Am Steuer eines echten James-Bond-Autos: Diesen Traum können sich zahlungskräftige Fans der Kultfilmreihe schon bald erfüllen. Ab dem kommenden Jahr wird der britische Sportwagenbauer Aston Martin insgesamt 25 Modelle des legendären Aston Martin DB5 ausliefern. Zum Stückpreis von 2,75 Millionen Pfund erhalten die handverlesenen Käufer das wohl bekannteste 007-Dienstfahrzeug, das der Geheimagent erstmals 1964 in "Goldfinger" fuhr - Bond-Sonderaus­stattung und technische Spielereien inklusive.

Nostalgie in Ehren, aber am technologischen Wandel kommen selbst Super­spione nicht vorbei. Im neuen James-Bond-Streifen, der 2020 in die Kinos kommen soll, wird James-Bond-Darsteller Daniel Craig dem Vernehmen nach erstmals mit einem Elektroauto auf Verbrecherjagd gehen. Als bewährter Dienstwagenlieferant schickt Aston Martin dieses Mal den Ra­pide E ins Rennen, der allen Ansprüchen an wilde Verfolgungsjagden gerecht werden dürfte. Selbst ohne Hightech-Features aus dem Entwicklungslabor des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 bringt es die viertürige Sportlimousine mit zwei Elektromotoren auf 610 PS und 950 Nm Drehmoment. Aus dem Stand beschleunigt der Superstromer in weniger als vier Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird beim Serienmodell auf 250 km/h begrenzt sein. Vorgestellt hat Aston Martin den neuen ­Rapide E vor wenigen Wochen auf der Messe Auto Shanghai.

Viel Geld, überschaubare Reichweite


Das erste vollelektrische Fahrzeug der Briten basiert auf dem Rapide S und dürfte rund 300 000 Euro kosten. Das Design wurde für die neue Antriebstechnik angepasst und auf mehr Aerodynamik getrimmt. Allerdings geht der für Batterien stark begrenzte Platz zulasten der Reichweite, die mit rund 320 Kilometern angegeben wird und im Vergleich zur Konkurrenz unterdurchschnittlich ist.

Im Rahmen der Autoshow betonte ­Aston-Martin-Chef Andy Palmer die künftigen Ambitionen des Autokonzerns im Bereich der E-Mobilität. 2022 will das Unternehmen sein erstes vollelektrisches SUV auf den Markt bringen. Für Ende dieses Jahres ist die Premiere des DBX geplant und damit der Einstieg in den seit vielen Jahren boomenden SUV-Markt. Mindestens ein neues Fahrzeugmodell will der Konzern künftig pro Jahr auf den Markt bringen und damit den Gesamtabsatz kontinuierlich nach oben schrauben.

Im vergangenen Jahr steigerte die James-Bond-Automarke die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge um 26 Prozent auf 6441 Autos. Dabei verzeichnete das Unternehmen in allen Regionen eine höhere Nachfrage und verbuchte mit einem Umsatzsprung um 25 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Pfund einen neuen Rekord in der über 100-jährigen Firmenhistorie. Dass die Briten 2018 unter dem Strich dennoch einen Verlust in Höhe von 57,1 Millionen Pfund verzeichneten, lag Finanzvorstand Mark Wilson zufolge an den Kosten für den Börsengang. Dieser hatte mit 136 Millionen Pfund zu Buche geschlagen.

Vergangenen Oktober hatte die Traditionsmarke den Sprung an die Börse London gewagt, war aber nach einer ohnehin schwierigen Preisfindungsphase kräftig ins Schleudern geraten. Schon am ersten Handelstag fiel die Aktie unter den Ausgabepreis von 19 Pfund. Zwischenzeitlich stürzte sie gar auf ein Rekordtief von knapp acht Pfund. Nach Einschätzung verschiedener Research-Häuser läuft der Titel damit nun aber in eine Übertreibung hinein. Die Credit Suisse senkte im Anschluss an den Bericht zum ersten Quartal ihr Kursziel auf 16,30 Pfund, stellt dem Titel damit aber noch immer eine knappe Verdoppelung in Aussicht.

In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres hatte Aston Martin die Fahrzeugverkäufe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent gesteigert und mit einem Umsatzwachstum von sechs Prozent die Erwartungen des Marktes übertroffen.

Bei den Zielen für das Geschäftsjahr bestätigte das Management seine Absatzprognose zwischen 7100 und 7300 Fahrzeugen sowie eine Ebitda-Marge von 24 Prozent. Mittelfristig sollen jährlich 14 000 Fahrzeuge pro Jahr ausgeliefert und die Ebitda-Marge auf über 30 Prozent gesteigert werden. Die Börse reagierte auf das Zahlenwerk mit Kursgewinnen - gut möglich, dass der Aktie nun die Lizenz zur Aufholjagd erteilt wird.