Apple ist das wertvollste Unternehmen der Welt und in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Doch unterliegen Aktionäre hier vielleicht einem gewaltigen Trugschluss? Ist Apple vielleicht massiv überbewertet? Von Johann Werther
Apple steht für Markstellung, für einzigartige Produkte und nicht zuletzt für eine sichere und solide Aktienperformance. Allerdings sind vergangene Kursentwicklungen kein Versprechen dafür, dass es in Zukunft so weitergeht
Das Favoritensterben
Doch nicht nur Apple wird wahrscheinlich Opfer einer künftigen Underperformance. Es scheint ein Naturgesetz des Marktes zu sein, dass die wertvollsten Unternehmen nicht lange an der Spitze verweilen. So hat es in den vergangenen 40 Jahren nur ein einziges Unternehmen geschafft am Ende von zwei Dekaden zu den hochkapitalisiertesten Unternehmen der Welt zu gehören und das war Microsoft.
Alle anderen hingegen fanden ihren Weg aus der Spitze durch eine Underperformance des Marktes und kleinere Unternehmen, welche ihnen den Rang abliefen. Dies kann zum einen daran liegen, dass sich ein Unternehmen irgendwann nach Entsprechenden Wachstum zu einem Bürokratiemonster entwickelt, kann aber auch den Wettbewerbsbehörden geschuldet sein, welche irgendwann keine Übernahmen mehr zulassen. In jedem Fall sind die Gründe für das Favoritensterben vielfältig, jedoch kommt bei Apple noch ein anderer Grund zum Tragen.
Die Bewertung
Nämlich die Bepreisung. Diese ist inzwischen bei einem KGV von 24,6 angelangt. Doch diese Bewertung besitzt das Unternehmen nicht von Anfang an. Vor zehn Jahren hatte das Unternehmen zwar schon dieselbe Gewinnmarge, aber ein deutlich niedrigeres Multiple. Seitdem hat sich der Gewinn des Unternehmens um das 3,9-fache gesteigert. Normalerweise hätte sich der Kurs also mit etwas Wachstumsaufschlag in dieselbe Richtung entwickeln müssen.
Dies tat er auch, doch deutlich aggressiver, denn seitdem hat sich der Kurs der Apple Aktie um das 11-fache gesteigert. Dies geschah vor allem durch das Einpreisen von Wachstumsprognosen und einer Menge Euphorie. Allerdings gehen selbst die bullischen Analysten für Apple von einem Gesamtwachstum von fünf Prozent aus. Kommt es jetzt aber makroökonomisch genauso schlimm wie erwartet dürften selbst diese niedrigen Prognosen revidiert und damit Apple nochmal deutlich abgewertet werden. Die Fallhöhe der Aktie ist damit also enorm, was man schon an den enormen Schwankungen des Papiers in diesem Jahr sieht.
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Doch sollten Anleger jetzt tatsächlich ihre Apple-Aktien aus dem Depot werfen? Antwort: Es kommt darauf an.
Wer zum Beispiel noch zusätzlich stark in einen MSCI World oder Berkshire Hathaway investiert ist, der hat definitiv eine Art von Klumpenrisiko im eigenen Depot. Immerhin liegt das Gewicht im Weltindex von Apple regelmäßig zwischen vier und fünf Prozent. Selbstverständlich ist auch Apple ein großes Unternehmen, doch wer hoch steigt kann auch tief fallen.
Ganz interessant ist dabei ein Blick auf die Produkte des Unternehmens. Die sehr preisintensiven Handys und Laptops mit vergleichsweise wenig Neuerungen oder Leistung lassen sich aktuell sehr gut durch Log-In-Effekte und die jahrelang aufgebaute Fankultur umsetzten. Allerdings könnte dies gerade in der Rezession ein Problem werden, denn diese Produkte sind eigentlich zyklisch.
Die iPhones, MacBooks & Co. sind kein Luxusgut, sondern ein hochpreisiges Konsumgut und unterliegen damit einem Konjunkturzyklus. Mit Blick auf die Wirtschaftsaussichten der nächsten Jahre sollten Anleger ihre Position also definitiv noch einmal überdenken.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple