von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart auf Fünf-Minuten-Basis



Die extrem erstarkte Nachfrage schiebt den DAX kurz nach seinem Rückfall unter die 200-Tage-Linie wieder zurück über diesen viel beachteten Gleitenden Durchschnitt. In der sich nun immer mehr abzeichnenden mittelfristigen Seitwärtsbewegung hat der Mittelkurs der vergangenen 200 Börsentage aber nur noch eine nachrangige Bedeutung. Wichtiger ist aktuell die 21-Tage-Linie, an der die jüngste Erholung einmal mehr zum Stillstand kam.

Können sich die Notierungen über dieser aktuell bei rund 9800 Punkten verlaufenden Monatsdurchschnitts-Kurve erholen, hellt sich die Prognose zumindest kurzfristig wieder auf. Dann ist Luft bis zunächst 9880/9910 Punkte, selbst ein neues Jahreshoch bei 10.100 Punkten ist nicht ganz auszuschließen. Nur knapp drei Prozent ist der Index davon entfernt. Doch einen stabilen Trend können Anleger daraus aus zwei Gründen nicht ableiten: Erstens steht der große Verfallstag an den Terminbörsen am heutigen Freitag im Weg - in der gestrigen Ausgabe sind wir bereits ausführlich auf die Turbulenzen eingegangen, die durch das auch als Hexensabbat bezeichnete, viermal jährlich stattfindende, Ereignis zu erwarten sind. Wie sich der DAX anschließend entwickelte, zeigen die Markierungen im Tageschart.

Dazu kommt die Verunsicherung, die sich unter den Marktteilnehmern verfestigt: Erst vor zwei Wochen markierte der DAX ein Allzeithoch, dann fiel er wie ein Stein um fast zehn Prozent - ein nachhaltiger Aufwärtstrend sieht anders aus, auch wenn es jetzt mit dem gleichen Schwung wieder aufwärts geht. Mittelfristig hängen noch der ungewisse Wahlausgang in Griechenland und insbesondere die Krise des russischen Rubel wie ein Damoklesschwert über dem Markt. Vor diesem Hintergrund sind allenfalls kurzfristige Rallys möglich.

Immerhin gibt es einen saisonalen Effekt, der für einen überschaubaren Zeitraum optimistisch stimmt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von knapp 82 Prozent stieg der DAX zwischen dem 19. Dezember und dem 7. Januar seit 1970 um durchschnittlich 3,8 Prozent an - eine Rendite, für die eine Festgeldanlage derzeit weit mehr als ein Jahr gehalten werden muss und die einen neuen Rekordstand des Index zur Folge hätte. Zumindest ein Test der bisherigen Spitzenwerte wäre aus dieser Perspektive möglich. Anleger, die gerne kurzfristige Wetten mit guten Erfolgsaussichten eingehen, können beispielsweise mit dem am Ende der Analyse vorgestellten DAX-Turbozertifikat auf dieses Szenario spekulieren.

In einzelnen Jahren kam es auch mal zu Rallys von bis zu 12 Prozent - der größte Verlust bei dieser Kurzzeit-Anlage betrug hingegen 6,9 Prozent. Die Trefferquote lässt sich noch steigern, wenn nur gekauft wird, sofern der DAX - wie aktuell der Fall - über der 200-Tage-Linie notiert. Dann führt eine Investition sogar in 9 von 10 Fällen zum Erfolg. Über die Herkunft dieses Phänomens wird viel spekuliert. Wir beschränken uns auf seine Beschreibung, denn die ohnehin im Dunkeln liegenden Ursachen für eine gute Trefferquote interessieren uns nur am Rande.

