Streuverlusten zur traditionellen und vielfach von Print geprägter Werbung macht Facebook für viele Werbekunden zunehmend bedeutsam und interessant, so die Analyten.

Immer mehr kleine und mittlere Unternehmen, die bislang noch keine entgeltliche Werbung geschaltet haben, schwenken hier um und beginnen mit bezahlten Werbekampagnen. Facebook zählt aktuell rund 140 Millionen Unternehmensprofile auf seiner Plattform, von denen lediglich 8 Millionen Firmen Umsätze generierende Werbekunden sind. Ein Großteil der Unternehmen führt somit noch keine bezahlten Werbeaktionen durch und nützt die Gratis-Tools des Unternehmens, um sich eine Social Media Präsenz aufzubauen und sich mit ihren potenziellen Kunden zu vernetzen. Dies unterstreicht, dass es abseits der großen, internationalen Werbekunden ein Reservoir an nationalen und lokalen Werbekunden gibt, das jetzt mit Hochdruck bearbeitet wird.

Facebook verfügt insbesondere durch die global unerreichte Reichweite von Instagram ein erhebliches Monetarisierungspotenzial im Bereich "Product Sponsorship" und via dem "Call to Action-Button" (für Ticketkäufe, Bestellungen, Buchungen und Reservierungen). Auch Instagram Explore und Commerce sind Tools, die beträchtliches zukünftiges Wachstumspotenzial besitzen. 2020 wird laut Management von neuen Produktinnovationen und der Entwicklung neuer Wachstumsfelder geprägt sein, unter anderem sollen die Messaging-Plattformen mit neuen Features ausgestattet werden, auch liegt im Bereich Payments ein starker Fokus. Die Monetarisierungsstrategie beim Messenger und auch bei WhatsApp soll behutsam weiterentwickelt werden, so der zuständige Analyst Vahs.

Beim Thema Datenschutz scheint nach mehreren Datenskandalen (Stichwort "Cambridge Analytica") innerhalb des Unternehmens ein Umdenkprozess in Gang gekommen zu sein, der generelle Umgang mit dem Thema Datenschutz wirkt sensibilisierter geworden zu sein. Der Zugang zu so umfangreichen und persönlichen Nutzerdaten gebietet eben einen professionellen und hoch integren Umgang mit diesen, stellt Vahs fest. Alleine im Rahmen des wegen Datenschutzvergehen mit der US-Handelsaufsicht (FTC) geschlossenen Vergleichs hat Facebook mehr als 1.000 Ingenieure für die Entwicklung extrem strenger Datenschutzkontrollen inklusive Auditing in Spezialprojekten engagiert.

Nach wie vor große Herausforderungen stellt demnach der User-Content dar. Neben dem Problem der Fake News im Zusammenhang mit politischen Wahlkämpfen, sind es auch radikale, unethische und sicherheitsgefährdenden Inhalte, die Facebook zu schaffen machen und welche das Unternehmen mit neu zu entwickelnden Tools möglichst frühzeitig identifizieren und so schnell wie möglich entfernen muss. Der Bereich Datenschutz, der Schutz der Privatsphäre seiner User und die Kontrolle des geposteten Contents ist fürwahr kostenintensiv, meint Vahs. Über 35.000 Mitarbeiter arbeiten bei Facebook mit dem Ziel, die Sicherheit der Daten zu erhöhen und den Content zu überprüfen. Facebook erwartet in diesem Zusammenhang eine Steigerung der Gesamtkosten für das Geschäftsjahr 2020 zwischen 16 Prozent und 26 Prozent, nachdem 2019 die Gesamtkosten bereits um 51 Prozent gegenüber 2018 angestiegen sind.

Raiffeisen Research rechnet damit, dass Facebook wie im Vorjahr am unteren Ende der genannten Bandbreite liegen wird und damit die Profitabilität des Vorjahres zumindest erreichen kann. Der aktuelle Konsens bezüglich des Umsatzwachstums liegt bei 21 Prozent. Die Bewertungs-Multiples der Aktie haben sich im Vergleich zur eigenen Historie relativ stark moderiert, das zuvor negative Sentiment rund um die Problembereiche Datenschutz sowie geringerer Aktivitätsniveaus seiner User hat sich verbessert. Die Empfehlung von Raiffeisen Research für die Facebook-Aktie lautet "Kauf".


