Fälle wie diese stehen für einen Trend, der anhalten könnte, da viele Unternehmen üppige Liquiditätsbestände aufweisen und auch die Wirtschaft langsam global wieder anzieht. Hinzu kommen unter anderem auch noch günstige Finanzierungsbedingungen. Es gibt somit mehrere Gründe, die für rege Aktivitäten in diesem Bereich sprechen. In den ersten vier Monaten ist das weltweite M&A-Volumen jedenfalls schon um 42 Prozent auf 1,3 Billionen Dollar gestiegen.
Langfristig ist ein an Fahrt gewinnendes Fusionskarussell zwar durchaus kritisch zu sehen, denn wenn bei den Zukäufen überdreht wird und zu hohe Preise gezahlt werden, ist es bis zu einem spürbaren Kursrückgang an den Börsen oft nicht weit. Derzeit dürfte dieses Stadium aber noch nicht erreicht sein. Vielmehr bewegen wir uns in einer Phase, in der Anleger vom anziehenden M&A-Geschäft mit den richtigen Aktien im Depot profitieren können. Das bestätigt auch eine Berechnung des Datenanbieters Dealogic. Demnach legten die Aktienkurse der Übernahmekandidaten am Tag nach Abgabe der Offerte im Schnitt um rund 18 Prozent zu.
Angelockt davon scheint es reizvoll, auch auf dem deutschen Kurszettel nach Unternehmen mit einer Prise Übernahmephantasie - sei es nun als Jäger oder als Gejagter - nach interessanten Aktien Ausschau zu halten, zumal nach Einschätzung der Deutschen Bank das Deal-Volumen hierzulande im Aufwind ist. Passend zu dieser Idee hat die Deutsche Bank einen German M&A Basket, der 15 Namen von möglichen Übernahmekandidaten aus Deutschland enthält. Davon sind acht Titel mit einer Kaufempfehlung der hausinternen Analysten ausgestattet und davon werden wiederum vier Werte auch von der Börse Online-Redaktion momentan als aussichtsreich hervorgehoben. Auf den nachfolgenden Seiten werden diese vier Aktien benannt und etwas näher vorgestellt.
Übernahmekandidat Nummer eins: Comdirect Bank (WKN: 542800, 8,493 Euro)
Das erste Unternehmen, das sowohl von der Deutschen Bank als auch von der Redaktion der Börse Online als Kauf eingestuft wird, ist die Aktie der Comdirect Bank AG. Allerdings hat bei dem Online-Broker zuletzt etwas die Meldung für Enttäuschung gesorgt, die Dividende deutlich zu kürzen. Aber womöglich dient die damit verbundene Stärkung des Eigenkapitals auch nur dazu, eine mögliche Übernahme des Mitbewerbers DAB Bank einzufädeln. Deren Mutter Unicredit denkt jedenfalls über einen Verkauf nach und sollte die Comdirect Bank zum Zuge kommen, könnte das für einiges an Synergien sorgen.
Was die jüngste Geschäftsentwicklung angeht, war die Commerzbank-Tochter im ersten Quartal 2014 dank reger Orderaktivitäten der Kunden erfolgreich unterwegs. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich von 17,4 Millionen auf 17,9 Millionen Euro. Laut Börse Online Datenbank soll der Gewinn bei dem SDax-Vertreter in diesem Jahr von 0,43 auf 0,44 Euro je Aktie steigen und 2015 sollen daraus dann sogar 0,48 Euro werden. Mit einem sich daraus ergebenden KGV von 17,7 ist der Titel aber auf sich alleine gestellt derzeit nicht sonderlich günstig bewertet.
Neue Phantasie könnte somit am ehesten durch die erwähnte Übernahmeoption entstehen. Damit wäre es dann vielleicht auch endlich möglich, aus dem seit Jahren gültigen Seitwärtstrend nach oben auszubrechen. Die Analysten der Deutschen Bank halten hier jedenfalls einen Kursanstieg bis auf 9,50 Euro für möglich. Verglichen mit der aktuell gültigen Notiz entspricht das theoretisch einem Kurspotenzial von 11,86 Prozent.
Übernahmekandidat Nummer zwei: Gagfah S.A. (WKN: A0LBDT, 11,53 Euro)
In einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich das Kurspotenzial, das sich aus dem Kursziel der Deutschen Bank für die Aktie der Gagfah S.A. ableiten lässt. Angepeilt werden hier 13,00 Euro, woraus sich ein Abstand zur aktuellen Notiz von 12,75 Prozent ergibt. 13,00 Euro sind übrigens auch das Niveau, welches die Analysten der Berenberg Bank für erreichbar halten.
