Die auf Augenchirurgie und Kontaktlinsen spezialisierte Alcon spielt auch weltweit ganz oben mit. Der US-Mitfahrdienst Lyft wurde beim Börsengang mit rund 24 Milliarden Dollar bewertet. Die Schweizer Medizintechnikfirma Medacta brachte bei ihrem IPO in der Vorwoche rund zwei Milliarden Dollar auf die Waage.
Dank seiner Größe rückt Alcon sofort in den Schweizer Leitindex SMI auf und verdrängt dort die Privatbank Julius Bär. Der Wechsel zementiert die defensive Ausrichtung des am stärksten beachteten Schweizer Börsenbarometers, das von den als vergleichsweise krisensicher geltenden Riesen Nestle, Novartis und Roche dominiert wird.
Um in der Schweiz auf einen größeren Börsenneuling zu stoßen, muss man weit zurückblicken: 2010 brachte es der inzwischen bereits wieder vom Schweizer Aktienmarkt verschwundene US-Bohrinselbetreiber Transocean auf knapp 33 Milliarden Dollar. Der bislang einzige weitere Börsenkandidat in diesem Jahr ist deutlich kleiner: Der Zughersteller Stadler Rail dürfte etwa vier Milliarden Dollar wert sein. Frisches Kapital sammelte Alcon übrigens nicht ein, lediglich die von Novartis gehaltenen Anteile wurden an der Börse gelistet.
SCHWACHE IPO-SAISON IN EUROPA
Börsengänge waren in diesem Jahr in ganz Europa bislang äußerst dünn gesät. Konjunktursorgen und das bevorstehende Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) bremsten die Risikofreude merklich. Einer Erhebung des Beratungsunternehmens EY zufolge kam das Emissionsvolumen mit einem Rückgang um 98 Prozent praktisch zum Erliegen, weltweit betrug der Rückgang knapp drei Viertel.
Novartis verabschiedet mit Alcon ein ehemaliges Sorgenkind: Das einst für mehr als 50 Milliarden Dollar von Nestle erworbene Geschäft hatte lange mit Wachstums- und Ertragsproblemen zu kämpfen, erst jüngst gelang die Trendwende: Im vergangenen Jahr erzielte der Weltmarktführer im Bereich Augenchirurgie bei einem Umsatz von 7,1 Milliarden Dollar unter Ausschluss von Sonderposten einen Betriebsgewinn von 1,3 Milliarden Dollar. Seinen Aktionären will Alcon, dessen Aktien auch an der New Yorker Börse gehandelt werden, regelmäßig Dividenden in Höhe von etwa zehn Prozent des bereinigten Nettogewinns zahlen.
NOVARTIS WIRD ZUM REINEN ARZNEIMITTELHERSTELLER
Novartis trennt sich vollständig von Alcon und schließt damit den Umbau zu einem ausschließlich auf Medikamente ausgerichteten Unternehmen ab. Der Pharmakonzern aus Basel will in den nächsten zwei Jahren zehn Arzneien auf den Markt bringen, die das Potenzial für Milliardenumsätze haben. In der Pipeline seien zudem weitere 20 potenzielle Blockbuster-Medikamente. Der seit Februar an der Novartis-Spitze stehende Vasant Narasimhan treibt die Neuausrichtung im Eiltempo voran. Der Amerikaner setzt auf spezialisierte, auf Patienten abgestimmte Arzneien und neue Behandlungsansätze wie Gentherapien. Er kippt althergebrachte, weit verbreitete Therapieformen aus dem Portfolio.
rtr