Nachrichten aus dem Automobilsektor bestimmten am Freitag das Geschehen auf dem Parkett. Daimler schockierte die Anleger mit einem milliardenschweren Quartalsverlust und abermals gesenkten Gewinnerwartungen. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) werde deutlich unter den gut elf Milliarden Euro des Vorjahres liegen, warnte der Konzern heute in Stuttgart.
Autoanalyst Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore geht nur noch von 6,5 Milliarden Euro Ebit aus. "Daimler hat sich in eine schwierige Lage manövriert", sagte Ellinghorst. Der Konzern führt allein 3,1 Milliarden Euro Sonderbelastungen auf, die ihm im abgelaufenen zweiten Quartal einen Verlust von 1,6 (Vorjahr: Gewinn 2,6) Milliarden Euro einbrocken. Daimler-Aktien fielen zeitweilig um bis zu 4,5 Prozent.
Volkswagen verzeichnete mit einem Plus von 15 Prozent deutliche Zuwächse im wichtigsten Einzelmarkt China. Auch die weltweiten Verkäufe des Autobauers kletterten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6 Prozent auf 974 400 Fahrzeuge. Zugleich kündigte der DAX-Konzern eine Kooperation mit Ford an. Beide Unternehmen wollen künftig auch bei Elektrofahrzeugen und Roboterautos die Kräfte bündeln. Das verkündeten VW-Konzernchef Herbert Diess und Ford-Chef Jim Hackett am Freitag in New York. Die Volkswagen-Aktie legte zeitweise um rund 1,6 Prozent zu.
Was am Freitag an der Börse sonst noch wichtig war
Boeing wechselt das Management seines 737-Programms aus.
Chef Eric Lindblad gehe in den nächsten Wochen in Rente, teilte der US-Flugzeugbauer am Donnerstag mit. Er war seit 34 Jahren bei dem US-Konzern und hatte seit gut einem Jahr die Verantwortung für den Beststeller. Seine Aufgaben übernimmt Mark Jenks in kritischen Zeiten. Für die 737 MAX gilt derzeit ein weltweites Flugverbot, nachdem zwei Flugzeuge des Typs abgestürzt waren. Aus den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft mit Unterstützung des FBI zu den Unglücken zog sich US-Justizminister William Barr wegen Befangenheit zurück. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, vertritt Barrs frühere Kanzlei Boeing.
Nach Bilanzskandal weiter Verlust bei Möbelkonzern Steinhoff
Der südafrikanisch-deutsche Möbelkonzern ächzt weiter unter den Folgen seines milliardenschweren Bilanzskandals. Im ersten Halbjahr fuhr das Unternehmen operativ ein Minus von 356 Millionen Euro ein, wie Steinhoff mitteilte. Im Juni hatte Steinhoff gewarnt, dass nicht zuletzt der Rufschaden durch den Skandal das Geschäft weiter belaste. Vor einer Woche hatte Finanzchef Philip Dieperink seinen Rücktritt angekündigt.
Thomas Cook-Aktie auf Rekordtief
Die Papiere von Thomas Cook stürzten um fast 50 Prozent ab und waren mit 6,69 Pence so billig wie noch nie. Mit dem angekündigten, umgerechnet 830 Millionen Euro schweren Rettungspaket übernehme der chinesische Großaktionär Fosun die Kontrolle beim Tourismus-Pionier, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die übrigen Eigner würden an den Rand gedrängt.
Der Handelskrieg mit den USA setzt Chinas Wirtschaft kräftig zu.
Der chinesische Außenhandel ging im Juni insgesamt um vier Prozent zurück. Die gegenseitig verhängten Strafzölle ließen den Handel zwischen beiden größten Volkswirtschaften allein um mehr als 13 Prozent einbrechen, wie der chinesische Zoll am Freitag in Peking mitteilte. Chinas Importe aus den USA mussten in US-Dollar berechnet wieder ein massives Minus von 31,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat (Mai: 29,6 Prozent) hinnehmen. Chinesische Exporte in die USA gingen weiter deutlich um 7,8 Prozent (Mai: 8,4 Prozent) zurück.
Quelle: dpa-AFX/rtr/DP