Spekulationen über eine nahende Zinswende in den USA haben mit starken Arbeitsmarktdaten am Freitag neue Nahrung erhalten. Das lieferte den Aktienmärkten Europas sowie dem US-Dollar Rückenwind. Nachdem im Oktober deutlich mehr neue Jobs in Amerika geschaffen wurden als erwartet, setzten Börsianer auf eine Anhebung der Zinsen noch im Dezember.

Höhere Zinsen machen die US-Währung für Anleger attraktiver, was den Euro um bis zu 1,6 Prozent auf ein Sechseinhalb-Monats-Tief von 1,0708 Dollar drückte. Diese Abwertung der Gemeinschaftswährung schob die europäischen Aktienmärkte an. Dax und EuroStoxx50 drehten ins Plus. Der deutsche Aktienindex gewann 1,3 Prozent auf 11.030 Punkte und sein pan-europäisches Pendant kletterte um 0,4 Prozent auf 3460 Zähler.

Die Zahl der neuen Stellen in den USA stieg im Oktober um 271.000. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 180.000 gerechnet. "Das war ein positiver Schocker. Die Fed wird jetzt wohl nicht umhin kommen, im Dezember die Zinsen zu erhöhen", urteilte Metzler-Analyst Eugen Keller. Auch die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote fiel um einen Tick auf 5,0 Prozent, während die Stundenlöhne anzogen. "Nach zwei eher enttäuschenden Monaten zeigt sich der Arbeitsmarkt in den USA wieder robust", kommentierte Helaba-Analystin Viola Julien. US-Notenbank-Chefin Janet Yellen hatte zuletzt betont, eine Zinserhöhung im Dezember sei durchaus im Bereich des Möglichen. Aus ihrer Sicht dürfte die US-Wirtschaft stark genug sein, um die Zinswende zu verkraften. Eine Entscheidung darüber soll auf dem Treffen der Fed am 15. und 16. Dezember fallen.

SCHRUMPFENDER OPERATIVER GEWINN SETZT ALLIANZ ZU



Unter den Einzelwerten standen zum Wochenschluss unter anderem die Allianz -Aktien im Mittelpunkt. Anleger zeigten sich enttäuscht vom rückläufigen operativen Gewinn im dritten Quartal - die Titel verbilligten sich um bis zu drei Prozent und bildeten das Schlusslicht im Dax. Anhaltende Probleme in der Vermögensverwaltung und der Umbau der Lebensversicherung belasteten die Allianz stärker als erwartet. "Versöhnlich stimmt allerdings, dass das Allianz-Management den Ausblick für das operative Ergebnis im Gesamtjahr 2015 unverändert ließ", urteilte LBBW-Analyst Werner Schirmer.

AUSSAGEN ZU GEWINNWACHSTUM MACHEN IAG BEGEHRT



Auf der Gewinnerseite konnte die Lufthansa trotz des Ausstands der Flugbegleiter Boden gutmachen. Die Aktien legten 3,8 Prozent zu und machten ihren Vortagesverlust nahezu wett. "Der Streik ist sicherlich schlecht für die Lufthansa, kommt aber nicht überraschend", urteilte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher. Nach oben ging es zum Wochenschluss auch für die British-Airways-Mutter IAG. Die optimistischen Aussagen zu den Gewinnaussichten trieben die Aktien um bis zu 4,4 Prozent in die Höhe. Air France legten mehr als vier Prozent zu.

Im SDax setzten Puma -Anleger auf die Offerte eines neuen Großaktionärs an die Minderheitseigner. Die Aktien gewannen bei überdurchschnittlichen Umsätzen bis zu 6,2 Prozent. Mit 219,30 Euro waren sie so teuer wie zuletzt vor knapp zwei Jahren. Genährt wurden die Spekulationen von einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, demzufolge der französische Luxusgüter-Konzern Kering offen für einen Verkauf der deutschen Tochter sei. Puma betonte, von Kering keine Signale für einen Anteilsverkauf erhalten zu haben. Gerüchte über eine bevorstehende Trennung kochen an der Börse seit längerem immer wieder hoch.

Aufatmen war am Freitag bei Hapag Lloyd angesagt. Die Aktien der viertgrößten Container-Reederei hielten sich beim Börsendebüt knapp über dem Ausgabepreis von 20 Euro.

Reuters