DAS IST LOS BEI AURELIUS
Das Private-Equity-Haus aus Grünwald bei München hat ein starkes Jahr hinter sich: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) war mit 628 Millionen Euro so hoch wie nie, auch den Umsatz konnte Aurelius auf gut 4 Milliarden Euro deutlich steigern.
Das liegt zum einen an drei lukrativen Verkäufen, zum anderen an einem Bilanzeffekt: Aurelius kauft Firmen, bei denen es schlecht läuft. Darum bekommt der Finanzinvestor diese oft für sehr geringe oder gar symbolische Beträge. Wird die Transaktion vollzogen, kann Aurelius auf der Bilanz den Unterschied vom Kaufpreis zum Buchwert des Unternehmens realisieren.
DAS MACHT DIE AKTIE
Ende März 2017 hatte der Hedgefonds Gotham City eine Kampagne gegen die Beteiligungsgesellschaft in Gang gesetzt, in der es unter anderem um die Bilanzierungsmethoden von Aurelius ging. Als Short Seller ist es das Geschäftsmodell von Gotham City, negative Sichtweisen über Börsenunternehmen zu verbreiten und parallel auf fallende Kurse zu wetten.
Diese Strategie ging bei Aurelius auf, Gotham verdiente Millionen an der eigenen Kampagne. Zwar setzte sich unter Analysten, Marktteilnehmern und Wettbewerbern in der Private-Equity-Branche schnell die Sichtweise durch, dass der ominöse Angreifer keine Schwachpunkte entdeckt hat, die sich letztlich auf den Geschäftserfolg auswirken. Dennoch versetzte der Angriff der Aktie einen schweren Schlag: von gut 67 Euro ging es bis auf 35 Euro herab.
Mittlerweile zeigt sich das Papier wieder deutlich stärker und notiert mit knapp 59 Euro nicht mehr allzu fern vom Rekordhoch. Das dürfte auch an der stattlichen Dividende von zuletzt 5 Euro pro Papier für das Geschäftsjahr 2017 liegen. Das ist ein Euro mehr als das Jahr zuvor und ergibt eine Dividendenrendite von 8,5 Prozent. Die Basisdividende ist um 50 Cent auf 1,50 Euro gestiegen, die übrigen 3,50 Euro stammen aus einer Sonderausschüttung.
Doch gewisse Spuren scheint der Angriff des Leerverkäufers hinterlassen zu haben. "Marktteilnehmer blicken kritischer auf das Papier und das Unternehmen als noch vor rund einem Jahr", sagt der Manager eines Aktienfonds, der das Unternehmen beobachtet. Wenn die Beteiligungsgesellschaft ihre Erfolgsserie fortsetze, stünden die Chancen gut, dass die Kritik von Gotham endgültig in Vergessenheit gerate und das Papier einen neuen Rekord erklimme.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN
Vier der fünf von Bloomberg erfassten Experten empfehlen die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit gut 72 Euro pro Aktie noch über dem Rekordhoch vor der Short-Seller-Attacke. Analyst Christoph Blieffert von der Commerzbank hat für Aurelius ein Kursziel von 82 Euro errechnet. Er hebt die drei Verkäufe hervor, die Aurelius im Jahr 2017 Gewinne in Höhe von rund 477 Millionen Euro in die Kasse gespült haben. Für 2018 hält Blieffert Ausstiege aus den Portfoliofirmen Ghotel (eine Hotelkette) und Hanseyachts (ein Sportboot-Hersteller) sowie dem britischen Chemie-Geschäft für möglich. Diese potenziellen Verkäufe könnten Aurelius im laufenden Jahr 250 Millionen Euro einbringen.
Gunnar Cohrs von Hauck & Aufhäuser sieht für Aurelius ein Kursziel von 85 Euro. Er lobte zuletzt den Zukauf der britischen Kette Connect Books im Februar. Aurelius habe mit 6 Millionen britischen Pfund (6,9 Mio Euro) nur rund das Vierfache des aktuellen Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gezahlt, schrieb Cohrs. Das spiegele zwar eine Verschlechterung der Geschäftslage des Großhändlers für Buchhandlungen wider. Allerdings sei das Restrukturierungspotenzial immens. Cohrs glaubt, dass Aurelius das bei dem Investment eingesetzte Geld in vier bis fünf Jahren mindestens verzehnfachen kann.
dpa-AFX