Amazon - vom Umsatzriesen zum Gewinnmonster



Amazon.com wurde 1994 vom Informatiker Jeff Bezos als Online-Buchhandlung gegründet. Hatte man 1995 noch wöchentliche Umsätze von 20.000 Dollar, konnte man im Gesamtjahr 1997 bereits 150 Millionen Dollar umsetzen. Mittlerweile beträgt der Jahresumsatz (2019) rund 280 Milliarden Dollar. Heute ist Amazon der weltgrößte und führende Online-Einzelhändler für Waren aller Art. Außerdem bietet man sowohl Firmen- als auch Privatkunden die Möglichkeit selbst Produkte über das Internetportal zu verkaufen (Drittanbieter). Damit agiert das Unternehmen nicht nur als Online-Händler, sondern ebenso als Verkaufsplattform (Marketplace). Mit Amazon Web Services (AWS) ist man im zukunftsträchtigen Markt des Cloud Computing stark positioniert und auch mit seinem Video-Stream-Service zählt Amazon zu den globalen Marktführern.

Eingeführt 2007 entpuppte sich Amazon Prime als einer der wichtigsten Eckpfeiler im heutigen Geschäftsmodell. Das Mitgliedschaftsprogramm bietet Kunden gegen eine monatliche Gebühr Zugang zu Streaming-Video, Musik, E-Books, kostenlosem Versand und einer Vielzahl anderer Amazon-spezifischer Dienste und Angebote. Um den Service noch attraktiver zu machen und um möglichst vielen Prime-Kunden das Versprechen von Lieferungen innerhalb von 24 Stunden zu erfüllen, investierte der Onlineriese 2019 massiv in seine Versandlogistik. So kletterten die Kosten für Versand und Logistik im Jahresvergleich um 43 Prozent auf rund 37,9 Milliarden Dollar, wie der zuständige Analyst Vahs vorrechnet.

Die Ausgabeoffensive scheint sich aber bereits ausgezahlt zu haben. Denn mittlerweile habe Amazon weltweit über 150 Millionen zahlende Prime-Abonnenten, so Konzernchef Bezos im Rahmen des jüngsten Geschäftsberichts. Durch die schiere Anzahl an Kunden die sich auf der Amazon-Plattform mittlerweile tummeln, wir der Marktplatz aber auch für Unternehmer immer interessanter. So konnte mit den sogenannten Drittanbietern (Unternehmen die über die Plattform Amazon ihre Waren verkaufen) der Umsatz (umfasst Provisionen und alle damit verbundenen Erfüllungs- und Versandgebühren sowie andere Dienstleistungen von Drittanbietern) im vierten Quartal 2019 im Jahresvergleich um satte 31 Prozent auf nunmehr 17,45 Milliarden Dollar gesteigert werden. Der Umsatz im Bereich "Abonnement-Service" (darunter zählen allen voran die jährlichen und monatlichen Gebühren in Verbindung mit der Amazon Prime Mitgliedschaft sowie Hörbuch-, Digitalvideo-, Digitalmusik-, E-Book- und andere Nicht-AWS-Abonnementdienste) schlägt mit einem Umsatzanstieg von 32 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar in dieselbe Kerbe.

Als Wachstumslokomotive des Konzerns erwies sich daneben auch die CloudSparte AWS ("Amazon Web Service"; Vermietung von Serverinfrastruktur und Speicherplatz über das Internet), welche im vierten Quartal 2019 im Jahresvergleich einen Umsatzzuwachs von 34 Prozent auf 9,9 Milliarden Dollar verzeichnen konnte. Der Betriebsgewinn erhöhte sich um 19 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar. Beachtlich ist für Vahs hierbei, dass die Sparte trotz ihrer eigenen Größe (Umsatz 2019: 35 Milliarden Dollar) weiter Umsatzzuwächse jenseits der 30 Prozent (2019 versus 2018: + 36 Prozent) aufweist. AWS war in 2019 für 12,5 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich und erwirtschaftete damit 63 Prozent des operativen Gewinns. Im vierten Quartal stand AWS sogar für mehr als zwei Drittel des gesamten operativen Einkommens, wie Raiffeisen Research ausführt. Die vertraglichen Zusagen der Kunden für zukünftige Umsätze mit AWS sind per Ende 2019 um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 30 Milliarden Dollar angewachsen. Das entspricht fast dem kompletten Jahresumsatz der AWS-Sparte aus 2019.

