Dem Dax dürfte deshalb nach Einschätzung von Experten eine erneut schwierige Woche bevorstehen. "Anleger suchen derzeit wieder die Defensive", so Analyst Gregor Kuhn von Emden Research. Wichtig sei, dass der deutsche Leitindex die Marke von 11.000 Punkten verteidige, damit es nicht zu weiteren Kursverlusten komme.
Am Freitag war der Dax unter die psychologisch wichtige Marke gerutscht. Auf Wochensicht verzeichnete er bis zum Nachmittag einen Verlust mehr als zwei Prozent. Auch an der Wall Street und in Asien standen die Börsenampeln auf rot. Die Brexit-Unsicherheit, der Zollkonflikt zwischen den USA und China sowie gesenkte Konjunkturprognosen für die Euro-Zone dämpften die Stimmung. "Viele institutionelle und private Investoren scheuen eine klare Marktpositionierung im Vorfeld des immer näher rückenden Austrittstermins der Briten aus der EU und der fehlenden Klarheit darüber, wie eine Lösung im Handelsstreit aussehen könnte", sagt Investmentanalyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank.
Bis Anfang März haben sich Peking und Washington Zeit gegeben, den seit Monaten schwelenden Streit über Sonderzölle auf chinesische Warenexporte in die USA beizulegen. Dass sich US-Präsident Donald Trump vor Ablauf dieser Frist nun doch nicht mit Chinas Staatschef Xi Jinping treffen will, sorgte an den Börsen für Unruhe. "Gibt es bis dahin keine Einigung, droht eine weitere Spirale in der Auseinandersetzung der beiden weltweit größten Volkswirtschaften", erläutert DZ-Bank-Chefvolkswirt Stefan Bielmeier. Bedenklich sei, dass es inzwischen nicht nur in den betroffenen Ländern Bremsspuren im Wachstum gebe.
Wie groß diese konkret sind, werden am Donnerstag aktuelle Daten zum chinesischen Außenhandel zeigen. Von Reuters befragte Experten erwarten, dass die Exporte und Importe zum Jahresauftakt erneut gefallen sind. Am selben Tag erfahren Anleger auch, wie es um die deutsche Wirtschaft bestellt ist, denn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Schlussquartal 2018 wird veröffentlicht. "Nach dem Minus beim realen BIP im dritten Quartal dürfte die deutsche Wirtschaft wieder leicht zugelegt haben", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Balz. Volkswirte gehen von einem Zuwachs von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal aus.
ANLEGER SOLLTEN PFUND STERLING IM BLICK BEHALTEN
Mit Blick auf den immer näher rückenden Austritt der Briten aus der Europäischen Union am 29. März wird auf allen Ebenen über die Brexit-Ausstiegsklauseln verhandelt. So treffen sich etwa Unterhändler von Premierministerin Theresa May mit Vertretern der EU. Experten empfehlen, die britische Währung nicht aus den Augen zu lassen. "Trotz neuer Vorschläge von Labour-Chef Jeremy Corbyn zeichnet sich noch keine wirkliche Annäherung zwischen Regierung und Opposition in Großbritannien ab", sagt Analyst Christian Apelt von der Landesbank Helaba. "Ein ungeordneter Brexit birgt erhebliche Risiken für die britische Wirtschaft und damit für die Währung."
Im Fokus am Aktienmarkt stehen am Dienstag die Titel von Thyssenkrupp. Besonders nach den jüngsten Warnungen von Konkurrenten wie Voestalpine, ArcelorMittal und Salzgitter blicken Investoren mit Spannung auf die Ergebnisse für das vergangene Quartal sowie auf die Prognosen des Thyssen-Managements.
Am Mittwoch berichtet die Deutsche Börse über den Geschäftsverlauf im Schlussquartal 2018. Einen Tag später legen die Commerzbank und Airbus Zahlen vor. Den Abschluss der auch mit Zahlen von vielen europäischen Firmen vollgepackten Woche macht am Freitag die Allianz.
rtr