"Das Thema ist durch. Es geht jetzt nur noch darum, wie Zeltner gesichtswahrend herauskommt", sagte einer der Insider. Die BaFin und die Europäische Zentralbank (EZB), die das Institut beaufsichtigen, wollten sich genausowenig dazu äußern wie die Deutsche Bank und ein Sprecher Zeltners.

Eine solche Ablehnung eines bereits berufenen Aufsichtsratsmitglieds ist äußerst selten. Wenn es passiert, dann normalerweise nur, bevor das Unternehmen mit der Personalie an die Öffentlichkeit geht. Die Deutsche Bank wählte den riskanteren Weg: Sie hatte die Berufung Zeltners Mitte August bekannt gemacht und ihn wegen seiner Verbindungen zu KBL als "nicht unabhängiges Mitglied" vorgestellt. Ihrer Mitteilungspflicht gegenüber den Behörden sei die Bank zwar im zeitlich notwendigen Rahmen nachgekommen, im Vorfeld sei aber nicht ausführlich über die Personalie gesprochen worden, sagte ein Insider. Zeltner sei zwar fachlich geeignet, die Bank zu kontrollieren. Das Problem sei, dass er bei KBL "substanziell investiert" und unternehmerisch tätig sei. "Man kann nicht an einer Bank beteiligt sein und gleichzeitig im Aufsichtsrat eines direkten Wettbewerbers sitzen."

Für die Deutsche Bank, insbesondere für Aufsichtsratschef Paul Achleitner, ist das ein Rückschlag. Das Geldhaus steckt mitten in der größten Restrukturierung seiner Geschichte, die Milliarden verschlingt und der weltweit 18.000 Stellen zum Opfer fallen. Achleitner musste bei der letzten Hauptversammlung im Mai heftige Kritik von Aktionären einstecken, insbesondere sein Verhältnis mit Großaktionär Katar gilt als angeschlagen. Aktionäre werfen dem Österreicher vor, dass er in den vergangenen sieben Jahren als Oberkontrolleur keine glückliche Hand bei Personalentscheidungen gehabt habe. Auch habe er viel zu lang am riskanten Investmentbanking festgehalten, das Insidern zufolge nun zusammengestrichen werden soll.

SCHON LÄNGER SPEKULATIONEN ÜBER ABLEHNUNG DER AUFSICHT


Zeltner folgte im Sommer auf Richard Meddings, der sein Mandat nach knapp vier Jahren Ende Juli niedergelegt hatte. Schon kurz nach der Berufung des 52-jährigen waren Spekulationen aufgekommen, dass die Aufsicht die Entscheidung nicht mittragen wird. Zeltner ist der Vertraute der Kataris im Kontrollgremium. Er ersetzte in dieser inoffiziellen Funktion Stefan Simon, der im Sommer in den Vorstand der Deutschen Bank gewechselt war und dort nun unter anderem für Rechtsthemen und die Beziehungen zu den Regulatoren zuständig ist. Per Gericht wurde Zeltner bereits zum Aufsichtsratsmitglied bestellt, die Hauptversammlung im kommenden Jahr hätte jedoch noch zustimmen müssen. Unklar ist, wer nun an Zeltners Stelle in das Gremium einziehen soll.

Die KBL gehört der Luxemburger Bankenholding Precision Capital, die von Mitgliedern der katarischen Familie Al-Thani kontrolliert wird. Zeltner selbst ist über ein Investment-Vehikel an der KBL beteiligt und profitiert von deren Erfolg. Die KBL verwaltet rund 73 Milliarden Euro an Kundengeldern und umfasst ein Netzwerk von Vermögensverwaltern und Privatbanken in Europa. Unter anderem gehört die deutsche Merck Finck dazu.

rtr