Nur eine andere Sparte des Konzerns wächst aktuell noch schneller als AWS: Unter dem schlichten Bilanzstichwort "Andere Einnahmen" verbirgt Amazon sein wachsendes Geschäft mit Online-Werbeanzeigen auf den eigenen Internetseiten. Um satte 41 Prozent legten die Einnahmen aus Werbung im Vergleich zum Vorjahr zu -4,8 Milliarden Dollar nimmt der Konzern damit ein. Das entspricht zwar "nur" fünf Prozent des Gesamtgeschäfts, allerdings erwirtschaftet dieser Bereich relativ hohe Margen und wächst aktuell so schnell wie keine andere Sparte. Da die Onlinekäufer inzwischen die Hälfte ihrer Suchanfragen bei Amazon beginnen, buhlen weltweit inzwischen knapp drei Millionen Plattformhändler um die besten Plätze in den Trefferlisten des Onlineriesen.

Weiter rasant wächst der Free Cashflow. Abzüglich aller Leasing und Mietverbindlichkeiten sowie sämtlicher Finanzierungsverpflichtungen hat er sich im Jahresvergleich von 8,4 Milliarden Dollar auf nun 12,5 Milliarden Dollar um knapp 50 Prozent erhöht. Dies lässt auch für die absehbare Zukunft enormen Spielraum für mögliche Zukäufe oder für die Aktionärspflege Aktienrückkauf und Dividendenausschüttung, so Vahs.

Raiffeisen-Research-Fazit: Amazons Transformation vom Umsatzriesen zum Gewinnmonster schreitet voran. Geschäfte abseits des margenschwachen Online-Handels entpuppen sich weiter als Goldgrube. Dank der margenträchtigen Sparten (Drittanbieter sowie Werbung) ist der Konzern in der Lage, seine Gewinnsteigerung nahezu allein durch deren im Vergleich zum Online Handel schnelleres Umsatzwachstum zu generieren. Mit den steigenden Einnahmen und dem rasant wachsenden freien Cashflow verschafft sich das Unternehmen auch den finanziellen Spielraum, nicht nur in neue Projekte (Amazon Fashion, Einstieg ins Lebensmittelgeschäft, u.a.) zu investieren, sondern auch Aktionärspflege (Stichwort: mögliche Dividende; Aktienrückkaufprogramm) zu forcieren. Die Empfehlung von Raiffeisen Research für die Amazon-Aktie lautet "Kauf".


Apple - Über allem (Erfolg) steht noch immer das iPhone



Apple Inc. entwickelt, produziert und vermarktet PCs und Laptops (iMac, MacBook) und damit im Zusammenhang stehende Produkte wie Smartphones (iPhone), Tablets (iPad), die Apple Watch und andere Hardware-Produkte. Über seinen iTunes Store bietet Apple Musik, Spiele, Apps und Videos an. Das Unternehmen mit Sitz in Kalifornien ist heute ein sehr erfolgreiches, innovatives und hochprofitables Unternehmen, doch seine Geschichte war mitunter eine recht bewegte.

Apple ist es in den vergangenen Jahren dank seiner herausragenden Technologie, seiner hohen Produktqualität (Software ist perfekt auf die Hardware abgestimmt) und der intuitiven Handhabung gelungen, eine quantitativ beträchtliche und obendrein äußerst loyale Kundenbasis aufzubauen. Per Ende Dezember 2019 übersprang die gesamte installierte Basis (iPhones, iPads, Wearables, Mac-PCs und Laptops) die Marke von 1,5 Milliarden Geräten und unterstreicht damit die Stärke des Apple-Ökosystems und das Potenzial für die zukünftige Entwicklung der Service-Sparte. Alleine in den vergangenen zwölf Monaten konnte Apple hier um über 100 Millionen Einheiten zulegen.

