Springer-Aktien schossen daraufhin am Donnerstag um bis zu 22 Prozent in die Höhe und steuerten auf den größten Tagesgewinn seit 20 Jahren zu. Damit ist der Herausgeber der "Bild"-Zeitung an der Börse knapp sechs Milliarden Euro wert. Die Gespräche seien eine positive Überraschung für Springer-Aktionäre und könnten den im Zuge der Medienkrise stark gefallenen Aktienkurs wiederbeleben, sagte ein Händler. "Es ist spannend, dass ein weiterer Deal ansteht, nachdem Vivendi M7 übernommen hat und Mediaset bei ProSieben eingestiegen ist", schrieb Analyst Harry Read von der Investmentbank Liberum.

Die Witwe des Verlegers Axel Springer und ihr langjähriger Vertrauter Döpfner halten zusammen 45,4 Prozent am Konzern und wollen ihre Anteile behalten. Die übrigen Anteile, die an KKR gehen könnten, sind an der Börse 2,66 Milliarden Euro wert. Die Familie des "Bild"- und "Welt"-Gründers Axel Springer hält eine Mehrheit an dem börsennotierten Konzern. Was Springers Enkel Axel Sven und Ariane Melanie mit ihren Anteilspaketen von zusammen 9,8 Prozent vorhaben, teilte das Unternehmen nicht mit.

ERSTE GESPRÄCHE ÜBER EINSTIEG

"Mit der Sondierung dieser Transaktion verfolgt der Vorstand seine Wachstumsstrategie zur langfristigen Steigerung des Unternehmenswertes", hieß es in der Mitteilung. Döpfner baut den Konzern gerade vom Zeitungshaus zu einem Internet-Unternehmen um, das aber seine journalistischen Wurzeln behalten soll. Neben der Boulevardzeitung "Bild" betreibt Springer auch Journalismus im Internet sowie Job-, Immobilien- und Autoportale. Ob es zum Einstieg von KKR komme, sei aber noch offen. "Insbesondere ist die rechtliche, steuerliche und finanzielle Machbarkeit noch im Einzelnen zu prüfen", warnte der Vorstand.

"Die Gespräche sind in einem frühen Stadium", sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Sollten sie gut verlaufen, könne es in den nächsten Wochen eine Einigung geben. Anders als Bloomberg gemeldet habe, sei ein Springer-Rückzug von der Börse bei einem Einstieg von KKR aber keineswegs ausgemachte Sache. Bei Finanzinvestoren ist ein sogenanntes Delisting üblich, um ohne Rücksicht auf andere Aktionäre durchgreifen zu können. KKR hat bereits Erfahrung im deutschen Mediensektor. Von 2006 bis 2013 war die Beteiligungsfirma an der Fernsehsender-Kette ProSiebenSat.1 beteiligt und stieg mit Gewinn wieder aus. Zusammen mit dem Medienmanager Fred Kogel baut KKR seit Anfang des Jahres zudem rund um Tele München eine unabhängige Fernseh- und Film-Produktions- und Vertriebsfirma auf.

Springer hat bereits Erfahrung mit Finanzinvestoren als Miteigner. Der Finanzinvestor General Atlantic hatte dem Medienkonzern beim Aufbau des Geschäfts mit Online-Kleinanzeigen aufzubauen und war vorübergehend zweitgrößter Aktionär. 2017 stieg der Finanzinvestor wieder aus.

Friede Springer hat vor kurzem ihre Machtposition im Konzern gestärkt. Die Verlegerwitwe übernahm die alleinige Kontrolle über die Axel Springer Gesellschaft für Publizistik, bei der 37,5 Prozent der Aktien liegen. Pläne, die börsennotierte Axel Springer SE in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umzuwandeln und sie damit für Investoren zu öffnen, ohne die Macht abzugeben, hatte Friede Springer wieder begraben. Zuletzt drückten Investitionen in die Digitalisierung das Ergebnis. Der operative Gewinn (Ebitda) fiel im ersten Quartal um 2,5 Prozent auf 167 Millionen Euro. Der Umsatz bröckelte auf 772 Millionen Euro.

rtr