"Wie so häufig in Krisenzeiten setzt nicht die eigentliche Krise den Aktien zu, sondern die Verunsicherung", betonte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. Die Krise zwischen Russland und der Ukraine könnte noch eine Weile anhalten. "Zweifellos gibt es keine einfache Lösung, da beide Seiten viel zu verlieren haben."

Anlagestratege Daniel McCormack von der Bank Macquarie rechnete dagegen nicht mit einem länger anhaltenden Ausverkauf. "Es sieht danach aus, als ob der Westen militärisch nicht eingreifen wird. Daher ist die Eskalation zu einem ausgewachsenen Krieg unwahrscheinlich."

Ukrainischen Grenztruppen zufolge fuhr Russland an einer Meerenge zur Halbinsel Krim Panzer auf. Das russische Parlament hatte zuvor einen Militäreinsatz in der Ukraine genehmigt. Die Regierung in Moskau begründet dies mit der Notwendigkeit, nach dem Machtwechsel in Kiew die Russen in der Ukraine zu schützen.

AKTIEN MIT ZWEISTELLIGEN PROZENTUALEN KURSVERLUSTEN

Der Moskauer Aktienindex RTS, in dem in Dollar notierte Aktienwerte zusammengefasst sind, brach um 13 Prozent auf ein Viereinhalb-Jahres-Tief von 1107 Punkten ein. Das ist der größte Tagesverlust seit den Turbulenzen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Der Micex, dessen Werte in Rubel notiert werden, rutschte um bis zu 11,3 Prozent ab und notierte mit 1281,59 Zählern auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juni 2013.

Zu den größten Verlierern zählten Gazprom -Aktien mit einem Kursminus von zeitweise knapp 17 Prozent. Damit büßte der Gasförderer umgerechnet knapp acht Milliarden Euro an Marktkapitalisierung ein. Das entspricht in etwa dem gesamten Börsenwert der Lufthansa. Die Titel von Russlands größtem Geldinstitut Sberbank verloren gut 16 Prozent.

Der Index der in Warschau gelisteten ukrainischen Unternehmen fiel sogar um knapp 16 Prozent auf ein Rekordtief von 345,46 Punkten. Das ist der größte Tagesverlust seiner Geschichte.

UKRAINISCHE ANLEIHEN BRECHEN EIN - CDS STEIGEN

Investoren warfen ukrainische Anleihen in hohem Bogen aus ihren Depots. Die Kurse der auf Dollar lautenden Papiere mit Laufzeiten zwischen drei und neun Jahren

fielen zeitweise um fast zehn volle Punkte. Gleichzeitig wuchs die Furcht vor einem Zahlungsausfall des Landes. Am Markt für Credit Default Swaps (CDS) verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets ukrainischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 169.000 auf 1,201 Millionen Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit.

Am Devisenmarkt nahm die ukrainische Währung ihre Talfahrt wieder auf. Ein Dollar war mit 11,65 Hrywnia so teuer wie noch nie. Ähnlich erging es der russischen Valuta: Dollar und Euro markierten mit 37 beziehungsweise 51,20 Rubel ebenfalls neue Bestmarken.

Reuters