Wetten auf Aktien von Unternehmen, die Luxusprodukte anbieten, gelten gemeinhin als lukrative Investments. Dafür spricht die weltweit wachsende Mittelschicht, deren Vertreter mit dem steigenden Wohlstand öfter dazu bereit sind, sich etwas zu gönnen. Zumal auch die Zahl der Superreichen immer weiter wächst und damit jene Gruppe, die für teures "Spielzeug" gerne etwas springen lässt.

Dennoch gibt es rund um das Luxus-Segment auch immer wieder Sorgen. Diese haben unter anderem ganz allgemein mit der Angebotsschwemme an Plagiaten zu tun oder aktuell auch mit der Angst, ein Abschwung in China könnte speziell der Kauflust bei der wichtigen asiatischen Kundschaft verderben.

Aus der Bahn werfen hat sich das Segment deswegen aber nicht. Nach einem starken Jahresauftakt und einer anschließenden Verschnaufpause scheinen die Kursen jetzt schon wieder anziehen zu wollen. Ablesen lässt sich das beispielsweise am Open End Index-Zertifikat auf den Vontobel Luxury Performance-Index (WKN: VTA3LU), das seit Jahresbeginn immerhin auf ein Plus von gut 13 Prozent kommt.

Die Sektor-Vertreter haben sich somit gut geschlagen, obwohl sich die gewichtete Rendite auf das eingesetzte Kapital (return on capital employed, ROCE) nach Berechnungen der Société Générale mit derzeit 16,5-17,0 Prozent unter der seit 2011 üblichen Range von 17,0-18,0 Prozent bewegt. Weil das ein Wert ist, der unter den ursprünglichen Schätzungen liegt, stellt sich die Frage, ob der Höhepunkt bereits überschritten ist. Den Schätzungen der Société Générale-Analysten zufolge wird sich das ROCE bei den hausintern beobachteten zehn Luxusunternehmen in den Jahren 2016 und 2017 aber wieder auf 17,9 Prozent und 18,5 Prozent erhöhen. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch, dass sich diese Kennziffer selbst auf dem aktuellen Stand in etwa auf einem doppelt so hohen Niveau wie der Marktdurchschnitt bewegt.

Letzteres ist vermutlich mit eine Erklärung, warum dem Segment eine relativ hohe Bewertung zugestanden wird. Das KGV der beobachteten Luxus-Aktien beziffert die Société Générale auf Basis der Gewinne für die kommenden zwölf Monate auf 22,5, was über dem Wert von knapp 20 aus dem Jahr 2007 liegt. Aus Sicht der Société Générale wäre aber sogar ein Durchschnitts-KGV von 25-30 angemessen. Trotzdem werden von den zehn abdeckten Branchenmitgliedern derzeit drei mit Halten, vier mit Verkaufen und nur drei mit Kaufen eingestuft. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie die Namen dieser Unternehmen, die Kursziele und was jeweils für die Kaufempfehlung spricht.

Société Générale europäischer Luxus-Aktien-Favorit Nummer eins: Cie Financière Richemont AG (WKN: A1W 5CV, 82,65 Schweizer Franken, 77,901 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 03. August)

Die erste der drei Kaufempfehlungen aus dem Sektor ist die schweizerische Luxusgütergruppe Richemont. Die Gesellschaft produziert mit den bekannten Luxusgütermarken Cartier, IWC und Piaget Schmuck, Uhren, Lederwaren, Schreibgeräte sowie Damen- und Herrenbekleidung. Dabei werden 40 Prozent der Umsätze in Asien erwirtschaftet und nach Schätzungen der Credit Suisse entfallen in Europa rund 60 Prozent des Umsatzes auf Reisende. Hervorgehoben werden von den dortigen Analysten das starke Markenportfolio, ein überlegener Produktmix und eine zukunftsträchtige Wachstumsgeschichte.

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Hohe Rendite für Richemont



Die Société Générale erinnert daran, dass sich bei Richemont die Rendite auf das eingesetzte Kapital von 33 Prozent im Jahr 2012 auf 21 Prozent im laufenden Jahr verringert hat. Selbst damit falle dieser Wert aber über dem Branchenschnitt aus. Außerdem wird im kommenden Jahr mit einem wieder höheren ROCE gerechnet, was zu einer Neubewertung des Titels beitragen sollte. Auch beim Umsatz wird mit einer Belebung gerechnet. Nachdem sich das Wachstum hier in den vergangenen drei Jahren auf 5,5 Prozent p.a. belief, sollen es in den kommenden drei Jahren im Schnitt plus 7,6 Prozent werden.

Als Kursziel werden für die Aktie 93 Franken genannt. Nicht unerwähnt bleiben sollte aber, dass im Juli diese Vorgabe von 100 Franken gesenkt wurde. Auf der aktuellen Basis ergibt sich damit ein Kurspotenzial von 12,5 Prozent. Hinzu kommt noch eine erwartete Dividende von 1,8 Franken je Aktie, so dass theoretisch auch noch eine Dividendenrendite von 2,18 Prozent hinzukommt.



Charttechnisch gesehen steckt der Titel schon länger in einem Seitwärtstrend fest. Zuletzt ist es aber immerhin schon einmal gelungen, die 200-Tage-Durchschnittslinie zu überwinden, was ein erster Hoffnungsschimmer ist. Für einen nachhaltigen Ausbruch nach oben wird das Unternehmen aber nachweisen müssen, dass es gelingt, die Profitabilität wieder zu erhöhen. Die nächste Change zu Überzeugungsarbeit in dieser Hinsicht haben die Verantwortlichen am 16. September, wenn das Trading-Statement für die ersten fünf Monate im laufenden Geschäftsjahr 2015/16 vorgelegt wird.

