Bankaktien sind seit den Zinsanstiegen in aller Munde, doch in dieser Krise nicht die besten Performer. Woran liegt das und taugen Bankaktien aktuell überhaupt als Investment oder sind sie aufgrund ihrer hohen Dividenden nur Anlegerfallen? Von Johann Werther
Banken in der Krise
Zu Beginn der Zinserhöhungen waren Bankaktien in aller Munde, da diese von der Theorie her von den gestiegenen Zinsen hätten profitieren sollen. Doch wirft man einen tieferen Blick wird klar, dass dem eigentlich gar nicht so sein kann. So finanzieren weniger Menschen ihr Haus, ihr Auto oder ihren Konsum in wirtschaftlich schlechten Phasen und zu steigenden Zinsen, weshalb gerade im Privatkundengeschäft rückläufige Umsätze für dieses Jahr erwartet werden.
Zudem befinden sich viele Banken aktuell in einer Transformation oder leichteren Schieflage, was mit hohen Schulden einhergeht, die durch die höheren Zinsen meist noch mehr zur Belastung werden. Außerdem machen den etablierten Geldhäusern gerade in Deutschland die Neo-Banken und Broker zu schaffen, sodass der Umsatz pro Privatkunde in Deutschland zum internationalen Vergleich deutlich geringer ausfällt.
Hohe Dividenden und nichts dahinter
Besonders attraktiv für Anleger sind Banken trotzdem wegen ihrer hohen Dividendenrenditen und der Value-Ausrichtung, welche sie besitzen. Schaut man sich allerdings einmal Marktbreite und thesaurierende ETFs an, die die Dividenden reinvestieren, so wird klar, wie schlecht Anleger mit Bankaktien gefahren sind. So liegt etwa der MSCI Europe Banks ETF seit seiner Auflage im Jahr 2017 ca. 20 Prozent im Minus, während der S&P US Banks immerhin 26 Prozent seit 2017 gemacht hat, was immer noch eine bemerkenswerte Underperformance zum Markt ist.
Es stellt sich immer mehr heraus, dass es Banken vor allem in Europa an Wachstum und Wachstumsmöglichkeiten fehlt, weshalb es gut sein kann, dass die ohnehin niedrigen Bewertungsmultiplikatoren weiter fallen.
Fazit
Banken per se eignen sich sicherlich nicht als alleiniges Investment, um sich vor der Krise zu schützen und gerade die deutschen Banken haben noch einige Probleme, welche bewältigt werden müssen, ehe wieder Schwung in die Aktien kommen kann. Anleger, welche trotzdem im Markt investiert sein wollen, sollten deshalb nicht auf breite Indizes, sondern auf Stock-Picking setzen, da hier zu viele Verlierer mitgekauft werden. Im aktuellen Zinsumfeld sind natürlich die amerikanischen Banken wie J.P. Morgan besonders interessant, doch auch in Europa gibt es einige Geldhäuser, welche einen Blick wert sein könnten. Hierbei ist es besonders die niederländische ING und die französische BNP Paribas.
Allerdings könnten die Geldhäuser allesamt noch mehr abgestraft werden, sollte die globale Rezession milder ausfallen als geplant und die Zinsen im nächsten Jahr bereits anfangen zu sinken. In einem solchen Szenario würden Bankaktien zweimal hintereinander von den Bären nach unten gedrückt (einmal durch Rezessionsangst und einmal durch Zinssenkung), was Anlegern sicher wenig Freude bereiten würde.