von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Gestern war ein "Inside Day": Der DAX notierte komplett innerhalb der Handelsspanne des vorletzten Handelstages, sowohl Tageshoch als auch Tagestief blieben in der Range des vergangenen Freitag. Gut erkennbar ist das beispielsweise im Kerzenchart auf Seite 4. Noch trendloser geht es eigentlich schon gar nicht. Dennoch waren Spekulanten aktiv und handelten den Index von einer Chartmarke zur anderen. Gekauft wurde an dem bereits durch Wendepunkte auffälligen Areal bei 9600/9620 Punkten, verkauft bei rund 9815 Zählern und damit schon etwas vor der aus der Vorwoche stammenden Zone um 9850/60.

Wer diese Kursniveaus verinnerlicht, kann auch heute wieder so genanntes "Range-Trading", also den Handel im Seitwärtsmarkt, versuchen. Short-Positionen werden an den oberen Grenzen eröffnet, das Risiko in DAX-Punkten ist dann niedrig, weil der Stoppkurs relativ knapp über der jeweiligen Zone platziert werden kann. Gewinnmitnahmen und/oder der Umstieg in eine Long-Position erfolgen dann entsprechend am unteren Rand der abgesteckten Bandbreite.

Erst ein Ausbruch über oder unter diese Schwellenwerte würde die Wahrscheinlichkeit auf einen neuen Trend steigen lassen, wobei auf der Oberseite dann als Bestätigung noch die aus dem Dezember stammende Verkaufszone bei 9900/9930 Punkten überwunden werden muss, bevor der Weg frei ist für einen neuen Anlauf auf das Allzeithoch knapp unter der 10.100er-Marke. Anleger, die lieber Ausbrüche handeln wollen als Schwankungen in einem Seitwärtsmarkt warten den Anstieg über 9930 ab und eröffnen dann eine Long-Position - entsprechende Hebelzertifikate, mit denen auch von kleinen Kursbewegungen profitiert werden kann, stellen wir am Ende der Analyse (Seite 6) beispielhaft vor.

Bricht der Index dagegen nach Süden aus der Tradingrange aus, kann spätestens bei 9560 Punkten unter der 200-Tage-Linie auf einen weiteren kleinen Rückschlag bis 9450 gesetzt werden, wahrscheinlich ist dann sogar eine Verkaufswelle bis in den Bereich 9150/9219. Solange keines der Ausbruchszenarien eintritt, sollte der Index weiter innerhalb der eingangs genannten Grenzen schwanken.

Der mögliche Entscheidungsspielraum kurzfristig denkender Spekulanten ist damit abgedeckt. Doch was sollen mittel- bis langfristig orientierte Anleger tun? Ihnen bleibt nur, abzuwarten. Für Neukäufe liefert der Markt derzeit keine Signale, hier ist ein Ausbruch abzuwarten. Gewinne aus bereits gut gelaufenen Long-Positionen können nun teilweise mitgenommen werden, doch der vollständige Ausstieg wäre erst angebracht, wenn der Index deutlicher zurück fällt und Anzeichen eines frischen Abwärtstrends zeigt - das ist momentan noch nicht der Fall. Leichtere Rückschläge könnten in den kommenden Tagen und Wochen sogar zu spannenden Einstiegsgelegenheiten für Positionen mit längerem Zeithorizont führen.

Chart 2 - DAX - Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Bleibt das Angebot höher als die Nachfrage, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.

Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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