"Während also die Angst vor zu stark steigenden Zinsen wenig neue Nahrung erhält, rückt der Gewinnausblick der Unternehmen in den Mittelpunkt", sagt Martin Lück, Chef-Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock. "Bleiben die Firmenchefs zuversichtlich, dürfte die Erholung der Aktienpreise in den nächsten Wochen anhalten."
In den vergangenen Tagen bröckelte der Dax zwar um etwa ein halbes Prozent ab. Im Januar verbuchte er aber ein Plus von gut sechs Prozent. Das ist der beste Jahresauftakt seit 2015. Einer Börsenregel zufolge gibt die Kurstendenz im Januar die Richtung für das Gesamtjahr vor.
In der neuen Woche verspricht eine erneute Flut von Firmenbilanzen Impulse für die Aktienmärkte. Aus dem Dax geben der Chip-Hersteller Infineon am Dienstag, der Autobauer Daimler und der Rückversicherer Münchener Rück am Mittwoch Einblick in ihre Geschäfte. Im Ausland öffnen die Google-Mutter Alphabet am Montag, der Ölkonzern BP am Dienstag und der Kosmetik-Hersteller L'Oreal am Donnerstag ihre Bücher.
WENIG HOFFNUNG BEI BREXIT - ENTSPANNUNG IM ZOLLSTREIT?
Beim Thema Brexit machen sich Börsianer kaum Hoffnungen, dass der Gordische Knoten bald zerschlagen wird. Die britische Premierministerin Theresa May beißt mit ihrer Forderung nach einem Aufschnüren des mühsam ausgehandelten Austrittsvertrags in Brüssel auf Granit. Vor diesem Hintergrund werde die Bank von England (BoE) die Zinsen am Donnerstag nicht antasten, sagt Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Umso aufmerksamer werden Anleger Experten zufolge die Mitschriften der vorangegangenen Notenbank-Sitzung lesen, um Hinweise für die weitere Geldpolitik zu finden.
Im Handelsstreit zwischen den USA und China sieht Carsten Mumm, Chef-Analyst der Privatbank Donner & Reuschel, dagegen Chancen auf eine dauerhafte Lösung. "Die nachlassende globale Konjunkturdynamik setzt beide Seiten unter Erfolgsdruck." Allerdings sei die Zeit knapp. "Sollten bis Ende Februar keine Erfolge vermeldet werden, dürfte schnell wieder Ernüchterung unter Anlegern einkehren." Ab März gelten verschärfte US-Strafzölle auf chinesische Einfuhren. US-Präsident Donald Trump äußerte sich zuversichtlich, bei einem Gipfeltreffen mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping "den größten Deal aller Zeiten" erreichen zu können.
DÜNNER KONJUNKTURDATENKALENDER
Konjunkturdaten stehen in der neuen Woche nur wenige auf dem Terminplan. Hierzu gehören die deutschen Auftragseingänge am Mittwoch und die Industrieproduktion am Donnerstag. Am Dienstag werden die europäischen Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Wenige Stunden später folgt das Barometer für die Stimmung der US-Einkaufsmanager.
rtr