Das berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf eingesehene Angebotsunterlagen. Die Anteilseigner dürften damit insgesamt rund 400 Millionen Euro erlöst haben. Bereits am Dienstagabend nach Börsenschluss hatte Bloomberg von einem Angebot von mehreren Beteiligungsgesellschaften von bis zu knapp 9,8 Millionen Aktien berichtet, das sich in einem beschleunigten Preisbildungsverfahren an institutionelle Investoren richte und rund 4,6 Prozent der Aktien entspreche.

Die Aktie startete am Mittwoch mit hohen Kursverlusten in den Handel. Das Papier verlor zum Auftakt mehr als sechs Prozent. Den Xetra-Handel hatte das Papier am Vortag bei 44,59 Euro beendet. Mitte Mai hatte der Kurs noch unter 40 Euro gelegen.

Auto1 wurde an der Börse damit insgesamt zuletzt mit rund 9,4 Milliarden Euro bewertet. Die Gründer Christian Bertermann und Hakan Koç halten mit knapp 28 Prozent den größten Anteil, dahinter folgt der japanische Technologieinvestor und Mischkonzern Softbank mit zuletzt 16,3 Prozent.

Auto1 ging Anfang Februar an die Börse. Das Berliner Start-Up betreibt nach eigenen Angaben Europas größte Großhandelsplattform für Gebrauchtwagen und war erst kürzlich für den IT-Leasingspezialisten GRENKE in den Nebenwerte-Index SDax aufgestiegen.

Der Autohändler kann sich voraussichtlich schon auf einen Platz im MDAX, dem Index der mittelgroßen Unternehmen, freuen, wie Index-Expertin Silke Schlünsen von Stifel Europe Ende Mai errechnet hat. Bei der anstehenden Index-Überprüfung an diesem Donnerstag wird die Deutsche Börse nach Handelsschluss über etwaige Änderungen in den Indizes der Dax-Familie informieren.

Der Streubesitz - also die frei handelbaren Aktien - betrug nach letzten Angaben des Unternehmens gut 43 Prozent. Der Wert dieses Anteils, der über die Indexaufnahme entscheidet, liegt damit derzeit bei rund vier Milliarden Euro. Damit ist Auto1 nicht nur ein MDax-Kandidat, sondern wäre auf Basis der Marktkapitalisierung sogar im vorderen Index-Drittel zu finden.

An die Börse gebracht worden war die Aktie mit einem Ausgabepreis von 38 Euro, der Kurs hatte sich bereits am ersten Handelstag klar über die Marke von 50 Euro geschwungen. Vor allem im Mai musste das Papier aber unter anderem wegen der neu entfachten Skepsis an den Börsen rund um Online-Wachstumswerte spürbar zurückstecken. Zuletzt ging es dann aber wieder bergauf.

Nach dem Einbruch im vergangenen Corona-Jahr rechnet Auto1 für 2021 mit mehr Geschäft. Im ersten Quartal hatte der Online-Gebrauchtwagenhändler von steigenden Preisen profitiert und konnte auch mehr Autos verkaufen als in den drei Monaten zuvor. Im Vergleich mit dem Vorjahr verzeichnete Auto1 vor allem wegen den Corona-Auswirkungen aber weniger abgesetzte Fahrzeuge. Im Tagesgeschäft kostet der Aufbau der Privatkundenmarke Autohero zudem viel Geld und sorgt für rote Zahlen. Auch der Börsengang im Februar schlug negativ zu Buche, so dass der Verlust unter dem Strich deutlich höher ausfiel als zuletzt.

dpa-AFX