Der momentan zum einfachen Buchwert gehandelte Luxemburger Immobilienkonzern, der im MDax enthalten ist, wird dabei sowohl als möglicher Übernahmekandidat als auch als potenzieller Käufer gehandelt. Im Vorjahr ist es der Gesellschaft dank einer niedrigeren Leerstandsquote und eines besseren operativen Geschäfts gelungen, die für die Immobilienwirtschaft wichtige Kennzahl Funds from Operations, die den operativen Cashflow widerspiegelt, um 13 Prozent auf 0,60 Euro je Aktie zu steigern.
Positiv zu werten ist auch, dass der Großaktionär inzwischen seinen Anteil auf unter 50 Prozent abgebaut hat. Faktoren wie diese haben dazu beigetragen, den Aktienkurs auf ein neues Mehrjahreshoch zu hieven. Charttechnisch betrachtet gestaltet sich die Ausgangslage dadurch bei diesem Wert sehr aussichtsreich. Außerdem darf für 2014 auch die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung unterstellt werden. Die Deutschen Bank taxiert dabei die Rendite auf immerhin rund fünf Prozent.
Übernahmekandidat Nummer drei: SHW AG (WKN: A1JBPV, 43,055 Euro)
Auf einen Korrekturkurs ist nach einer zuvor vorzüglichen Wertentwicklung in den vergangenen Wochen der Automobilzulieferer SHW AG eingeschwenkt. Das dürfte auf deutlich gestiegene Abschreibungen zurückzuführen sein, die sich vermutlich auch noch im laufenden Geschäftsjahr negativ bemerkbar machen dürften.
Die für 2014 in Aussicht gestellten Werte versprechen beim Umsatz und beim Ebit aber weiteres Wachstum, ein Trend, der auch in den beiden Jahren danach weiter anhalten sollte. Gemäß der Börse Online-Datenbank dürfte sich der Gewinn je Aktie bei dem SDAX-Mitglied in diesem und im kommenden Jahr auf 3,29 und 3,84 Euro belaufen. Für 2015 würde sich das KGV damit bei vertretbaren 11,2 bewegen. Sehen lassen kann sich auch die von der Deutschen Bank für 2015 mit 22 Prozent angegebene Eigenkapitalrendite.
Bei der Deutschen Bank wird die Kaufempfehlung auch mit einem Verhältnis von KGV zum Gewinnwachstum plus Dividendenrendite von lediglich 0,6 begründen, da Werte von unter eins als attraktiv eingestuft werden, zumal mit so einem Wert auch Übernahmephantasie verbunden wird. Das Kursziel wird in diesem Fall mit 58 Euro angegeben, woraus sich ein theoretisches Kurspotenzial von 34,71 Prozent errechnet. Die Börse Online ist bei einem derzeit gültigen Kursziel für diesen Wert von 55 Euro etwas bescheidener. Aber selbst das entspricht einem Potenzial von immerhin fast 28 Prozent.
Übernahmekandidat Nummer vier: Morphosys (WKN: 663200, 60,30 Euro)
Seit einigen Monaten nur noch seitwärts bewegt sich die Aktie der Morphosys AG. Doch nachdem dieser Titel zuvor sehr stark gestiegen war, ist diese Auszeit auch redlich verdient. Bei einem laut Börse Online-Datenbank für 2015 erwarteten Gewinn je Aktie bewegt sich die Bewertung für den Antikörperspezialist mit einem KGV von fast 355 Prozent zwar in luftigen Höhen, aber im Biotechbereich herrschen bei der Beurteilung von Aktien bekanntlich andere Gesetze. Hier kommt es nicht zuletzt sehr stark auf die Produkt-Pipeline an und da ist Morphosys sehr gut ausgestattet. Sollten es nur ein paar der insgesamt 83 laufenden Produktprogramme zur Marktreife schaffen, verspricht dies ein erhebliches Kurspotenzial, zumal damit auch sehr viel Übernahmephantasie einhergeht.
Positiv beurteilt wurden von den Analysten der Deutschen Bank auch die für das erste Quartal 2014 vorgelegten Zahlen. Der TecDax-Vertreter musste beim Nettogewinn zwar einen Rückgang von 7,9 Millionen auf 1,1 Millionen Euro hinnehmen, doch das wurde dennoch als besser als befürchtet bezeichnet. Zudem bestätigte der Vorstand den Ausblick auf das Gesamtjahr.
In Reaktion darauf erhöhte die Deutsche Bank ihr Kursziel jedenfalls leicht von 81 auf 82 Euro und Chance-Risiko-Verhältnis der Aktie wurde als exzellent bezeichnet. Geht die Rechnung auf und wird das Kursziel erreicht, wäre das gleichbedeutend mit einem Anstieg von knapp 36 Prozent. Bei der Börse Online kommt die Wertschätzung für diesen Titel dadurch zum Ausdruck, dass der Titel sowohl im Basis-Depot als auch im Wikifolio enthalten ist.