Apple berichtet zwar keine detaillierten Margen für die einzelnen Produkte, beim iPhone schätzt Raiffeisen Research die Bruttomarge aber auf über 60 Prozent, das heißt, die operative Entwicklung hängt extrem stark von seinem Blockbuster-Produkt ab (Umsatzanteil zuletzt: 60,9 Prozent). Im letzten Berichtsquartal hat sich Apple dank sehr guter Nachfrage nach seinen neuen Modellen (iPhone 11, iPhone 11 Pro, iPhone 11 Pro Max) mit einem Erlöswachstum von 7,6 Prozent an die Spitze des globalen Smartphone-Marktes gekämpft, wenngleich man auf Gesamtjahresbasis weiterhin hinter Samsung und Huawei auf Platz drei verharrte (Quelle: IDC).

Äußerst positiv gestaltet sich laut dem zuständigen Analyten Salcher weiterhin die Kundenzufriedenheit, welche beim iPhone 11, 11 Pro and 11 Pro Max in den USA zuletzt Spitzenwerte mit kombiniert 98 Prozent erreichte und damit meilenweit vor der Konkurrenz lag (Quelle: 451 Research). Zudem planen 84 Prozent der befragten Unternehmen im nächsten Quartal iPhones zu ordern.

Der globale Gesamtmarkt schrumpfte im Jahr 2019 zum dritten Mal in Folge und das, obwohl erste 5G-Smartphones und neue Innovationen wie faltbare Geräte auf den Markt gebracht wurden. Die Konkurrenz aus China stellt mit Huawei, Xiaomi, Oppo und Vivo mittlerweile überhaupt schon vier der Top-6 Hersteller dar, Xiaomi und Oppo waren zuletzt in Indien sehr erfolgreich und versuchen langsam auch in Westeuropa Fuß zu fassen. In Kombination mit einem relativ gesättigten Markt und einer relativ langen durchschnittlichen Behaltedauer (fast 4 Jahre) der Geräte sieht man bei Raiffeisen Research das Wachstumspotenzial von Apple daher mittelfristig als eher limitiert an.

Anders sieht das im restlichen Apple-Universum aus, wo man im abgelaufenen Q1 2019/2020 zum 5. Mal in Folge ein zweistelliges Wachstum verzeichnete. Dies gilt im Speziellen für die immer relevanter werdende und margenträchtige Sparte "Services" (iCloud, App Store, Apple Music, Apple Pay, Apple Care), wo sich das Unternehmen das Ziel gesetzt hat, seine Umsätze bis 2020 auf Basis 2016 zu verdoppeln. Im letzten Quartal betrug das Wachstum hier 16,9 Prozent, der relative Anteil am Gesamtumsatz bereits knapp 14 Prozent. In erster Linie profitiert Apple hier von hochdynamischen Cloud-Erlösen, aber auch die Erlöse via seinem "App Store" steigen stetig an und tragen allesamt sehr hohe Margen. Aber auch mit Apple Pay (>15 Milliarden Transaktionen p.a.) und Apple TV+ ist das Unternehmen gut unterwegs.

Insgesamt hatte Apple Ende Dezember 2019 über 480 Millionen Bezahl-Abos für seine gesamte Service-Plattform, eine Steigerung von über 120 Millionen Subskriptionen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Stark war auch deren Performance bei "Wearables" (+37,0 Prozent), wo die Nachfrage nach der Apple Watch und den AirPods weiterhin extrem hoch ist. Die Bedeutung der Mac-Sparte (Umsatz: -3,5 Prozent in Q1 2019/2020; Umsatzanteil: 7,8 Prozent) und die des iPads (Umsatz: -11,2 Prozent; Umsatzanteil: 6,5 Prozent) nehmen jedoch beständig ab. In Summe erreichen diese beiden Segmente gerade noch umsatzmäßig das Niveau der Service-Sparte, allerdings bei einer weitaus geringeren Profitabilität, so Raiffeisen Research.

Auch wenn Apple ein starkes Weihnachtsquartal mit weit über den Erwartungen liegenden Geschäftszahlen gemeldet hat und beim iPhone zuletzt gute Wachstumsdynamik aufwies, ist Salcher der Ansicht, dass die aktuell äußerst ambitionierte Bewertung der Aktie (KVG 2020e: 23,4) mit der erwarteten, relativ flachen Wachstumskurve trotz einer starken Entwicklung der Service- und Wearables-Sparte nicht ganz im Einklang steht. Auch hat die nach nicht einmal drei Wochen am 17. Februar wegen direkter wirtschaftlicher Folgen aus der Coronavirus-Epidemie (Lieferengpässe beim iPhone, langsamer als erwartetes Hochfahren der Produktion, geringere Absätze in China) zurückgenommene und nicht adaptierte Umsatzprognose aus seiner Sicht zuletzt für ein eher verhaltenes Sentiment gegenüber der Aktie gesorgt. Die Empfehlung von Raiffeisen Research für die Apple-Aktie lautet "Halten".


