In den USA haben sich sogenannte FinTech-Angebote, also Finanzdienstleistungen über das Internet, bereits fest etabliert. In Deutschland konnten sich bisher nur einzelne FinTech-Segmente, wie Onlinebanking oder Zahlungsdienste, durchsetzen. Zuletzt haben insbesondere Crowdfunding-Plattformen auf sich aufmerksam gemacht, die es kleinen Unternehmen ermöglichen, Eigenkapital aus vielen verschiedenen Quellen einzusammeln. Der Bereich private Geldanlage und Vermögensverwaltung schien hingegen eine Domäne der Hausbanken und Finanzberater zu bleiben. Doch jetzt kommen immer mehr Angebote auf den Markt, die eine Anlageberatung über das Internet versprechen.
Diese Konzepte verfolgen das Ziel, den klassischen Bank- und Finanzberater durch intelligente Onlinelösungen zu ersetzen. Da so Honorare oder Provisionen wegfallen, bleibt den Anlegern mehr von ihrer Rendite. Die Ansätze der einzelnen Anbieter unterscheiden sich allerdings mitunter deutlich voneinander. Auf der einen Seite gibt es komplexere Plattformen, die versierten Anlegern Werkzeuge zur Verfügung stellen, mit denen sich maßgeschneiderte Portfolios zusammenstellen lassen. Oder aber der Anleger kann sich aus verschiedenen Musterportfolios eines auswählen. Dies erfordert jedoch ein fundiertes Finanzwissen. Auf der anderen Seite stehen Angebote, die auf eine breitere Masse an Anlegern und Sparern abzielen, denen das Thema Geldanlage zwar wichtig ist, die sich aber nicht im Detail damit auseinandersetzen wollen. FinTech-Lösungen für diese Zielgruppe versuchen daher vor allem einfach, transparent, sicher und günstig zu sein.
Um diesen Anspruch umzusetzen, werden meistens mehrere Exchange Traded Funds (ETFs) zu einer Anlagestrategie zusammengeführt. Indem die bereits diversifizierten ETFs miteinander kombiniert werden, erhöht sich die Diversifikation noch einmal erheblich. Die breite Streuung sollte sich langfristig auszahlen und eine laufende Anpassung bis auf ein jährliches Rebalancing überflüssig machen. Da ETFs einen Index abbilden, sind sie vergleichsweise kostengünstig und ihre Wertentwicklung ist klar nachzuvollziehen. Als Sondervermögen sind sie zudem, anders als Zertifikate, vor einem Ausfall des Emittenten geschützt.
Anleger sollten aber auch bei diesen "einfachen" Angeboten genau hinsehen und sich über den Ansatz des Anbieters informieren. Allgemein lässt sich hier noch einmal zwischen Depot- und Fondslösungen unterscheiden. Bei Depotlösungen muss der Anleger für den Zugang ein neues Depot eröffnen, was mit bürokratischem Zusatzaufwand verbunden ist. Dafür ist er direkt mit dem Betreiber der Plattform verbunden und erhält so auf ihn zugeschnittene Beratungsleistungen. Anleger sollten also prüfen, ob ihnen solche Zusatzleistungen einen Mehrwert bieten und den Aufwand und eventuelle Mehrkosten rechtfertigen.
Die Fondslösungen hingegen, zu denen auch Easyfolio gehört, sind in der Regel über ein bereits bestehendes Depot bei Direktbanken und Onlinebrokern zu beziehen und somit leichter zugänglich. Die Fondsstruktur bietet zudem eine besonders hohe Transparenz sowie steuerliche Vorteile. Neben den beiden unterschiedlichen Herangehensweisen unterscheiden sich die Angebote auch bei den Kosten. Entscheidend für den Anleger sind die laufenden Kosten, da diese sowohl die Managementgebühr des "Dachprodukts" als auch die der darin enthaltenen ETFs oder Fonds beinhalten. Meist sind die Fondskonzepte günstiger als Depotlösungen und es gibt keine Mindestanlagebeträge. Im Vordergrund der Entscheidung sollte jedoch die Strategie beziehungsweise Allokation stehen, die sich hinter einem Produkt verbirgt. In welche Anlageklassen wird investiert? Wie ist die Aufteilung zwischen ihnen? Welche Chancen und Risiken entstehen daraus für die Performance einer Anlage? Und vor allem: Was passt zu mir? Wollen die FinTech-Angebote den Bankberater langfristig ersetzen, müssen sie auf diese Fragen Antworten geben können.
Markus Jordan
Der Gründer und Geschäftsführer von Easyfolio hat über 20 Jahre Erfahrung im Bereich Finanzen und Geldanlage. Mit der neuen Geldanlageplattform easyfolio.de bietet er Privatanlegern und Finanzberatern passive Anlagestrategien mit ETFs, die sich für einen langfristig angelegten Vermögensaufbau einsetzen lassen. Markus Jordan ist außerdem Herausgeber der ETF-Fachzeitschrift "EXtra-Magazin".