Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis
Diese Woche ist die vierte in Folge mit einem neuen Rekordstand des Deutschen Aktienindex - langsam wird die Luft dünn. Alleine die laufende Aufwärtsbewegung führte die Kurse ohne Korrektur von 9382 Punkten, dem Mitte Januar markierten Zwischentief, auf 10.984 Zähler, dem vorläufigen Allzeithoch vom Dienstag. In 22 Tagen kletterte der Index damit um mehr als 15 Prozent - eine Gewinnserie, die es in diesem Umfang in den vergangenen zehn Jahren nur vier Mal gegeben hat (siehe Chart unten).
Die ersten beiden Ereignisse fanden direkt am Ende des langfristigen Abwärtstrends von 2007 bis 2009 nach einer Krisenphase des Marktes statt, in welcher der Nachholbedarf des Index extrem hoch war. Auch das dritte Mal war nach einem steilen Kursrückgang im Sommer 2011 zu verzeichnen. Den letzten Exzess gönnte sich der Markt dann nach dem Ausbruch über die seit der Jahrtausendwende als unüberwindbar geltende Zone bei 8000/8150 Zählern im Mai 2013. Es waren somit immer Ausnahmetatbestände, die zu diesen Kauforgien führten. Und meist dauerte es danach nicht lange bis zu einer Korrektur, die mindestens die Größenordnung von zehn Prozent umfasste.
Noch können Anleger sich entspannen, denn das knapp oberhalb der 10.800er-Marke wiederholt zu beobachtende Kaufinteresse in den zurückliegenden Handelstagen bestätigt die Kaufzone bei 10.760/10.800 Punkten, die einen Rollentausch vollzogen hat: In der Vorwoche wurde hier noch verstärkt verkauft, kaum dass dieses Areal aber überwunden wurde, gilt es nun als Einstiegsgelegenheit. Allerdings ist auch auffällig, wie schnell Marktteilnehmer Gewinne mitgenommen haben, als sich der DAX der 11.000er-Marke genähert hat (erkennbar auch im Kerzenchart auf Seite 4). Diese Entwicklung könnte sich angesichts des bevor stehenden Wochenendes fortsetzen. Marktteilnehmer neigen erfahrungsgemäß an Freitagen dazu, verstärkt Profite zu realisieren, um nicht am Wochenende von schlechten Nachrichten überrascht zu werden, und dann nicht reagieren zu können. Insbesondere nach längeren Aufwärtsetappen ist dieser Effekt verstärkt zu beobachten.
Ein erstes Warnsignal wären ausbleibende Käufe bei 10.760/10.800, dann ist schnell mit weiterem Abgabedruck bis mindestens 10.650 zu rechnen, Gewinne der dann möglichen Short-Positionen können in Teilen spätestens bei 10.550/10.600 mitgenommen werden. Darunter hinaus führende Korrekturen in Richtung der nächsten Zielzonen bei 10.450 (Notierungslücke im Chart) und 10.300 Punkten (50-Prozent-Korrektur der vorhergegangenen Aufwärtswelle) sind dann in der Folgewoche möglich, wenn es zu einer anhaltenden Schwächephase kommt.
Chart 2 - DAX-Anstieg über 22 Handelstage in Prozent
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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %
Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.400-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie).
Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.
Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie
Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei maximal rund 11.000 bis 11.600 Zählern errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.
Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.
Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis
Unterstützungen und Widerstände
Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.
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