Netflix - international derzeit unangefochten



Begonnen hat die Erfolgsstory von Netflix im Jahr 1997 als man eine Online-Videothek in den USA mit dem Versand von Filmen auf DVD und Blu-ray an seine Abonnenten gründete und dafür "lediglich" 2,5 Millionen Dollar an Startkapital benötigte. Rund 20 Jahre später zählt der Konzern mit einem Unternehmenswert von 150 Milliarden Dollar und rund 150 Millionen Abonnenten zu den größten Medienkonzernen weltweit.

Möglich gemacht wurde diese rasante Entwicklung neben immer schneller werdenden Internetverbindungen allen voran durch de n Trend weg vom klassischen TV mit unzähligen Werbeunterbrechungen hin zu Video auf Abruf (VOD) bzw. abonnierte Videos auf Abruf (SVOD). Ab einer monatlichen Grundgebühr von rund acht Dollar haben die Abonnenten unbeschränkten Zugriff auf eine umfangreiche Videothek aus Serien, Dokumentations- und Kinofilmen. Sie können dabei so viel schauen, wie sie wollen, wann sie wollen, wo sie wollen, und das über jedes beliebige Endgerät - sei es das TV-Gerät, das Handy, das Tablet oder der Laptop. Das Fernsehschauen wird damit aus dem herkömmlichen starren Korsett von Ort sowie festen Programmzeiten herausgelöst und wird so zu einem einzig vom Konsumenten gesteuerten Ereignis.

Musste Netflix zu Beginn noch für diverse Serien und Filme von anderen Studios Lizenzgebühren entrichten, etablierte sich der Konzern nach und nach zu einem der größten Serien- und Filmproduzenten weltweit. Satte 15,3 Milliarden Dollar gab man bereits 2019 für neue Inhalte aus, doch 2020 soll das laut einer Vorabeinschätzung diverser Wall-Street-Analysten noch einmal überboten werden: 17,3 Milliarden Dollar werden 2020 demnach in neue Inhalte fließen - das sind die Ausgaben für Content, also allen voran für Filme und Serien.

Der große Vorteil von Eigenproduktionen liegt für Netflix laut dem zuständigen Analysten Vahs nicht nur in der "Anwendung" der gesammelten User-Daten, sondern ermöglicht es auch im Gegensatz zu zugekauften Inhalten (oft zeitliche und regionale Beschränkung) die eigenen Serien/Filme zeitgleich in allen verfügbaren Ländern anzubieten. Mittlerweile verfügt der Streamingdienst über ein prall gefülltes Angebot an eigens produziertem Inhalt.

Die Erfolgsstory von Netflix lebt laut Raiffeisen Research nicht zuletzt von Skaleneffekten, die dadurch zustande kommen, dass der Multiplikator von Umsätzen zu den Produktionskosten viel größer wird, weil mehr Abonnenten den gleichen Inhalt schauen. Je höher also der Umsatz von Netflix, desto geringer fallen die hohen Kosten für den Einkauf und die Produktion der Inhalte ins Gewicht. Viele Serien funktionieren weltweit selbst wenn sie auf den US-Markt zugeschnitten sind (wie z.B. The Witcher). Es geht aber auch umgekehrt: so kam beispielsweise die eigentlich für den spanischen Markt produzierte Serie "Haus des Geldes" auch international gut an, Innerhalb der ersten Woche nach Veröffentlichung der frischen "Haus des Geldes"- Episoden wurde die neue Staffel in über 34,3 Millionen Haushalten abgerufen, was einem neuen Netflix-Rekord für eine nicht-englischsprachige Serie bedeutet.

