Asien-Anleger hoffen auf Lösung des US-chinesischen Zollstreits
· Börse Online RedaktionSollten sich diese hingegen verschärfen, droht weiteres Ungemach. Zusätzliche Risiken sind die US-Geldpolitik, ein starker US-Dollar und geopolitische Unwägbarkeiten.
"Trotz der Korrektur im Jahr 2018 wird der asiatische Aktienmarkt weiterhin gut unterstützt durch das solide Gewinnwachstum", sagt Min Feng, Investmentstratege von Nomura Asset Management Deutschland. Asiatische Unternehmen dürften 2019 die Gewinne insgesamt etwas mehr steigern als die in den Industrieländern. Gleichzeitig seien asiatische Aktien im Vergleich viel niedriger bewertet.
Asien-Kenner Stefan Scheurer von Allianz Global Investors rechnet angesichts der Risiken durch Handelskonflikte, Zinsanhebungen in den USA und weiterer Dollar-Stärke mit fortgesetzt größeren Kursschwankungen, sieht tendenziell aber mehr Chancen als Risiken. "Während Schwellenländer als Ganzes noch moderat bewertet sind, sind asiatische Länder wie Malaysia, China oder Korea zuletzt sogar attraktiver geworden", erklärt Scheurer. Zudem biete jede Marktkorrektur günstige Einstiegsgelegenheiten für langfristig orientierte Anleger.
Neben den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens seien aber auch einige reifere und spätzyklische Märkte wie etwa Japan relativ günstig bewertet, sagt Anlagestratege Joseph Little von HSBC Global Asset Management. "Gesunde Fundamentaldaten, ausreichende Währungsreserven, schlagkräftige Maßnahmen und positive Reformaussichten in vielen Staaten" unterstützten seinen positiven Ausblick für Asiens Volkswirtschaften.
Für die beiden wichtigsten asiatischen Aktienmärkte, Japan und China, gehen die Erwartungen der Fachleute dennoch ein Stück weit auseinander. Während sie für Japan überwiegend optimistisch klingen, herrscht mit Blick auf China wegen des schwelenden Handelskonflikts mit den USA eine gewisse Skepsis.
Allerdings haben die chinesischen Börsen im Sog des Zollstreits schon deutlich nachgegeben. Der CSI-300-Index in Shanghai fiel 2018 bis Mitte Dezember um mehr als ein Fünftel, während der Tokioter Nikkei-Index lediglich rund 5 Prozent einbüßte. Im Falle einer Lösung des Handelsstreits hätten Chinas Aktienmärkte theoretisch entsprechend größeres Aufholpotenzial.
Optimistisch für japanische Aktien gibt sich Marktstratege Naoki Kamiyama vom Vermögensverwalter Nikko Asset Management. Er wird relativ konkret: "2019 erwarten wir für den Nikkei 225 bis März 24 000 Punkte und bis September 25 000 Punkte." Das wären rund 11 Prozent beziehungsweise fast 16 Prozent mehr als aktuell.
Kamiyama geht bei seiner Einschätzung von einer noch lange ultralockeren Geldpolitik der japanischen Notenbank aus. Diese soll der Wirtschaft unter die Arme greifen und macht Aktien zudem mangels renditeträchtiger Anlagealternativen vergleichsweise attraktiv. Der Experte setzt überdies auf japanische Aktien, "da hier keine Internetkonzerne dominieren, sondern Hardware-Firmen. Dies stellt deshalb eine gute Kaufgelegenheit dar, weil Japans Problem einer überalterten Gesellschaft auf lange Sicht durch High-Tech-Roboter gelöst werden könnte."
Das größte Risiko für Japans Börsen sieht Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners in einer Aufwertung des Yen, falls Anleger bei möglichen geopolitischen Krisen eine "Flucht in sichere Häfen" suchen sollten. Ein starker Yen kann sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit japansicher Exportunternehmen auswirken. Grundsätzlich ist Altmann aber zuversichtlich und betonte die zuletzt positive Gewinnentwicklung japanischer Unternehmen. Sie seien auf Basis ihrer Ergebnisse derzeit deutlich günstiger bewertet als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Das Zeug 2019 positiv zu überraschen, hat Altmann zufolge der chinesische Aktienmarkt, solange Katastrophen wie ein Platzen der Schulden- und Immobilienblase ausblieben. Die Risiken - eine hohe Staatsverschuldung und ein nachlassendes Konjunkturwachstum - blieben allerdings auch nach einer möglichen Lösung des Handelskonflikts mit den USA bestehen, gibt Altmann zu bedenken.
Allianz-Experte Scheurer sieht für Chinas Wirtschaft indes mehr Schatten als Licht: Trotz der Eingriffe der Notenbank und des Staates zur Stützung der Wirtschaft dürfte das Wachstum 2019 weiter nachlassen. Denn der Handelskonflikt mit den USA belaste die Verbraucherstimmung und die Investitionsneigung der Unternehmen ebenso, wie die strengeren Regeln für die Kreditvergabe durch Banken. Von einer "harten Landung" der Konjunktur geht Scheurer derzeit aber nicht aus.
dpa-AFX