In den europäischen Bankensektor ist die Konsolidierungsfantasie zurückgekehrt. Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss der Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS haben zu Wochenbeginn die Aktienkurse beider Häuser angetrieben. Erst vor Kurzem hatten die beiden spanischen Institute Caixabank und Bankia ihre Fusionspläne offengelegt. In Spanien gibt es Corona-bedingt viele Kreditausfälle, die Geldhäuser haben hohen Abschreibungsbedarf und stehen unter Druck.
Die Ratingagentur Fitch geht davon aus, dass Caixabank-Bankia nur der Startschuss ist für eine weitergehende Bankenkonsolidierung. Grenzüberschreitende Zusammenschlüsse bleiben allerdings insbesondere aus regulatorischen Gründen vorerst schwierig.
Auch die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank wurden zuletzt immer wieder von Fusionsspekulationen angetrieben. Beide Häuser hatten Anfang vergangenen Jahres einen Zusammenschluss ausgelotet. Die Gespräche endeten allerdings im April 2019 vorerst ergebnislos. Während die Deutsche Bank beim Umbau inzwischen Fortschritte macht, kommt die Commerzbank auf keinen grünen Zweig. Der Finanzinvestor Cerberus hat den Druck zuletzt erhöht. Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann, Vorstandschef Martin Zielke und Privatkundenchef Michael Mandel gehen. Unter neuer Führung könnte auch das Fusionsprojekt neu aufgelegt werden, heißt es.
Strategiediskussion in Zürich
Unterdessen gilt UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber als treibende Kraft für neue Fusionsgespräche mit der Credit Suisse. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail: Beide Häuser kämen zusammen auf 60 Prozent Marktanteil im Schweizer Heimatmarkt, was wettbewerbsrechtlich ein Problem ist. Das Privatkundengeschäft und das Investmentbanking müssten reduziert werden. Synergien ließen sich zudem vor allem durch den unpopulären Abbau von mindestens 15 000 Stellen im Inland realisieren. So könnte es auch nur um den Zusammenschluss von Teilen gehen. Weber hatte bereits 2019 eine Zusammenlegung des Fondsmanagements und der Vermögensverwaltung mit den Aktivitäten der Deutschen Bank sondiert, allerdings ohne Ergebnis.
Doch auch bei der UBS bahnt sich ein Chefwechsel an, der Dynamik in den Prozess bringen könnte: Den ausscheidenden UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti löst am 1. November der bisherige Chef der niederländischen ING, Ralph Hamers, ab. Hamers steht in dem Ruf, radikale Schritte nicht zu scheuen. Zudem setzt er auf digitale Neuausrichtung. Die Bank der Zukunft ist für ihn eher ein Internet- und Digitalkonzern. Hamers selbst sieht seinen Wechsel pragmatisch: "Es ist eine völlig neue Herausforderung, weil es eine völlig andere Bank ist."