Der deutsche Leitindex büßte bis zu 2,4 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit der Krim-Krise im Frühjahr. Der EuroStoxx50 büßte am Freitag 1,3 Prozent auf 3004 Zähler ein.
Wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland dürften die Quartalsergebnisse der europäischen Firmen tendenziell schlecht ausfallen, prognostizierte Daniel Zindstein, Portfoliomanager des Vermögensverwalters Gecam. In den USA müsse dagegen wegen der jüngsten Dollar -Aufwertung mit pessimistischen Ausblicken gerechnet werden. "Da viel Geld in die Aktien dieser Unternehmen geflossen ist und damit die Bewertung und Erwartungshaltung recht hoch sind, braucht es nicht viel, um für Enttäuschungen zu sorgen."
Einen Vorgeschmack lieferte Microchip Technology. Das Unternehmen hatte am Donnerstag nach US-Börsenschluss ein Quartalsergebnis unter Markterwartungen bekanntgegeben und vor einem Abschwung des gesamten Chip-Sektors gewarnt. Die Firma gilt wegen ihrer breiten Angebotspalette und Kundenbasis als Barometer für die Branchenkonjunktur. Die Microchip-Technology-Warnung schickte Infineon am Freitag auf Talfahrt. Die Aktien des deutschen Halbleiter-Produzenten waren mit einem Minus von 5,2 Prozent Schlusslicht im Dax. Die Papiere des französisch-italienischen Konkurrenten STMico rutschten um 4,6 Prozent ab. Microchip Technology brachen im vorbörslichen US-Geschäft sogar um gut zehn Prozent ein.
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ROHSTOFFE EBENFALLS UNTER DRUCK
Auch über anderen Anlageklassen hingen dunkle Wolken. Die Rohstoffmärkte litten unter den Nachwehen des Einbruchs der deutschen Industrieproduktion. "Wenn die bisherige Wachstumslokomotive Deutschland in die Rezession rutscht, ist es schwer vorstellbar, dass Italien, Spanien oder Frankreich den europäischen Konjunktur-Karren aus dem Dreck ziehen", sagte ein Börsianer.
Spekulationen auf eine rückläufige Nachfrage drückten den Preis für die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 2,2 Prozent auf ein Vier-Jahres-Tief von 88,11 Dollar je Barrel (159 Liter). Das US-Öl WTI rutschte sogar um 2,5 Prozent ab und notierte mit 83,59 Dollar auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2012. Das wichtige Industriemetall Kupfer verbilligte sich um 1,2 Prozent auf 6640 Dollar je Tonne.
Im Sog der fallenden Rohstoffpreise gerieten Ölförderer und Minenbetreiber unter Verkaufsdruck. An der Londoner Börse verloren Royal Dutch Shell und Tullow Oil sowie die Erzförderer Antofagasta, Rio Tinto und BHP Billiton zwischen 2,6 und 5,1 Prozent.
Auf Seite 3: AUSSAGEN IN REUTERS-INTERVIEW HELFEN SAP
AUSSAGEN IN REUTERS-INTERVIEW HELFEN SAP
Eine der wenigen positiven Nachrichten des Tages lieferte SAP. In einem Interview von Reuters Insider antwortete Firmenchef Bill McDermott auf die Frage nach der Auftragslage: "Unser Geschäft war noch nie stärker." Die Papiere des Software-Konzerns drehten daraufhin vorübergehend ins Plus. Dem Abwärtstrend des Gesamtmarktes konnten sie sich jedoch nicht vollständig entziehen und notierten am frühen Nachmittag 0,7 Prozent tiefer.
Reuters