Die Finanzaufsicht Bafin hat den erneuten Kurseinbruch der Wirecard-Aktie nach Betrugsvorwürfen in der "Financial Times" (FT) ins Visier genommen. "Wir werden den neuerlichen Vorfall in unsere ohnehin noch laufende Marktmanipulationsuntersuchung im Fall Wirecard einfließen lassen", sagte eine Sprecherin der Bafin gegenüber boerse-online.de. "Dabei stehen wir in sehr enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft München." Weitere Angaben machte die Bafin zunächst nicht.
Zeitweise lag die Wirecard-Aktie am Dienstag bis zu 23 Prozent im Minus. Die Online-Ausgabe der FT hatte zuvor gemeldet, dass interne Dokumente und Schriftwechsel auf manipulierte Umsätze in Dubai und Irland hindeuteten. Wirecard wies die Vorwürfe zurück. Der FT-Bericht sei "eine Zusammenstellung einer Reihe von falschen und irreführenden Behauptungen, die bereits vor einiger Zeit widerlegt wurden".
Wirecard war in diesem Jahr bereits mehrfach Ziel von Betrugsvorwürfen, die starke Kursrückgänge zur Folge hatten.
Die FT hatte seit Jahresbeginn dem Unternehmen mehrfach Bilanztricksereien vorgeworfen, insbesondere in Singapur. Ein von Wirecard in Auftrag gegebenes externes Gutachten hatte daraufhin tatsächlich Unregelmäßigkeiten ergeben, aber in deutlich geringerem Umfang als vorgeworfen. Wirecard sprach von Fehlbuchungen und strafbarem Verhalten einzelner Mitarbeiter, schloss aber systematisches Fehlverhalten aus. Wirecard hatte der Financial Times im Gegenzug vorgeworfen, mit sogenannten Shortsellern unter einer Decke zu stecken, die auf fallende Kurse setzen. Nach den Kursturbulenzen im Frühjahr hatte die Finanzaufsicht Bafin die Wirecard-Aktie mit einem zweimonatigen Leerverkaufsverbot belegt. Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen wegen Verdacht auf Marktmanipulation eingeleitet.
Einschätzung der Redaktion: Kursrücksetzer könnten zum Einstieg verleiten. Wirecard hatte erst vergangene Woche seine mittelfristigen Umsatz- und Ergebnisziele angehoben. Die Kursziele der Analysten reichten zuletzt weit über 200 Euro hinaus. Ein Investment ist dennoch nur sehr risikoorientierten Anlegern zu empfehlen. Das Unternehmen ist aufgrund seiner intransparenten Struktur und Bilanzierung nach wie vor angreifbar.
Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 145 Euro
Stoppkurs: 95,00 Euro