Branchenvertreter sehen dies als Ausreißer und dämpfen Erwartungen an weiteres Wachstum. Denn Gründe waren nicht etwa eine größere Kauflust der Verbraucher oder mehr Bestellungen von Flottenunternehmen, sondern ein besonders niedriger Absatz vor einem Jahr. Im September 2018 waren die Pkw-Neuanmeldungen um 30 Prozent eingebrochen, weil große Hersteller wie Volkswagen nach der Umstellung auf die neuen WLTP-Abgasregeln noch nicht ausreichend Fahrzeuge mit dem neuen Prüfsiegel im Angebot hatten.
"Nach dem niedrigen Vorjahresmonat, der von der WLTP-Umstellung beeinträchtigt wurde, war ein hohes Wachstum zu erwarten", erklärte der Importeursverband VDIK. Im Zehnjahres-Vergleich stelle der abgelaufene Monat gleichwohl lediglich das zweitniedrigste Septemberergebnis dar. Für das Gesamtjahr bleibt der VDIK optimistisch: "Der deutsche Pkw-Markt wird 2019 über Vorjahresniveau bleiben", erklärte Verbandschef Reinhard Zirpel.
"SIEGESMELDUNGEN NICHT ANGEBRACHT"
Der Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer ist skeptischer. Seiner Meinung nach ist der Automarkt nach wie vor schwach. Man solle nicht auf den einzelnen Monat schauen, sondern auf den Jahresverlauf, riet er. Die Aussichten seien wegen der konjunkturellen Schwierigkeiten nach wie vor unsicher. "Siegesmeldungen sind nicht angebracht."
Zu den Gewinnern gehörten im September vor allem Hersteller, die vor einem Jahr noch mit Problemen mit der WLTP-Umstellung zu kämpfen hatten. Dank der niedrigen Vergleichswerte des Vorjahresmonats fiel bei ihnen der Zuwachs besonders hoch aus. So konnte etwa die Marke VW ihre Zulassungen fast verdoppeln. Audi legte sogar um 150 Prozent zu. Mercedes steigerte sich um 20 Prozent vergleichsweise moderat. Dagegen schrumpfte der Absatz von Peugeot um rund 27 Prozent. Die französische Opel-Mutter hatte vor einem Jahr deutlich weniger Schwierigkeiten als andere, ihre Modelle auf die neue Zertifizierung umzustellen. Auch BMW verkaufte weniger (minus 18,9 Prozent)
Der Diesel stabilisierte sich weiter, lag mit einem Anteil von 29,6 Prozent aber immer noch deutlich unter den Werten vor der Diskussion über Fahrverbote. Knapp 60 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge hatten einen Benzinmotor. Kräftig stieg erneut die Nachfrage nach Elektroautos, deren Absatz um 150 Prozent kletterte. Ihr Anteil an den Zulassungen war mit 2,4 Prozent aber immer noch gering. Bei Hybridautos war der Anteil mit fast acht Prozent deutlich höher.
Im vergangenen Monat liefen nach Daten des deutschen Verbandes der Automobilindustrie 415.500 Neuwagen von den Produktionsbändern der Hersteller, plus vier Prozent. 320.800 Wagen wurden in andere Länder exportiert, zwei Prozent mehr.
rtr