Was ist schiefgelaufen? Dass Aumann vom Wachstum bei Elektrofahrzeugen profitieren würde, war keine falsche Einschätzung. Das Unternehmen stellt etwa Spulenwickelmaschinen für Elektromotoren her. Zum Börsengang machte dieses Geschäft den deutlich kleineren Teil der Gesamterlöse aus. Für den Hauptteil sorgten klassische Antriebstechnologien. Dieses Geschäft ist seit dem Börsengang rückläufig. Und seit 2019 reichen die Zuwächse im E-Mobility-Segment nicht aus, um die Defizite im klassischen Geschäft auszugleichen. Umsatz und Gewinn brechen ein. 2019 etwa hat sich der Gewinn pro Aktie halbiert. Der Tiefpunkt wird aber 2020 erreicht werden. Das Unternehmen dürfte unterm Strich sogar rote Zahlen schreiben.

Drei Gründe für eine Spekulation


Die negativen Meldungen sind im Kurs wohl enthalten. Drei Aspekte deuten darauf hin, dass die Trendwende bevorstehen könnte. Erstens: Der Großaktionär, die Beteiligungsfirma MBB, hat seit dem Börsengang immer wieder Kasse gemacht. Zuletzt hatte MBB aber wieder gekauft.

Zweitens: Mit den Mitteln aus dem Börsengang und der Kapitalerhöhung Ende 2017 hat Aumann den Bereich der Elektromobilität ausgebaut, ohne die Mittel zu verprassen. Zum Halbjahresende beträgt die Nettoliquidität 65 Millionen Euro. Sollte Aumann noch einmal restrukturieren müssen, kann das finanziert werden. Drittens haben die Münsterländer im zweiten Quartal wie alle Automobilzulieferer massiv gelitten. Der Bereich E-Mobility stagnierte, das klassische Geschäft brach hingegen dramatisch ein. Mittlerweile nimmt das Segment E-Mobility den deutlich höheren Geschäftsanteil ein. Auch im Auftragsbestand hat dieser Bereich die Nase vorn. In dieser Ausgangssituation könnte das Unternehmen in den kommenden Quartalen vom nun anziehenden Markt für Elektromotoren profitieren. Wie das Beispiel Volkswagen zeigt, kommen immer mehr Elektrofahrzeuge auf den Markt.

Die Chancen stehen zudem nicht so schlecht, dass es im klassischen Segment sukzessive Nachholeffekte geben wird. Der Auftragseingang ist auf jeden Fall höher als die Umsatzerlöse. Angesichts der Kurshistorie dürfte die Aktie bei Anzeichen einer Verbesserung deutlich zulegen. Risikobereite Anleger wagen die Wette.