Ohne Archegos fuhr der weltgrößte Vermögensverwalter für reiche Privatkunden Analysten-Angaben zufolge aber das beste Vorsteuer-Quartalsergebnis seit 2007 ein. Der seit November amtierende Konzernchef Hamers sieht deshalb keinen Anlass für einen strategischen Schwenk oder eine Abkehr vom Hedgefonds-Geschäft. Die UBS habe in dem Bereich bisher gutes Geld verdient. "Es ist wichtig für unser Unternehmen", sagte der Manager am Dienstag. Denn es helfe auch, Beziehungen zu superreichen Familien aufzubauen.
"Wir alle sind tief enttäuscht und nehmen dies sehr ernst", sagte Hamers mit Blick auf Archegos. Die Bank unterziehe das Risikomanagement und die Kundenbeziehungen in dem Geschäft einer vertieften Überprüfung und ergreife Maßnahmen, um solche Vorfälle zukünftig zu vermeiden. Im April 2021 habe die UBS alle verbleibenden Positionen abgestoßen. Die im zweiten Quartal anfallenden Verluste beliefen sich auf 87 Millionen Dollar.
Die UBS gehört zu einer ganzen Reihe von Banken, die Archegos Kredite gaben, um damit Aktienspekulationen einzugehen. Die weitaus höchsten Verluste verbuchte mit fünf Milliarden Franken die Credit Suisse. Aber auch bei der japanischen Investmentbank Nomura und der amerikanischen Morgan Stanley hinterließ der Zusammenbruch des US-Fonds tiefe Löcher. Die UBS, die sich selbst unter den Top-Fünf in dem Markt sieht, hatte sich bisher nicht zu den Auswirkungen des Falles geäußert.
Die Investoren erwischte den Archegos-Verlust auf dem falschen Fuss. Hamers musste sich auf einer Telefonkonferenz viele kritische Fragen gefallen lassen. "Der Verlust... verdeutlicht das inhärente Risiko der Kapitalmarktaktivitäten und stellt einen Rückschlag für die ansonsten risikoaverse Kultur dar", erklärte Moody`s-Analyst Michael Rohr. Die UBS-Aktien sackten drei Prozent ab.
BANK WILL EINE MILLIARDE EINSPAREN
Dank guter Erlöse im Kerngeschäft mit reichen und superreichen Privatkunden verdiente das Institut unter dem Strich dennoch mehr als in der Vorjahresperiode. Der Gewinn stieg um 14 Prozent auf 1,82 Milliarden Dollar und übertraf die Markterwartungen. Neugeldzuflüsse trugen dazu bei, dass die verwalteten Vermögen um mehr als 100 Milliarden Dollar auf 4,2 Billionen Dollar kletterten. Hinzu kamen die günstigen Marktbedingungen und die aufgehellte Anlegerstimmung. "Unter dem Strich verzeichneten wir in all unseren Kundensegmenten rekordhohe Aktivitäten", erklärte Hamers.
Im Investmentbanking des Zürcher Instituts sackte der Vorsteuergewinn wegen des Vorfalls um 42 Prozent ab. Mit den sprudelnden Erlösen in den Investmentbanking-Sparten anderer Großbanken hätte die UBS aber auch ohne Archegos nicht Schritt halten können. Bei der Deutschen Bank, die den Quartalsbericht am Mittwoch vorlegt, erwarten Experten für das Kapitalmarktgeschäft einen mehr als doppelt so hohen Vorsteuergewinn wie vor einem Jahr.
Obwohl die UBS bei der Rendite die eigenen Vorgaben übertraf, sieht Hamers Potenzial für Kostensenkungen. Bis 2023 will er brutto rund eine Milliarde Dollar einsparen. Prozesse sollen gestrafft und auch Stellen an günstigere Standorte verschoben werden. Wieviel Jobs gestrichen würden, konnte ein Firmensprecher nicht sagen. Das eingesparte Geld solle in Wachstumsprojekte investiert werden. Dazu zählt auch die IT. Für den Umbau legt die Bank im laufenden Quartal 300 Millionen Dollar beiseite. Im weiteren Verlauf des Jahres will Hamers zudem schrittweise weitere Elemente seiner Strategie vorstellen. Mit den Jahreszahlen 2021 sollen auch überarbeitete Finanzziele folgen.
rtr