Risk on" heißt es derzeit für Anleihefreunde. Die Aussichten auf weiter sinkende Zinsen haben schon jüngst dazu geführt, dass sich gerade High-Yield-Papiere gut entwickelt haben. "Nach einem starken ersten Quartal ist die US-Wirtschaft rückläufig, was auf eine Abschwächung der Wachstumsdynamik hinweist. Als Reaktion darauf ist die Rhetorik der US-Notenbank FED zunehmend gemäßigter geworden. Wir gehen davon aus, dass die Märkte in den nächsten zwölf Monaten drei bis vier Zinssenkungen von 25 Basispunkten vornehmen werden", sagt Michael McEachern vom Anleihespezialisten Muzinich & Co. Vor diesem Hintergrund und der niedrigen Renditeniveaus emittierten die Unternehmen fleißig neue HY-Anleihen. Laut Swisscanto Invest betrug das US-Emissionsvolumen im Juni insgesamt 28,5 Milliarden US-Dollar. In Europa wurden demnach im zweiten Quartal Neuemissionen im Umfang von 22 Milliarden Euro platziert, die auch auf große Nachfrage stießen.
Allerdings verweist Roland Hausheer, Experte für Hochzinsanleihen bei Swisscanto Invest, darauf, dass sich die Ausfallraten zwar noch auf einem moderaten Niveau befänden, aber etwas anstiegen. "Im ersten Quartal 2019 wiesen ihre Bonitätskennzahlen aber auf eine Verschlechterung hin. Ein einziges Quartal lässt nur selten Rückschlüsse auf einen Trend zu, das negative Signal rechtfertigt jedoch eine sorgfältige Beobachtung, insbesondere vor dem Hintergrund des schwächeren Makroumfelds", sagt Hausherr. Die Ausfälle liegen laut dem Experten weiterhin unter zwei Prozent und deutlich unterhalb des langfristigen Durchschnitts, der im mittleren dreiprozentigen Bereich rangiert. "Aus unserer Sicht sind die Fundamentaldaten der HY-Unternehmen insgesamt betrachtet weiterhin in guter Verfassung bei geringerer, aber dennoch positiver Ertragsdynamik und solider Profitabilität - und der Deckungsgrad der Zinskosten befindet sich weiterhin auf historischem Höchststand", so Hausheer. Positiv schätzt der Swisscanto-Experte auch die aktuelle Jahreszeit ein. "Historisch betrachtet unterstützt die Saisonalität im Juli die Performance von High-Yield-Bonds aufgrund der Berichtssaison und der geringeren Anzahl von Neuemissionen. Wir gehen daher von einer leichten Verengung der Spreads in den Sommermonaten aus", sagt er.
McEachern beobachtet weiterhin renditehungrige Anleger, die Mittel in die höher verzinsten Segmente des Fixed-Income-Bereichs investieren. "Auch wenn sich die Kreditspreads in diesem Jahr bereits erheblich verengt haben, können wir uns auch künftig relativ enge Spreads vorstellen, solange der Markt davon ausgeht, dass sich die Konjunktur im Lauf dieses Jahres verbessern wird", sagt er. Falls jedoch die Wirtschaftsdaten in den nächsten drei Monaten außergewöhnlich schwach ausfallen würden, wären laut Muzinich & Co. die aktuellen Spreads jedoch zu eng.
Wer sein Geld einigermaßen renditeträchtig parken will und nicht zu hohe Risiken eingehen möchte, sollte über High Yields nachdenken. Allerdings muss man den Markt genau beobachten und bei den ersten Rezessionsanzeichen die Reißleine ziehen.