Im Vorfeld der erwarteten XXL-Zinserhöhung stehen Finanzwerte im Fokus der Anleger. Die Papiere von Banken und Versicherern sind vor der erwarteten starken Zinserhöhung der EZB in einem ansonsten abwartenden Börsenumfeld besonders gefragt. Zu den größten Gewinnern gehören an der DAX-Spitze die Aktien der Deutschen Bank. Bei der Commerzbank gibt es zudem Spekulationen über einen Rückzug des Bunds.
Eine Mehrheit von Volkswirten erwartet von der Europäischen Zentralbank eine Anhebung der Leitzinsen um 0,75 Prozentpunkte und damit einen richtig großen Schritt zur Bekämpfung der Inflation. Höhere Zinsen bedeuten vor allem höhere Einnahmen für die Bankhäuser. Denn sie können höhere Kreditkonditionen von ihren Kunden erheben. Die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank steigen zeitweilig um mehr als zwei Prozent. Über die einfache 200-Tage-Linie bei 7,06 Euro schafften es die Commerzbank-Papiere in einem weiteren Versuch am Morgen dennoch nicht.
Staat bleibt starker Ankeraktionär bei der Commerzbank
Commerzbank-Chef Manfred Knof äußerte sich am Morgen optimistisch und avisierte trotz einer drohenden Rezession weiterhin einen Milliardengewinn für das laufende Jahr. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner zeigte sich mit der Entwicklung der Bank sehr zufrieden, woraufhin direkt Spekulationen aufkamen, das der Bund seinen Anteil an der Commerzbank verkaufen könnte. Doch Lindner strebt keinen schnellen Verkauf des Staatsanteils an. Die Regierung sei nicht unter Druck, eine schnelle Entscheidung treffen zu müssen. Es sei daher nicht der Tag für Spekulationen.
Der Bund ist mit 15,6 Prozent größter Anteilseigner der Commerzbank. Die Beteiligung geht noch auf die Rettung in der globalen Finanzkrise 2008 zurück. Ein Ausstieg ist bislang nicht gelungen, auch weil sich dies für den Bund finanziell nicht gerechnet hat.
Auch im europäischen Ausland profitieren vor allem die zinsempfindlichen Bank- und Versicherungswerte: Im EuroStoxx 50 sicherten sich etwa Axa mit einem Aufschlag von knapp 1,7 Prozent den Spitzenplatz. Bei den Banken im Index taten sich ING und BNP Paribas mit Gewinnen um jeweils gut ein Prozent hervor. Analyst Andreas Scheriau von Goldman Sachs sieht die niederländische ING als besonders starken Profiteur, die mit einer halben Billion Euro über das größte Volumen an Privatkunden-Einlagen verfüge.
Fazit
Die "Saure-Gurken-Zeit" von Mager- bis Minus-Zinsen bei den Finanzwerten ist vorbei. Im Umfeld steigender Leitzinsen dürften Deutsche, Commerzbank und auch die europäischen Konkurrenten profitieren. BÖRSE ONLINE hält die Aktien von Deutsche Bank und insbesondere Commerzbank weiterhin für kaufenswert.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.