Trends lassen sich am besten an nackten Zahlen ablesen. So verzeichnete etwa der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) im Jahr 2019 mit zwei Millionen neu abgeschlossenen Auto-Leasingverträgen einen Rekord. 42 Prozent der neu zugelassenen Straßenfahrzeuge wurden geleast. Im Jahr davor lag der Anteil noch bei knapp unter 40 Prozent. Der BDL geht davon aus, dass die Leasingquote weiter zunehmen wird.
Zu den größten Vorteilen des Leasings (Mietkaufs) gegenüber dem Kauf zählt: Der Fahrer bindet sich für eine relativ kurze Zeit an das Fahrzeug (je nach Vertrag meist zwischen zwei und vier Jahren) und kann einen technisch aktuellen Wagen nutzen. Probleme können jedoch bei der Rückgabe des Fahrzeugs auftreten, also bei Vertragsende. Dann jedenfalls, wenn jeder noch so kleine Schönheitsfehler am Auto in Rechnung gestellt wird.
Zu unterscheiden ist grundsätzlich zwischen dem sogenannten Restwert- und dem Kilometerleasing. Bei Ersterem warnen Verbraucherschützer vor einer Kostenfalle, weil die Schätzung des Restwerts (das, was das Auto nach der Vertragslaufzeit noch wert ist) für Kunden schwierig ist. Zudem setzen manche Hersteller den Restwert zunächst zu hoch an, um mit günstigen Monatsraten werben zu können. Gebräuchlicher (und für Verbraucher sicherer) ist daher Kilometerleasing. Dabei wird zu Vertragsbeginn festgelegt, wie viele Kilometer wa¨hrend der Vertragslaufzeit gefahren werden ko¨nnen, ohne dass Zusatzkosten entstehen.
Damit Verbraucher sich einen besseren Überblick über die Leasing-Möglichkeiten verschaffen können, hat das Sozialwissenschaftliche Institut Schad (SWI) im Auftrag von BÖRSE ONLINE erstmalig eine detaillierte Untersuchung vorgenommen. Ziel des Tests war es, sowohl die besten Online-Leasing-Angebo- te der Hersteller als auch diejenigen nam- hafter Vergleichsportale zu finden. Das SWI unterscheidet im Test zwischen gewerblichen und privaten Kunden. Elektroautos wurden getrennt bewertet. Der Check umfasst die Angebote von sechs großen Portalen und sieben Herstellern. Um eine breite Palette abzubil- den, wurden vier Kategorien gewählt: Kleinwagen/Kompaktklasse, Mittelklasse, Oberklasse/obere Mittelklasse und Elektrofahrzeuge. Die Ergebnistabellen finden Sie rechts, die Testkriterien ( "So wurde getestet") weiter unten.
Die angenehme Überraschung für Verbraucher vorneweg: Die allermeisten Portale und Hersteller haben gute Noten bekommen. Allerdings variieren die Größe der Auswahl und die Preise zum Teil erheblich. Vergleichen lohnt sich also!
Gemischtes Bild bei Herstellern
Naturgemäß ist die Auswahl der Modelle bei den Herstellern kleiner als bei Portalen. Gleichwohl waren die Prüfer überrascht, dass sich sowohl bei Ford als auch bei Seat kein passendes Online-Angebot zu den vorgegebenen Kombinationen aus Fahrzeug und Leasing finden ließ. Besser machten es da die größeren Hersteller Audi, Volkswagen und Mercedes. Um Zeit zu sparen, rät SWI-Experte Johannes Higle: "Kunden sollten wissen, welches Modell sie bevorzugen - dann kann auf den entsprechenden Seiten schnell nach einem passenden Angebot gesucht werden." Beim E-Auto-Leasing sollten Kunden die Bedingungen für die Sonderprämie (6000 Euro) beachten. Diese sei zwar als Anzahlung im Preis enthalten, die Kosten müssten aber ausgelegt und über einen Antrag bei der BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) zurückverlangt werden.
Die besten Ergebnisse im Test erzielte die Plattform Leasingmarkt.de: In allen drei Testkategorien war der Anbieter nicht zu schlagen und erhielt die Gesamtnote "sehr gut". Leasingmarkt.de punktete vor allem mit einem breiten Angebot und sehr günstigen Monatsraten, sowohl für private wie auch für gewerbliche Kunden.
Auffallend: Der vermeintliche Branchenprimus Sixt schwächelte. Zwar kann der Online-Anbieter mit der größten Auswahl von Leasing-Autos (sowohl was Marken als auch was Fahrzeugmodelle betrifft), einem sehr guten Online-Service und umfangreichen Zusatzoptionen überzeugen, wie etwa der Wartung des Fahrzeugs oder einer Vollkaskoversicherung. Im Gegenzug aber zählen die monatlichen Leasingraten zu den höchsten im gesamten Vergleich. In der Kategorie E-Auto reichte es daher, ebenso wie für Null-Leasing.com, nur für die Note "ausreichend".
Aufs Detail kommt es an
Angesichts der entdeckten Unterschiede rät Leasing-Experte Higle: "Ein genauer Preisvergleich des jeweiligen Modells ist entscheidend: Auch wenn manche Autos in der Suchliste eine günstigere Leasingrate ausweisen, lohnt sich häufig ein genauer Blick auf die Ausstattungsdetails. Es kann vorkommen, dass durch leichte Änderungen an der Konfiguration der Gesamtpreis in die Höhe schießt. Prinzipiell sollte daher auf die Konditionen und versteckte Zusatzkosten (Bereitstellung, Zulassung, Servicepakete) genau geachtet werden." Auch bei den Leasing-Angeboten gilt demnach der alte Spruch: Der Teufel steckt im Detail. In diesem Fall in den Vertragsdetails.
So wurde getestet
Die Analyse "Online-Kfz-Leasing", die das Sozialwissenschaftliche Institut (SWI) in Hamburg für BÖRSE ONLINE vorgenommen hat, gründet auf drei Testkategorien. Der Preis für das jeweilige Fahrzeug (monatliche Leasingrate und Bereitstellungskosten) floss zu 70 Prozent in die Gesamtbewertung ein. Die übrigen 30 Prozent verteilten sich je zur Hälfte auf die Angebotsbreite (Anzahl der Fahrzeuge unterschiedlicher Marken oder Elektro- und Hybridfahrzeuge) und die Bewertung der Online-Services (Umfang der angebotenen Informationen und Funktionen). In jedem Bereich wurden Vorgaben für die Suche nach einem Fahrzeug (Bauart, Kraftstoff, Antrieb, Preis) sowie eine Kombination aus Leasingdauer und Laufleistung im Kilometerleasing definiert und das jeweils passende Auto ausgewählt. Restwertleasing wurde nicht berücksichtigt. Dabei wurde der Preis getrennt für privates und gewerbliches Leasing erhoben. Zudem wurden für die Wertung ausschließlich Neuwagen berücksichtigt.
Wegen der unterschiedlichen Ausrichtung von Onlineportalen und Herstellern wurden diese getrennt bewertet. Preise, Angebote und Online-Services wurden von Oktober bis Dezember 2020 erhoben. Sonderangebote flossen nicht in die Wertung ein.