Société Générale europäischer Luxus-Aktien-Favorit Nummer zwei: Swatch Group AG (WKN: 865 126, 413,20 Schweizer Franken, 387,547 Euro)

Mit der Swatch Group kommt auch die zweite Kaufempfehlung aus der Schweiz. Charttechnisch gesehen hat es diesen Titel sogar noch schlechter als Richemont erwischt. Denn statt einem mittelfristigen Seitwärtstrend muss hier sogar ein mittelfristiger Abwärtstrend konstatiert werden. Aber immerhin unternimmt der Titel derzeit Versuche, daraus nach oben hin auszubrechen.

Die Gesellschaft, die über starke Marken wie Omega, Longines und Tissot verfügt und nach Nach den Übernahmen von Harry Winston und Rivoli außerdem weitere attraktive Wachstumsmöglichkeiten im Köcher hat, litt zuletzt unter dem starken Franken und unter dem Negativzinsumfeld. Der Gewinn des Konzerns brach im ersten Halbjahr nicht zuletzt deswegen um 19 Prozent auf 548 Millionen Franken ein. Der Nettoumsatz stieg dagegen gleichzeitig um 2,2 Prozent auf 4,19 Milliarden Franken.

Vorsichtig gestimmt waren manche Marktteilnehmer zuletzt mit Blick auf die Swatch-Aktie auch wegen der Tatsache, dass mit Apple und Samsung neue Konkurrenten aus dem Smartphone-Segment in den Uhrenbereich vordringen. Doch als Antwort darauf will der weltgrößte Uhrenhersteller, der als einziger Armbanduhrenhersteller der Welt eine wirklich große vollständig integrierte vertikale Produktion dieser Größe aufweist, noch in diesem Sommer zusätzlich zum Heimatmarkt in der Schweiz auch in den beiden wichtigen Märkten USA und China eine eigene Smartwatch auf den Markt bringen.

Bei der Berichterstattung über das erste Halbjahr stellte der Vorstand zudem ein starkes zweites Halbjahr in Aussicht. Geht dieses Versprechen auf, hätte der Titel Nachholpotenzial, weil die Bewertung mit einem geschätzten KGV von knapp 18 für den Luxus-Sektor unterdurchschnittlich ausfällt. Was die Marge angeht, die operativ im ersten Halbjahr noch um 200 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr auf 18,2 Prozent nachgegeben hat, setzt die Société Générale ab dem kommenden Jahr wieder auf eine steigende Profitabilität.



Als Kursziel werden 470 Franken genannt, was theoretisch 13,7 Prozent Luft nach oben lässt. Die erwartete Ausschüttung wird mit 7,9 Franken je Aktie angegeben, was auf aktueller Kursbasis einer Dividendenrendite von rund 1,9 Prozent entsprechen würde.

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Société Générale europäischer Luxus-Aktien-Favorit Nummer drei: Kering S.A. (WKN: 851 223, 175,80 Euro)



Als dritte europäische Luxus-Aktie hat die Société Générale die Aktie von Kering mit einem Kaufvotum versehen. Die Franzosen, zu denen Marken wie Gucci, Bottega Veneta, Yves Saint Laurent, Stella McCartney und in Deutschland Puma gehören, stecken charttechnisch gesehen noch in einem Seitwärtstrend fest, in den vergangenen Tagen sendete die Notiz aber Lebenszeichen.

Zurückzuführen sind die jüngsten Kursgewinne auf Quartalszahlen, die besser ausgefallen sind als erwartet. Konkret stieg der Umsatz im zweiten Quartal um 22,8 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro, wozu neben dem schwächeren Euro auch die rasante Nachfrage von Touristen aus Asien in Westeuropa und Japan beitrug. Der Nettogewinn, der nicht quartalsweise ausgewiesen wird, ging in den ersten sechs Monaten währungsbedingt um 13 Prozent auf 489 Millionen Euro zurück.

Wie es mit dem Aktienkurs weitergehen wird, hängt nach Einschätzung der Société Générale neben der Entwicklung des Uhrengeschäfts mit der Formkurve der Marke Gucci ab. Von den Verantwortlichen bei Kering wird eine Neubelebung dieser Marke angestrebt, nachdem die auf das Logo fokussierten Produkte in der Gunst der Verbraucher gesunken waren. Im zweiten Quartal waren nach der im Winter erfolgten Einsetzung eines neuen Vorstandschefs und eines neuen Kreativdirektors bei einem Umsatzplus von 19,9 Prozent erste Früchte dieser Anstrengungen zu sehen, wobei sich das organische Wachstum aber bei niedrigeren 4,6 Prozent bewegte.



Abzuwarten bleibt, was mit den Marken Puma und Volcom passiert, bei denen die Citigroup einen Verkauf nicht ausschließt. Kommt es dazu, dürften die Anleger den Ausstieg aus der Sport und Lifestyle-Sparte begrüßen, zumal Kering dann wieder als ein reinrassiger Luxusgüterhersteller eingestuft würde. Die Société Générale rechnet für den Kering-Konzern in den kommenden drei Jahren mit einem Umsatzplus von neun Prozent p.a. Als Kursziel werden 208 Euro genannt, was einem Kurspotenzial von 18,3 Prozent entspricht. Bei der Dividende wird mit 4,4 Euro kalkuliert, was einer Rendite von 2,5 Prozent entsprechen würde.