Eines ist ebenfalls sicher: Der Effekt der Jahresendrally verpufft schnell. Umso länger eine Long-Position über die erste Januarwoche hinaus gehalten wird, desto weniger erfolgreich ist sie aus statistischer Sicht. Mittelfristig setzen sich die vorangegangenen Trends in der Regel wieder durch, und damit könnten auch die starken Schwankungen der Vorwochen wieder in das Tagesgeschäft Einzug halten. Anleger sollten dann vor allem die Zone 9150/9215 im Blick behalten, hier stoppten die Ausverkäufe des Deutschen Aktienindex seit November wiederholt. Wenn beim nächsten Rückschlag auch darüber hinaus Aktien abgegeben werden, droht ein Einbruch bis mindestens an die 8900er-Marke, die sich zwar in 2014 vielfach bewährt hat, aber beim letzten Crash im Oktober nicht mehr genug Käufer anlocken konnte. Damit ist auch ein Rückfall in das Areal 8350/8550 möglich, langfristig sogar in den Bereich unterhalb der 8000er-Marke.

Es ist daher momentan nicht die Zeit für strategische Positionen, nur kurzfristige Engagements weisen noch hohe Erfolgschancen auf - und das auch nur, wenn der Einstiegszeitpunkt gut gewählt ist. Langfristig wird der DAX erst wieder interessant, wenn er auch noch oberhalb von 10.100 Punkten dauerhaft gekauft wird - dies wäre ein erstes Anzeichen für eine stabile Nachfrage und das Vertrauen der Mehrheit der Anleger in eine weitere Wertsteigerung. Dazu müssen Mitte Januar, wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer wieder aus den Winterferien an die Börse zurückkehrt, mehrheitlich Indexstände über diesem Schwellenwert zu beobachten sein.

In der Zwischenzeit haben Kursbewegungen auf Grund des stets extrem niedrigen Handelsvolumens zwischen den Jahren absolut keine Aussagekraft hinsichtlich des mittelfristigen Trends, da sie nur von einer Minderheit der Anleger verursacht werden.

Mit diesem Ausblick verabschieden wir uns aus einem bis zum Schluss aufregenden Handelsjahr 2014 von unseren Lesern, und melden uns am 5. Januar aus der Winterpause wieder zurück. Wir wünschen Ihnen besinnliche Feiertage abseits der Hektik der Finanzmärkte und einen guten Start in das neue Jahr!

Chart 2 - DAX-Renditen in der Jahresendrally



Tradesignal Online. Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten.



Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Hält der Verkaufsdruck an, sind Verluste bis zur 8900er-Marke möglich. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch jetzt dürften Anleger sich erneut an dieser Zone orientieren. Darunter hinaus gehende Verluste sind vorläufig eher unwahrscheinlich, dazu wäre der Markt an dieser Unterstützung bereits zu überverkauft. Mittelfristig ist bei anhaltendem Verkaufsdruck dann die Zone um 8350/8550 Punkten das nächste Kursziel, erst darunter ist der übergeordnete Trend dann auch mit gutem Willen nicht mehr als "seitwärts" einzustufen, sondern müsste auf "abwärts" abgestuft werden.

Doch der Chart zeigt auch Positives: Der Weg in Richtung 11.000 Zähler ist ungeachtet der jüngsten Korrektur aus mittel- bis langfristiger Sicht nun frei (siehe Berechnung im Kommentar zum Wochenchart). Anleger sollten sich aber keine Illusionen machen: Bis zum Erreichen dieses Ziels können selbst im idealtypischen Fall viele Monate vergehen, selbst wenn das Kaufinteresse an DAX-Aktien wieder anzieht. Mangels Alternativen sind es auf der Reise dahin oft "runde" Marken, an denen die nächsten Pausen im Aufwärtstrend zu beobachten sind. Ein erster Widerstand dieser Art könnte sich an der 10.100er-Marke ausgebildet haben. Ein Ausbruch über diese Zone wäre daher auch ein Indiz für eine Fortsetzung der übergeordneten Aufwärtsbewegung, nächster Halt ist dann die 10.200.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Der Chart auf Wochenbasis zeigt die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. Der Chart hilft auch bei der Einschätzung positiver Szenarien für den Markt: Unter dem Kursverlauf ist der Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet, aus dem sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 10.925 bis maximal 11.400 Zählern errechnen lassen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 15 bis 20 Prozent Abstand zum aktuellen Durchschnittspreis.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände



























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

www.index-radar.de