Mittlerweile setzt Netflix mehr als die Hälfte seines (50,4 Prozent) des gesamten Umsatzes außerhalb des US-Heimatmarktes um. Rund 106 Millionen zahlender Abonnenten konsumieren Netflix außerhalb der USA. Am Heimatmarkt selbst sind es rund 61 Millionen Allerdings wurde hier der Konkurrenzkampf zuletzt deutlich härter. Konkurrenz wächst Den Angriff zweier US-Konkurrenten (Disney + und Apple TV+), deren Videodienste jeweils im November starteten und deutlich weniger kosten als die Abos von Netflix, konnte man verhältnismäßig gut abwehren. Zwar wurden am US-Heimatmarkt mit 420.000 neuen Kunden im vierten Quartal 2019 weniger Abozuwächse als erwartet (600.000) verbucht, allerdings kann von einem Einbruch (trotz namhafter Konkurrenz: unter anderem Disney und Apple) nicht die Rede sein.

Der Fokus von Netflix liegt ohnehin verstärkt auf dem internationalen Markt. Hier sieht Vahs den Konzern auch auf Grund der vielen nationalen Eigenproduktionen (The Crown, Haus des Geldes, Dark, usw.) und der Verfügbarkeit auf Sicht von zwölf Monaten nahezu konkurrenzlos. Die Konkurrenz am Heimatmarkt durch HBO Max (AT&T) und Peacock (NBC) wird sich in den nächsten Monaten allerdings weiter verschärfen. International sind viele dieser Dienste allerdings aktuell noch nicht verfügbar, bzw. zum Teil in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. So startet HBO Max in Europa nicht vor 2021. Bis 2025 peilt AT&T mit seinem Streamingdienst "lediglich" 40 Millionen internationale Kunden an.

Raiffeisen Research ist weiterhin überzeugt davon, dass SVOD, bzw. VOD das klassische Fernsehen über kurz oder lang ablösen wird. Für Netflix spricht das schlanke Geschäftsmodell (ohne Hardwarekosten), der First Mover-Vorteil und nicht zuletzt die Tatsache, dass das Geschäftsmodell auch international funktioniert. Man glaubt zwar, dass Netflix die Zahl der Abonnenten allen voran international weiter steigern und den Wettbewerbsvorteil als SVOD-Marktführer weiter ausbauen wird, auf dem aktuellen Niveau sieht man die Wachstumsaussichten allerdings auf Sicht von zwölf Monaten inzwischen im Aktienkurs eingepreist. Für langfristige Investoren könnte der ein oder andere Kursrücksetzer allerdings eine gute Einstiegsmöglichkeit bieten. Die Empfehlung von Raiffeisen Research für die Netflix-Aktie lautet "Kauf".


Google (Alphabet) - Der Online-Werbekaiser und seine Kosten



Die Haupteinnahmequelle von Alphabet ist das Geschäft mit Werbeeinschaltungen auf der Google-Homepage und auf Partnerseiten. Mit dem auf Smartphones, Netbooks und Tablets ausgerichteten Betriebssystem "Android" ist Alphabet sehr erfolgreich unterwegs, der Marktanteil bei Smartphones liegt bei über 80 Prozent. Neben der Internet-Werbung verdient Alphabet sein Geld mit "Google Play" (Apps, Musik, Filme), Smartphones ("Pixel") und verstärkt mit Cloud-Produkten.

Darüber hinaus verfolgt Alphabet eine Reihe von Innovations- und Forschungsprojekten, dazu zählen unter anderem "Waymo" (führende Stellung bei Autonomem Fahren mit über 20 Millionen Meilen absolvierter Stadtstrecke), "Nest" (Gebäude-Automatisierung), "Fiber" (Netzwerke), "DeepMind" (Anwendung künstlicher Intelligenz) Verily (Biowissenschaften) und Calico (Biotechnologie). Von Beginn an war es die Mission von Google die globale Informationsflut zu organisieren und auf effiziente und nützliche Art seinen Kunden zur Verfügung zu stellen. Google Maps und Google Search sind mittlerweile aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken.

Google ist heute die mit Abstand größte Internet-Suchmaschine und die meistbesuchte Website der Welt. Allerdings ist Google mit Amazon.com in den letzten Jahren ein ernsthafter Konkurrent in Bezug auf Online-Produktsuche erwachsen, denn immer mehr Menschen verwenden bei ihrer Online-Suche nach Produkten gleich direkt die Amazon-Website. Die Google-Werbeerlöse wachsen weiterhin deutlich zweistellig, auch wenn in Q4 2019 (+16,2 Prozent) die Wachstumsdynamik etwas ins Stocken geraten ist und das niedrigste Wachstum seit fünf Jahren aufwies. Positiv zu werten ist laut Raiffeisen Research, dass Alphabet mit seinen Viertquartalszahlen erstmals in seinem Reporting die beiden Wachstumsbereiche Cloud und YouTube detailliert ausweist.

