Turbulente Zeiten hat Balda hinter sich. Zur Jahrtausendwende machte sich die ostwestfälische Firma als Hersteller von Handyschalen einen Namen. Dann führten Querelen zwischen Eigentümern und Partnern das Unternehmen an den Rand des Ruins. Inzwischen hat sich das frühere SDAX-Unternehmen neu aufgestellt und liefert Kunststoffteile für Medizintechnik, Autos und Sonnenbrillen. Über das neue Geschäftsmodell und dessen Perspektiven unterhielt sich BÖRSE ONLINE mit Balda-Chef Oliver Oechsle auf der DVFA-SmallCap-Konferenz.
Balda hat sich komplett neu ausgerichtet. Ist die Restrukturierung nun abgeschlossen?
2013/14 war für Balda ein Jahr der massiven Veränderung. Der gesamte Vorstand und Aufsichtsrat wurde ausgetauscht, wir haben die internen Strukturen vereinfacht, die US-Gesellschaften integriert und einen neuen Unternehmensauftritt mit dem neuen Marken-Claim "Solutions made in Plastic" geschaffen. Zu 95 Prozent sind wir jetzt mit allem durch.
Weshalb konzentrieren Sie sich eigentlich auf die Kunststoffindustrie?
Der Kunststoffmarkt ist ein globaler Wachstumsmarkt, an dem wir teilhaben wollen. Mit dem wachsenden Wohlstand in den Emerging Markets steigen die Konsumbedürfnisse und die Nachfrage nach Hightechprodukten aus Kunststoff. Die Menschen in den Schwellenländern werden sich als erstes Luxusgut eine Sonnenbrille kaufen - und somit einen Teil Balda. Wir liefern die Kunststoffteile für Sonnenbrillen und machen die Montage.
Für welche anderen Anwendungsbereiche liefern Sie ebenfalls Plastikkomponenten?
Unser Fokus liegt auf dem Healthcare-Bereich. Dort erwirtschaften wir 75 Prozent unserer Umsätze. Wir fertigen ein breites Spektrum an komplexen Geräten und Produkten - von Reagenzgefäßen für die automatisierte Diagnostik über Tablettenspender und Stechhilfen für die Behandlung von Diabetes bis hin zur kindersicheren Tube. Hinzu kommen außerhalb von Healthcare Komponenten für Hi-Fi-Anlagen, für Autos und Bauteile für Bewässerungsanlagen.
Was steckt hinter dem Tablettenspender?
Der Tablettenspender kann den Patienten unterstützen, seine Medikamente pünktlich und in der richtigen Dosierung zu nehmen. Er kann den Patienten identifizieren, die Entnahme dokumentieren und signalisiert dem Nutzer automatisch, wann er eine Tablette nehmen muss. Vorstellbar sind Anwendungen in Altenpflege, Behandlung von Demenzkranken und Schmerzbehandlung.
Balda hat künftig zwei Standbeine in den USA und in Deutschland. Funktioniert die transatlantische Zusammenarbeit?
Ja, wir wachsen spürbar zusammen. Die Teams kooperieren eng und erschließen gemeinsam neue Marktpotenziale.
Gelingt Balda 2014/15 die Wende und die Rückkehr in die schwarzen Zahlen?
Wir sind zuversichtlich, im Geschäftsjahr 2014/15 ein positives operatives Ergebnis (Ebit) und eine Ebitda-Marge von sieben bis acht Prozent zu erreichen. Klares Ziel ist der operative Turnaround. Wir haben einen guten Start ins neue Geschäftsjahr erwischt und im ersten Quartal schwarze Zahlen geschrieben. Neben organischem Wachstum wollen wir allerdings auch über Akquisitionen wachsen und sondieren daher den M & AMarkt. Durch den Verkauf all unserer Anteile an der TPK Holding haben wir ausreichend Liquiditätsreserven für solche strategischen Investitionen.
Welche Übernahmen planen Sie?
Unser idealer Partner wäre ein Unternehmen, das sich im Markt der Medizintechnik bewährt hat, international gut aufgestellt ist und räumlich zu Balda passt. Eine solche Akquisition würde uns helfen, die Internationalisierung voranzutreiben und die Profitabilität zu steigern.
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