Dennoch unterbrach die Aurubis-Aktie, die seit Jahresbeginn um ein Drittel zulegte, ihren Höhenflug. Es sei nicht sicher, dass das diesjährige Ergebnis auch im kommenden Geschäftsjahr erreicht werde, fürchten Analysten.
BÖRSE ONLINE: Nach Vorlage der Quartalszahlen sackte die Aktie jäh ab. Wie erklären Sie sich das?
Jürgen Schachler: Unsere sehr guten Neunmonatszahlen entsprachen absolut den Markterwartungen. Die Aurubis-Aktie hat seit Anfang des Geschäftsjahres um 49 Prozent zugelegt. Vielleicht haben Anleger nun - in einem insgesamt schwachen Aktienumfeld - Gewinnmitnahmen realisiert.
Analysten stoßen sich am operativen Vorsteuerergebnis: Hier könne das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Ist das so?
Aurubis ist ein kerngesundes Unternehmen. Unsere Märkte sind intakt, Schwankungen in einzelnen Bereichen können meist kompensiert werden. Zusätzlich werden ein gutes operatives Geschäft und unser Effizienzsteigerungsprogramm zu weiterer Wertsteigerung führen. An Ideen mangelt es bei uns glücklicherweise nicht. Eine Prognose für das neue Geschäftsjahr geben wir mit Veröffentlichung unseres Jahresabschlusses ab.
Und was entgegnen Sie den Zweiflern?
Wir haben noch sehr viel vor. Wir haben eine stabile Bilanz, wollen wachsen - und haben die finanzielle Kraft dazu. Marktgegebenheiten werden wir uns stellen und, wenn nötig, gegensteuern. Zudem sind die Mitarbeiter hochmotiviert - also alles in allem eine sehr gute Basis.
An der Börse war auf eine Erhöhung der Prognose spekuliert worden. Warum haben Sie diese Hoffnung enttäuscht?
Eine Prognose, die jedes börsennotierte Unternehmen definieren muss, sieht bei uns als höchste Stufe das Wort "deutlich" vor, und zwar ab einer Veränderung des Ergebnisses von über zehn Prozent. Wir können unsere Prognose also gar nicht weiter erhöhen.
Inwiefern können Währungseffekte Ihre Pläne durchkreuzen?
Da wir Einnahmen im Wesentlichen in US-Dollar, aber Ausgaben in Euro haben, ist ein starker US-Dollar für uns vorteilhaft. 2016 und 2017 haben wir vom Dollarkurs profitiert. Wir betreiben eine konservative Kurssicherungsstrategie, die uns vor starken kurz- und mittelfristigen Devisenkursschwankungen schützt.
Im Dezember wollen Sie Ihr Zukunftsprogramm vorstellen. Worauf fußt dieses?
Im Wesentlichen auf kontinuierlicher Verbesserung und Wachstum. Ich möchte bei Aurubis nicht nur 6300 Mitarbeiter, sondern 6300 Unternehmer sehen. Und wir werden die Chancen, die sich aus unserer metallurgischen Expertise ergeben, konsequent nutzen und andere Metalle noch stärker in den Fokus nehmen.
Sie sagten, Sie wollen zukaufen. Wie viel liegt für Akquisitionen auf der hohen Kante?
Das stimmt. Wir untersuchen ständig Akquisitionsziele, allerdings spielen neben dem Preis auch viele andere Faktoren eine wichtige Rolle. Unsere finanziellen Möglichkeiten werden wir nicht nur für Akquisitionen nutzen. Wir haben natürlich auch Ideen für internes Wachstum. Grundsätzlich sehen wir unseren finanziellen Spielraum beim Dreifachen des operativen Ebitda. Dieses lag im Durchschnitt der letzten drei Geschäftsjahre bei 382 Millionen Euro.
Anmerkung: Das Kursziel liegt nicht bei 55,00 Euro, sondern bei 75,00 Euro