Ein Problemfeld sind für Alphabet die massiv ansteigenden operativen Kosten, so der zuständige Analyst Salcher. Was sind die Gründe dafür? Zum einen ist da der strengere Datenschutz (vor allem in Europa) zu nennen. Der Ausbau der personellen Kapazitäten etwa zum Fernhalten bzw. die Entfernung von bedenklichem Content (speziell bei YouTube) kostet sehr viel Geld, der verstärkte Einsatz von KI-Technologie (Künstliche Intelligenz) zur Sondierung des Contents unterstützt hier jedenfalls. Auch sind die Aufwendungen für Content-Einkäufe für YouTube deutlich angestiegen.

Zum anderen ist der Ausbau des Cloud-Geschäftes, wo das Alphabet-Management einen klaren Fokus legt (Verdreifachung der Sales-Mannschaft innerhalb von drei Jahren; Ausbau der Cloud-Kapazitäten, Bau neuer Datenzentren), zunächst eine sehr kostspielige Strategie. Im Geschäftsjahr 2019 stieg der Personalstand insgesamt um gut 20 Prozent an. Die Cloud-Erlöse weisen unbestritten ein hochdynamisches Wachstum auf, im vierten Quartal 2019 konnte Alphabet die Umsätze um 53,0 Prozent auf 2,61 Milliarden Dollar steigern. Nichtsdestotrotz liegt "Google Cloud" mit deutlichem Abstand hinter AWS (Amazon Web Services) und Microsoft auf dem dritten Platz. Auch ist der relative Anteil der Cloud-Erlöse am Gesamtumsatz mit 5,7 Prozent noch zu gering um das sich moderierende Wachstum im Werbegeschäft nennenswert abzufedern. Und was laut Raiffeisen Research kaum bekannt und beachtet wird: das Cloud-Geschäft von Google auf Gesamtbasis ist aktuell (noch) nicht profitabel.

Anders sieht es bei YouTube aus, so Salcher. YouTube verfügt bereits mehr als 1,9 Milliarden monatlich aktive User mit beträchtlichem Monetarisierungspotenzial. Jeden Tag werden von diesen Personen rund fünf Milliarden Videos im Internet angesehen. Der relative Monetarisierungsgrad (als Ausdruck des durchschnittlichen Werbeerlöses je User) beträgt im Vergleich zu Facebook laut eMarketer gegenwärtig nur 55 Prozent. Hier steckt sinngemäß noch einiges an Potenzial für den Online-Suchgiganten. Die YouTube-Werbeerlöse sind im Berichtsquartal um 30,8 Prozent auf 4,72 Milliarden Dollar gewachsen, im Gesamtjahr 2019 belief sich das Wachstum auf dynamische +36 Prozent. Insgesamt verfügt das Unternehmen aktuell über mehr als 20 Millionen Bezahl-Abos für Musik und Premium-Inhalte sowie über mehr als zwei Millionen zahlende Kunden für YouTube TV. Ende 2019 lag das auf zwölf Monate hochgerechnete Umsatzvolumen für YouTube-Subskriptionen und Nicht-Werbeerlöse bei rund drei Milliarden Dollar.

Die hohe Innovationskraft zeigt sich in den vielen Anwendungen und Forschungsaktivitäten des Konzerns, welche im Segment "Other bets" subsummiert sind. Hier wird es wohl noch lange Zeit brauchen, bis sich hier kommerziell erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Wegen der hohen Forschungs- und Entwicklungskosten gepaart mit überschaubaren Umsätzen (172 Millionen Dollar im vierten Quartal 2019) ergeben sich hier enorme Betriebsverluste (11,8x Umsatz im vierten Quartal). Innovationen für die Zukunft sind im Technologie-Bereich aber immens wichtig, sie kosten viel Geld, man muss frühzeitig damit beginnen, erklärt Salcher. Alphabet hat dank seines Werbegeschäftes die Ressourcen dafür. Die Empfehlung von Raiffeisen Research für die Alphabet-Aktie lautet "Halten".