Eine eilig anberaumte Telefonkonferenz der Finanzminister und Zentralbankchefs der sieben größten Industriestaaten (G7) lieferte am Dienstagmittag (MEZ) allerdings keine konkreten Ergebnisse. Die Teilnehmer bekräftigten lediglich ihre Bereitschaft, der Wirtschaft unter die Arme zu greifen.

Dax und EuroStoxx50 konnten daher ihre anfänglichen Gewinne von jeweils rund drei Prozent nicht halten. Am frühen Nachmittag notierten sie nur noch etwa zwei Prozent im Plus bei 12.126 und 3400 Punkten.

ERWARTETER ZINSSENKUNGSREIGEN ERÖFFNET


Die australische Notenbank preschte mit einer Zinssenkung vor. Investoren rechnen fest damit, dass die großen Zentralbanken dem Beispiel in den kommenden Wochen folgen werden. Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com, warnte allerdings vor überzogenen Erwartungen. "Zinssenkungen stabilisieren vielleicht die Aktienmärkte, haben aber keinen Einfluss auf die Realwirtschaft. Sie verleiten die Leute nicht dazu, mehr auszugehen und Geld in Restaurants auszugeben."

Die Skepsis mancher Anleger ließ sich am Anleihemarkt ablesen. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds markierte mit 1,109 Prozent den achten Tag in Folge ein Rekordtief. Ihre deutschen Pendants rentierten mit minus 0,626 Prozent nur knapp über ihrem Sechs-Monats-Tief vom Montag. Auch die Schweizer Währung blieb gefragt, im Gegenzug verbilligten sich Dollar und Euro auf 0,9581 und 1,0636 Franken.

ZINSSPEKULATIONEN GEBEN GOLDPREIS AUFTRIEB - ÖL AUCH TEURER


Der Goldpreis profitiere von den Spekulationen auf Konjunkturhilfen, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Schließlich könnten sie die Inflation ankurbeln. Das oft als Schutz gegen Preisauftrieb genutzte Edelmetall verteuerte sich um 0,7 Prozent auf 1601,51 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Am Rohölmarkt treibe neben der Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage auch die Erwartung einer baldigen Verschärfung der Förderbremse durch die Opec und ihre Verbündeten die Preise, fügte Commerzbank-Experte Briesemann hinzu. "Ein Selbstläufer wird dies allerdings nicht." So stelle sich Russlang bislang quer. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich dennoch um zwei Prozent auf 52,94 Dollar je Barrel (159 Liter).

LUFTFAHRTWERTE HEBEN AB - ÜBERNAHME BEFLÜGELT QIAGEN


Am Aktienmarkt griffen Investoren vor allem bei Luftfahrtwerten zu, die wegen der Reisebeschränkungen im Zusammenhang mit der Coronavirus-Epidemie in den vergangenen Wochen unter die Räder gekommen waren. Der europäische Branchenindex gewann 2,7 Prozent. Den Titeln der Lufthansa winkte mit einem Anstieg von zeitweise knapp elf Prozent der größte Tagesgewinn seit mehr als 17 Jahren.

Die Papiere von Qiagen gewannen 18,5 Prozent auf 37,69 Euro. Der US-Rivale Thermo Fisher will den Laborausrüster für 38 Euro je Aktie oder insgesamt 10,4 Milliarden Euro übernehmen. Der Preis sei fair, und große wettbewerbsrechtliche Hürden erwarte er nicht, schrieb Analyst Peter Welford von der Investmentbank Jefferies. Ebensowenig rechne er mit Gegenofferten. Die Aktien von Thermo Fisher gewinnen im vorbörslichen US-Geschäft 3,5 Prozent.

rtr