AUTOINDUSTRIE



Die Grünen wollen ab 2030 keine Neuwagen mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren mehr zulassen. CSU und FDP haben dagegen wiederholt eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen, sollten sie nicht von diesem Ziel abrücken. "Der ohnehin bereits hohe politische Druck auf die deutsche Automobilindustrie wird sich eher noch verstärken", erwartet Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer im Falle einer Regierungsbeteiligung der Grünen. Allerdings ließ Parteichef Cem Özdemir schon kurz vor der Wahl Kompromissbereitschaft durchblicken. "Einen Kompromiss könnten Union und FDP den Grünen dadurch schmackhaft machen, dass sie einer großzügigen Förderung der Elektromobilität zustimmen", glaubt Krämer. Anleger erwarten jedenfalls keine größeren Belastungen für die deutschen Autobauer durch "Jamaika": Die VW-Aktie etwa kostet mehr als vor der Wahl, ebenso die von Daimler.

ENERGIE



Anders sieht es da bei den großen Energie-Versorgern aus. "Vor allem RWE mit seinen Kohlekraftwerken ist davon betroffen", sagt ein Börsenhändler mit Blick auf die mögliche grüne Regierungsbeteiligung. Diese Aussicht ließ den Aktienkurs am Montag um mehr als fünf Prozent einbrechen. Die Papiere lagen damit am Ende des Leitindex Dax, wovon sie sich am Dienstag nur wenig erholten. Union und FDP könnten den Kohleausstieg mitmachen, wenn die Grünen dafür nicht mehr den Verbrennungsmotor bis 2030 verbannen wollen. "Sie könnten den Grünen bei ihrem Ziel entgegenkommen, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen", so Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer.

"Ein deutscher Alleingang bei der Kohleverstromung wäre reine Symbolpolitik, die dem Klima nicht hilft", hatte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz vor der Wahl gewarnt. Vielmehr solle der europäische Emissionshandel gestärkt werden, mit dem die Klimaschutzziele in der Stromversorgung erreicht würden. Uniper-Boss Klaus Schäfer hatte erklärt, dass nach der für 2018 geplanten Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 in Deutschland wohl keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut würden. "Der Kohleausstieg findet faktisch bereits statt."

EINZELHANDEL



Sowohl die Unionsparteien als auch FDP und Grüne wollen die Steuerzahler entlasten. Die Liberalen sind für mindestens 30 Milliarden Euro, CDU und CSU reden von 15 Milliarden oder mehr, während die Grünen vor allem Familien helfen wollen. "Eine Regierung, in der die Union und die FDP beteiligt sind, wird die Bürger mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit steuerlich entlasten", erwartet Portfoliomanager Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners. "Die deutsche Wirtschaft könnte hier von einem Anstieg des privaten Konsums profitieren." Zu den Gewinnern dürften Handelsunternehmen wie Metro und Ceconomy zählen, aber auch Konsumgüter-Hersteller wie Beiersdorf, Henkel, Adidas und Hugo Boss.

FINANZBRANCHE



Der Privatbankenverband BdB spricht sich offen für ein Jamaika-Bündnis aus. "Eine Koalition aus Union, FDP und Grünen ist keine Notlösung, sondern sollte vielmehr als Chance begriffen werden", sagt BdB-Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Kein Wunder, denn deren Wahlprogramme enthalten kaum Vorschläge für eine schärfere Regulierung - anders als etwa bei der Linkspartei, die große Konzerne wie Deutsche Bank und Commerzbank gerne zerschlagen würde. Beide Titel gehörten am Dienstag zu den größten Gewinnern im Dax.